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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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setzten sie sich auf einen großen Stein, der dort
nebst mehreren Andern lag, im Schatten einer
mächtigen Linde. Der Jüngere gab dem Alten
Geld und Schriften, deutete ihm die Richtung an,
in welcher er nun seinen Weg fortsetzen müsse,
und sagte zu ihm: Jetzt Jochem, geh und sei
gescheidt, daß wir des vermaledeiten Schrimbs oder
Peppel habhaft werden, der solche abscheuliche Lügen
ausgedacht hat. Und sobald du ihn entdeckt hast,
gieb mir Nachricht.

Ich werd' g'scheidt seyn, erwiederte der alte
Jochem. Ich frage immer so sacht und unter der
Hand in den Flecken und Städten nach Einem, der
sich Schrimbs oder Peppel schreibt, und es müßte
mit dem Henker zugehen, wenn ich den Gauch
nicht ausfindig machen wollte. Sie halten sich der-
weile incognito-verborgen, bis Sie von mir ein
Weiteres vernehmen.

Wohl, sagte der junge Mann, und nur immer
äußerst vorsichtig und bedachtsam gehandelt, Jochem,
denn wir sind nicht mehr im lieben Schwabenland,
sondern dahaußen unter Sachsen und Franken.

Die wüsten Kerl'! versetzte der alte Jochem. Sie
haben halt lang von Schwabenstreichen gesprochen,

ſetzten ſie ſich auf einen großen Stein, der dort
nebſt mehreren Andern lag, im Schatten einer
mächtigen Linde. Der Jüngere gab dem Alten
Geld und Schriften, deutete ihm die Richtung an,
in welcher er nun ſeinen Weg fortſetzen müſſe,
und ſagte zu ihm: Jetzt Jochem, geh und ſei
geſcheidt, daß wir des vermaledeiten Schrimbs oder
Peppel habhaft werden, der ſolche abſcheuliche Lügen
ausgedacht hat. Und ſobald du ihn entdeckt haſt,
gieb mir Nachricht.

Ich werd’ g’ſcheidt ſeyn, erwiederte der alte
Jochem. Ich frage immer ſo ſacht und unter der
Hand in den Flecken und Städten nach Einem, der
ſich Schrimbs oder Peppel ſchreibt, und es müßte
mit dem Henker zugehen, wenn ich den Gauch
nicht ausfindig machen wollte. Sie halten ſich der-
weile incognito-verborgen, bis Sie von mir ein
Weiteres vernehmen.

Wohl, ſagte der junge Mann, und nur immer
äußerſt vorſichtig und bedachtſam gehandelt, Jochem,
denn wir ſind nicht mehr im lieben Schwabenland,
ſondern dahaußen unter Sachſen und Franken.

Die wüſten Kerl’! verſetzte der alte Jochem. Sie
haben halt lang von Schwabenſtreichen geſprochen,

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[300/0308] ſetzten ſie ſich auf einen großen Stein, der dort nebſt mehreren Andern lag, im Schatten einer mächtigen Linde. Der Jüngere gab dem Alten Geld und Schriften, deutete ihm die Richtung an, in welcher er nun ſeinen Weg fortſetzen müſſe, und ſagte zu ihm: Jetzt Jochem, geh und ſei geſcheidt, daß wir des vermaledeiten Schrimbs oder Peppel habhaft werden, der ſolche abſcheuliche Lügen ausgedacht hat. Und ſobald du ihn entdeckt haſt, gieb mir Nachricht. Ich werd’ g’ſcheidt ſeyn, erwiederte der alte Jochem. Ich frage immer ſo ſacht und unter der Hand in den Flecken und Städten nach Einem, der ſich Schrimbs oder Peppel ſchreibt, und es müßte mit dem Henker zugehen, wenn ich den Gauch nicht ausfindig machen wollte. Sie halten ſich der- weile incognito-verborgen, bis Sie von mir ein Weiteres vernehmen. Wohl, ſagte der junge Mann, und nur immer äußerſt vorſichtig und bedachtſam gehandelt, Jochem, denn wir ſind nicht mehr im lieben Schwabenland, ſondern dahaußen unter Sachſen und Franken. Die wüſten Kerl’! verſetzte der alte Jochem. Sie haben halt lang von Schwabenſtreichen geſprochen,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/308>, abgerufen am 22.11.2024.