Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

in hiesigen Gegenden stand, so hat die ganze Ba-
taille wenig zu bedeuten gehabt.

Davon versteht Ihr nichts, Hofschulze! fuhr
der Sammler auf. Auf der Hermannsschlacht
beruht das gesammte deutsche Wesen. Wenn Her-
mann der Befreier nicht gewesen wäre, so säßet
Ihr nicht so breit hier zwischen Euren Hecken und
Pfählen. Aber Ihr Leute lebt nur von einem Tage
zum Andern und Geschichte und Alterthümer sind
Euch nichts nütze.

Oho, Herr Schmitz, da thun Sie mir doch groß
Unrecht! versetzte der alte Bauer stolz. Weiß
Gott, was für Plaisir es mir macht, bei Win-
terszeit die Chroniken und Historienbücher zu le-
sen, und Sie selbst wissen, daß ich mit dem
Schwerte von Carolus Magnus, (der Alte sprach
die zweite Sylbe lang aus;) welches nun seit tau-
send und mehreren Jahren im Oberhofe aufbe-
wahrt wird, umgehe, wie mit meinem Augapfel,
folglich ...

Das Schwert Karls des Großen! sagte der
Sammler höhnisch. Freund, ist es denn nicht mög-
lich, Euch diese Grillen aus dem Kopfe zu bringen?
Hört doch nur --


in hieſigen Gegenden ſtand, ſo hat die ganze Ba-
taille wenig zu bedeuten gehabt.

Davon verſteht Ihr nichts, Hofſchulze! fuhr
der Sammler auf. Auf der Hermannsſchlacht
beruht das geſammte deutſche Weſen. Wenn Her-
mann der Befreier nicht geweſen wäre, ſo ſäßet
Ihr nicht ſo breit hier zwiſchen Euren Hecken und
Pfählen. Aber Ihr Leute lebt nur von einem Tage
zum Andern und Geſchichte und Alterthümer ſind
Euch nichts nütze.

Oho, Herr Schmitz, da thun Sie mir doch groß
Unrecht! verſetzte der alte Bauer ſtolz. Weiß
Gott, was für Plaiſir es mir macht, bei Win-
terszeit die Chroniken und Hiſtorienbücher zu le-
ſen, und Sie ſelbſt wiſſen, daß ich mit dem
Schwerte von Carolus Magnus, (der Alte ſprach
die zweite Sylbe lang aus;) welches nun ſeit tau-
ſend und mehreren Jahren im Oberhofe aufbe-
wahrt wird, umgehe, wie mit meinem Augapfel,
folglich …

Das Schwert Karls des Großen! ſagte der
Sammler höhniſch. Freund, iſt es denn nicht mög-
lich, Euch dieſe Grillen aus dem Kopfe zu bringen?
Hört doch nur —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0290" n="282"/>
in hie&#x017F;igen Gegenden &#x017F;tand, &#x017F;o hat die ganze Ba-<lb/>
taille wenig zu bedeuten gehabt.</p><lb/>
          <p>Davon ver&#x017F;teht Ihr nichts, Hof&#x017F;chulze! fuhr<lb/>
der Sammler auf. Auf der Hermanns&#x017F;chlacht<lb/>
beruht das ge&#x017F;ammte deut&#x017F;che We&#x017F;en. Wenn Her-<lb/>
mann der Befreier nicht gewe&#x017F;en wäre, &#x017F;o &#x017F;äßet<lb/>
Ihr nicht &#x017F;o breit hier zwi&#x017F;chen Euren Hecken und<lb/>
Pfählen. Aber Ihr Leute lebt nur von einem Tage<lb/>
zum Andern und Ge&#x017F;chichte und Alterthümer &#x017F;ind<lb/>
Euch nichts nütze.</p><lb/>
          <p>Oho, Herr Schmitz, da thun Sie mir doch groß<lb/>
Unrecht! ver&#x017F;etzte der alte Bauer &#x017F;tolz. Weiß<lb/>
Gott, was für Plai&#x017F;ir es mir macht, bei Win-<lb/>
terszeit die Chroniken und Hi&#x017F;torienbücher zu le-<lb/>
&#x017F;en, und Sie &#x017F;elb&#x017F;t wi&#x017F;&#x017F;en, daß ich mit dem<lb/>
Schwerte von Carolus Magnus, (der Alte &#x017F;prach<lb/>
die zweite Sylbe lang aus;) welches nun &#x017F;eit tau-<lb/>
&#x017F;end und mehreren Jahren im Oberhofe aufbe-<lb/>
wahrt wird, umgehe, wie mit meinem Augapfel,<lb/>
folglich &#x2026;</p><lb/>
          <p>Das Schwert Karls des Großen! &#x017F;agte der<lb/>
Sammler höhni&#x017F;ch. Freund, i&#x017F;t es denn nicht mög-<lb/>
lich, Euch die&#x017F;e Grillen aus dem Kopfe zu bringen?<lb/>
Hört doch nur &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0290] in hieſigen Gegenden ſtand, ſo hat die ganze Ba- taille wenig zu bedeuten gehabt. Davon verſteht Ihr nichts, Hofſchulze! fuhr der Sammler auf. Auf der Hermannsſchlacht beruht das geſammte deutſche Weſen. Wenn Her- mann der Befreier nicht geweſen wäre, ſo ſäßet Ihr nicht ſo breit hier zwiſchen Euren Hecken und Pfählen. Aber Ihr Leute lebt nur von einem Tage zum Andern und Geſchichte und Alterthümer ſind Euch nichts nütze. Oho, Herr Schmitz, da thun Sie mir doch groß Unrecht! verſetzte der alte Bauer ſtolz. Weiß Gott, was für Plaiſir es mir macht, bei Win- terszeit die Chroniken und Hiſtorienbücher zu le- ſen, und Sie ſelbſt wiſſen, daß ich mit dem Schwerte von Carolus Magnus, (der Alte ſprach die zweite Sylbe lang aus;) welches nun ſeit tau- ſend und mehreren Jahren im Oberhofe aufbe- wahrt wird, umgehe, wie mit meinem Augapfel, folglich … Das Schwert Karls des Großen! ſagte der Sammler höhniſch. Freund, iſt es denn nicht mög- lich, Euch dieſe Grillen aus dem Kopfe zu bringen? Hört doch nur —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/290
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/290>, abgerufen am 13.06.2024.