hatte er viel mit Andern abzureden, da täglich Menschen im Hofe einsprachen, die ihn um Rath oder Hülfe angingen. Bei diesen Gelegenheiten bemerkte der Jäger, daß der Hofschulze im eigent- lichen Sinne des Worts nie etwas umsonst that. Er war gegen Nachbarn, Gevattern und Freunde zu Allem bereit, aber sie mußten ihm immer etwas dagegen leisten, und wäre es nur die unentgelt- liche Ausrichtung eines Auftrags nach einer in der Nähe belegenen Bauerschaft, oder eines andern klei- nen Dienstes dieser Art gewesen.
Täglich wurde geknallt, freilich immer vorbei, so daß der Alte, der stäts in's Schwarze traf, er mochte zielen, worauf er wollte, über diese frucht- losen Bemühungen verwunderte Augen zu machen begann.
Es war ein Glück für unsern Jäger, daß gerade um jene Zeit der zunächstwohnende Gutsbesitzer sich mit seiner Familie und Dienerschaft auf einer Reise befand, sonst würden ihn wahrscheinlich doch einmal die zünftigen Schützen oben am Freistuhl ertappt haben.
Gern wäre der junge Schwabe in Manches eingedrungen, was ihm verhüllt blieb. Der erste
hatte er viel mit Andern abzureden, da täglich Menſchen im Hofe einſprachen, die ihn um Rath oder Hülfe angingen. Bei dieſen Gelegenheiten bemerkte der Jäger, daß der Hofſchulze im eigent- lichen Sinne des Worts nie etwas umſonſt that. Er war gegen Nachbarn, Gevattern und Freunde zu Allem bereit, aber ſie mußten ihm immer etwas dagegen leiſten, und wäre es nur die unentgelt- liche Ausrichtung eines Auftrags nach einer in der Nähe belegenen Bauerſchaft, oder eines andern klei- nen Dienſtes dieſer Art geweſen.
Täglich wurde geknallt, freilich immer vorbei, ſo daß der Alte, der ſtäts in’s Schwarze traf, er mochte zielen, worauf er wollte, über dieſe frucht- loſen Bemühungen verwunderte Augen zu machen begann.
Es war ein Glück für unſern Jäger, daß gerade um jene Zeit der zunächſtwohnende Gutsbeſitzer ſich mit ſeiner Familie und Dienerſchaft auf einer Reiſe befand, ſonſt würden ihn wahrſcheinlich doch einmal die zünftigen Schützen oben am Freiſtuhl ertappt haben.
Gern wäre der junge Schwabe in Manches eingedrungen, was ihm verhüllt blieb. Der erſte
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hatte er viel mit Andern abzureden, da täglich
Menſchen im Hofe einſprachen, die ihn um Rath
oder Hülfe angingen. Bei dieſen Gelegenheiten
bemerkte der Jäger, daß der Hofſchulze im eigent-
lichen Sinne des Worts nie etwas umſonſt that.
Er war gegen Nachbarn, Gevattern und Freunde
zu Allem bereit, aber ſie mußten ihm immer etwas
dagegen leiſten, und wäre es nur die unentgelt-
liche Ausrichtung eines Auftrags nach einer in der
Nähe belegenen Bauerſchaft, oder eines andern klei-
nen Dienſtes dieſer Art geweſen.
Täglich wurde geknallt, freilich immer vorbei,
ſo daß der Alte, der ſtäts in’s Schwarze traf, er
mochte zielen, worauf er wollte, über dieſe frucht-
loſen Bemühungen verwunderte Augen zu machen
begann.
Es war ein Glück für unſern Jäger, daß gerade
um jene Zeit der zunächſtwohnende Gutsbeſitzer
ſich mit ſeiner Familie und Dienerſchaft auf einer
Reiſe befand, ſonſt würden ihn wahrſcheinlich doch
einmal die zünftigen Schützen oben am Freiſtuhl
ertappt haben.
Gern wäre der junge Schwabe in Manches
eingedrungen, was ihm verhüllt blieb. Der erſte
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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