daß ihr Herz ihr nach Schwaben nur an einem Faden gefolgt war, den ein schöner Cavalier in den oester- reichischen Erblanden hielt.
Bei den Anstrengungen, die wir solcherweise machten, fielen die lächerlichsten Scenen vor, ins- besondere von meiner Seite, der ich für diese spitz- findigen Combinationen der Verhältnisse gar nicht zugerichtet bin. Ich wollte alle Schuld, daß ein Schein von Neigung entstanden war, auf mich neh- men, verwickelte mich darüber in die unsinnigsten Erklä- rungen, bekannte mich endlich für schon anderweit im Auslande verlobt, widerrief diese Lüge im nächsten Augenblicke -- kurz, ich stellte bei der ganzen Sache den Helden einer ziemlich lustigen Novelle dar.
Indessen würde diese nur im Kreise der näch- sten Bekanntschaft angeklungen und verklungen seyn, wenn sich nicht ein fremder Störenfried herbeige- macht und sie zur Befriedigung seines schlechten Witzes gemißbraucht hätte.
Es hielt sich nämlich damals seit einiger Zeit bei uns ein Mensch auf, Namens Schrimbs, oder Peppel, wie er anderer Orten geheißen hat. Der Himmel weiß, wie viel Namen er überhaupt in der Welt geführt haben mag und noch führt!
daß ihr Herz ihr nach Schwaben nur an einem Faden gefolgt war, den ein ſchöner Cavalier in den oeſter- reichiſchen Erblanden hielt.
Bei den Anſtrengungen, die wir ſolcherweiſe machten, fielen die lächerlichſten Scenen vor, ins- beſondere von meiner Seite, der ich für dieſe ſpitz- findigen Combinationen der Verhältniſſe gar nicht zugerichtet bin. Ich wollte alle Schuld, daß ein Schein von Neigung entſtanden war, auf mich neh- men, verwickelte mich darüber in die unſinnigſten Erklä- rungen, bekannte mich endlich für ſchon anderweit im Auslande verlobt, widerrief dieſe Lüge im nächſten Augenblicke — kurz, ich ſtellte bei der ganzen Sache den Helden einer ziemlich luſtigen Novelle dar.
Indeſſen würde dieſe nur im Kreiſe der näch- ſten Bekanntſchaft angeklungen und verklungen ſeyn, wenn ſich nicht ein fremder Störenfried herbeige- macht und ſie zur Befriedigung ſeines ſchlechten Witzes gemißbraucht hätte.
Es hielt ſich nämlich damals ſeit einiger Zeit bei uns ein Menſch auf, Namens Schrimbs, oder Peppel, wie er anderer Orten geheißen hat. Der Himmel weiß, wie viel Namen er überhaupt in der Welt geführt haben mag und noch führt!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0339"n="331"/>
daß ihr Herz ihr nach Schwaben nur an einem Faden<lb/>
gefolgt war, den ein ſchöner Cavalier in den oeſter-<lb/>
reichiſchen Erblanden hielt.</p><lb/><p>Bei den Anſtrengungen, die wir ſolcherweiſe<lb/>
machten, fielen die lächerlichſten Scenen vor, ins-<lb/>
beſondere von meiner Seite, der ich für dieſe ſpitz-<lb/>
findigen Combinationen der Verhältniſſe gar nicht<lb/>
zugerichtet bin. Ich wollte alle Schuld, daß ein<lb/>
Schein von Neigung entſtanden war, auf mich neh-<lb/>
men, verwickelte mich darüber in die unſinnigſten Erklä-<lb/>
rungen, bekannte mich endlich für ſchon anderweit im<lb/>
Auslande verlobt, widerrief dieſe Lüge im nächſten<lb/>
Augenblicke — kurz, ich ſtellte bei der ganzen Sache<lb/>
den Helden einer ziemlich luſtigen Novelle dar.</p><lb/><p>Indeſſen würde dieſe nur im Kreiſe der näch-<lb/>ſten Bekanntſchaft angeklungen und verklungen ſeyn,<lb/>
wenn ſich nicht ein fremder Störenfried herbeige-<lb/>
macht und ſie zur Befriedigung ſeines ſchlechten<lb/>
Witzes gemißbraucht hätte.</p><lb/><p>Es hielt ſich nämlich damals ſeit einiger Zeit<lb/>
bei uns ein Menſch auf, Namens Schrimbs, oder<lb/>
Peppel, wie er anderer Orten geheißen hat. Der<lb/>
Himmel weiß, wie viel Namen er überhaupt in<lb/>
der Welt geführt haben mag und noch führt!<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[331/0339]
daß ihr Herz ihr nach Schwaben nur an einem Faden
gefolgt war, den ein ſchöner Cavalier in den oeſter-
reichiſchen Erblanden hielt.
Bei den Anſtrengungen, die wir ſolcherweiſe
machten, fielen die lächerlichſten Scenen vor, ins-
beſondere von meiner Seite, der ich für dieſe ſpitz-
findigen Combinationen der Verhältniſſe gar nicht
zugerichtet bin. Ich wollte alle Schuld, daß ein
Schein von Neigung entſtanden war, auf mich neh-
men, verwickelte mich darüber in die unſinnigſten Erklä-
rungen, bekannte mich endlich für ſchon anderweit im
Auslande verlobt, widerrief dieſe Lüge im nächſten
Augenblicke — kurz, ich ſtellte bei der ganzen Sache
den Helden einer ziemlich luſtigen Novelle dar.
Indeſſen würde dieſe nur im Kreiſe der näch-
ſten Bekanntſchaft angeklungen und verklungen ſeyn,
wenn ſich nicht ein fremder Störenfried herbeige-
macht und ſie zur Befriedigung ſeines ſchlechten
Witzes gemißbraucht hätte.
Es hielt ſich nämlich damals ſeit einiger Zeit
bei uns ein Menſch auf, Namens Schrimbs, oder
Peppel, wie er anderer Orten geheißen hat. Der
Himmel weiß, wie viel Namen er überhaupt in
der Welt geführt haben mag und noch führt!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/339>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.