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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Doch das klingt für diese Arabeskengeschichte
zu ernsthaft. Sehen wir uns lieber im Oberhofe
selbst um! Wenn das Lob der Freunde immer ein sehr
zweideutiges bleibt, so darf man dagegen dem Neide
der Feinde vertrauen, und am glaubwürdigsten ist ein
Pferdehändler, der die guten Umstände eines Bauern
herausstreicht, mit welchem er nicht des Handels
einig werden konnte. Zwar ließ sich von dem Hofe
nicht, wie der Roßkamm Marx sagte, behaupten, es
sei darin, als ob man sich bei einem Grafen befinde,
dagegen nahm man, wohin man blickte, bäurischen
Wohlstand und einen Segen wahr, welcher dem
hungrigsten Menschen zurufen mußte: Hier kannst
du dich mit satt essen, die Schüssel ist immerdar voll.

Der Hof lag ganz allein an der Grenze der
fruchtbaren Börde, da wo sie in das Hügel- und
Waldland übergeht. Die letzten Felder des Hof-
schulzen stiegen schon sacht die Anhöhen hinauf, und
eine Meile von dort war Gebirg. Der nächste
Nachbar der Bauerschaft wohnte eine Viertelstunde
vom Hofe. Um diesen breitete sich alles Besitz-
thum, welches eine große ländliche Wirthschaft
nöthig hat, aus; Feld, Wald, Wiese, unzerstückelt,
in geschlossenem Zusammenhange.


Doch das klingt für dieſe Arabeskengeſchichte
zu ernſthaft. Sehen wir uns lieber im Oberhofe
ſelbſt um! Wenn das Lob der Freunde immer ein ſehr
zweideutiges bleibt, ſo darf man dagegen dem Neide
der Feinde vertrauen, und am glaubwürdigſten iſt ein
Pferdehändler, der die guten Umſtände eines Bauern
herausſtreicht, mit welchem er nicht des Handels
einig werden konnte. Zwar ließ ſich von dem Hofe
nicht, wie der Roßkamm Marx ſagte, behaupten, es
ſei darin, als ob man ſich bei einem Grafen befinde,
dagegen nahm man, wohin man blickte, bäuriſchen
Wohlſtand und einen Segen wahr, welcher dem
hungrigſten Menſchen zurufen mußte: Hier kannſt
du dich mit ſatt eſſen, die Schüſſel iſt immerdar voll.

Der Hof lag ganz allein an der Grenze der
fruchtbaren Börde, da wo ſie in das Hügel- und
Waldland übergeht. Die letzten Felder des Hof-
ſchulzen ſtiegen ſchon ſacht die Anhöhen hinauf, und
eine Meile von dort war Gebirg. Der nächſte
Nachbar der Bauerſchaft wohnte eine Viertelſtunde
vom Hofe. Um dieſen breitete ſich alles Beſitz-
thum, welches eine große ländliche Wirthſchaft
nöthig hat, aus; Feld, Wald, Wieſe, unzerſtückelt,
in geſchloſſenem Zuſammenhange.


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[294/0302] Doch das klingt für dieſe Arabeskengeſchichte zu ernſthaft. Sehen wir uns lieber im Oberhofe ſelbſt um! Wenn das Lob der Freunde immer ein ſehr zweideutiges bleibt, ſo darf man dagegen dem Neide der Feinde vertrauen, und am glaubwürdigſten iſt ein Pferdehändler, der die guten Umſtände eines Bauern herausſtreicht, mit welchem er nicht des Handels einig werden konnte. Zwar ließ ſich von dem Hofe nicht, wie der Roßkamm Marx ſagte, behaupten, es ſei darin, als ob man ſich bei einem Grafen befinde, dagegen nahm man, wohin man blickte, bäuriſchen Wohlſtand und einen Segen wahr, welcher dem hungrigſten Menſchen zurufen mußte: Hier kannſt du dich mit ſatt eſſen, die Schüſſel iſt immerdar voll. Der Hof lag ganz allein an der Grenze der fruchtbaren Börde, da wo ſie in das Hügel- und Waldland übergeht. Die letzten Felder des Hof- ſchulzen ſtiegen ſchon ſacht die Anhöhen hinauf, und eine Meile von dort war Gebirg. Der nächſte Nachbar der Bauerſchaft wohnte eine Viertelſtunde vom Hofe. Um dieſen breitete ſich alles Beſitz- thum, welches eine große ländliche Wirthſchaft nöthig hat, aus; Feld, Wald, Wieſe, unzerſtückelt, in geſchloſſenem Zuſammenhange.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/302>, abgerufen am 21.11.2024.