lich noch röther, als zuvor, küßte dem Geistlichen, welcher noch ein jüngerer Mann war, demüthig die Hand, nahm ihm Hut und Stock ab und reichte ihm zum Willkomm einen Erfrischungstrunk. Die Andern, nachdem sie Reihe herum die Braut eben- falls mit Handschlag und Glückwunsch bedacht hatten und durch einen Trunk erquickt worden wa- ren, verließen die Stube und gingen auf den Flur, der Geistliche aber unterhielt sich mit dem Hof- schulzen, der beständig seinen Hut in der Hand, in ehrerbietiger Stellung vor ihm stand, über Gemeinde-Angelegenheiten.
Gern hätte der junge Jäger, welcher, von den Uebrigen unbeachtet, aus einer Ecke der Stube den Auftritt mit angesehen hatte, schon früher den Geistlichen begrüßt, wenn es ihm nicht unbescheiden vorgekommen wäre, die Anreden und Antworten der Fremden und Hofesgenossen, welche trotz der bäuerlichen Scene etwas Diplomatisches hatten, zu stören. Denn in dem Diaconus war von ihm mit Erstaunen und Freude ein ehemaliger acade- mischer Bekannter wiedergefunden worden. Jetzt verließ der Hofschulze auf einen Augenblick das Zimmer und nun ging der Jäger zum Diaconus,
lich noch röther, als zuvor, küßte dem Geiſtlichen, welcher noch ein jüngerer Mann war, demüthig die Hand, nahm ihm Hut und Stock ab und reichte ihm zum Willkomm einen Erfriſchungstrunk. Die Andern, nachdem ſie Reihe herum die Braut eben- falls mit Handſchlag und Glückwunſch bedacht hatten und durch einen Trunk erquickt worden wa- ren, verließen die Stube und gingen auf den Flur, der Geiſtliche aber unterhielt ſich mit dem Hof- ſchulzen, der beſtändig ſeinen Hut in der Hand, in ehrerbietiger Stellung vor ihm ſtand, über Gemeinde-Angelegenheiten.
Gern hätte der junge Jäger, welcher, von den Uebrigen unbeachtet, aus einer Ecke der Stube den Auftritt mit angeſehen hatte, ſchon früher den Geiſtlichen begrüßt, wenn es ihm nicht unbeſcheiden vorgekommen wäre, die Anreden und Antworten der Fremden und Hofesgenoſſen, welche trotz der bäuerlichen Scene etwas Diplomatiſches hatten, zu ſtören. Denn in dem Diaconus war von ihm mit Erſtaunen und Freude ein ehemaliger acade- miſcher Bekannter wiedergefunden worden. Jetzt verließ der Hofſchulze auf einen Augenblick das Zimmer und nun ging der Jäger zum Diaconus,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0386"n="378"/>
lich noch röther, als zuvor, küßte dem Geiſtlichen,<lb/>
welcher noch ein jüngerer Mann war, demüthig die<lb/>
Hand, nahm ihm Hut und Stock ab und reichte<lb/>
ihm zum Willkomm einen Erfriſchungstrunk. Die<lb/>
Andern, nachdem ſie Reihe herum die Braut eben-<lb/>
falls mit Handſchlag und Glückwunſch bedacht<lb/>
hatten und durch einen Trunk erquickt worden wa-<lb/>
ren, verließen die Stube und gingen auf den Flur,<lb/>
der Geiſtliche aber unterhielt ſich mit dem Hof-<lb/>ſchulzen, der beſtändig ſeinen Hut in der Hand,<lb/>
in ehrerbietiger Stellung vor ihm ſtand, über<lb/>
Gemeinde-Angelegenheiten.</p><lb/><p>Gern hätte der junge Jäger, welcher, von den<lb/>
Uebrigen unbeachtet, aus einer Ecke der Stube<lb/>
den Auftritt mit angeſehen hatte, ſchon früher den<lb/>
Geiſtlichen begrüßt, wenn es ihm nicht unbeſcheiden<lb/>
vorgekommen wäre, die Anreden und Antworten<lb/>
der Fremden und Hofesgenoſſen, welche trotz der<lb/>
bäuerlichen Scene etwas Diplomatiſches hatten,<lb/>
zu ſtören. Denn in dem Diaconus war von ihm<lb/>
mit Erſtaunen und Freude ein ehemaliger acade-<lb/>
miſcher Bekannter wiedergefunden worden. Jetzt<lb/>
verließ der Hofſchulze auf einen Augenblick das<lb/>
Zimmer und nun ging der Jäger zum Diaconus,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[378/0386]
lich noch röther, als zuvor, küßte dem Geiſtlichen,
welcher noch ein jüngerer Mann war, demüthig die
Hand, nahm ihm Hut und Stock ab und reichte
ihm zum Willkomm einen Erfriſchungstrunk. Die
Andern, nachdem ſie Reihe herum die Braut eben-
falls mit Handſchlag und Glückwunſch bedacht
hatten und durch einen Trunk erquickt worden wa-
ren, verließen die Stube und gingen auf den Flur,
der Geiſtliche aber unterhielt ſich mit dem Hof-
ſchulzen, der beſtändig ſeinen Hut in der Hand,
in ehrerbietiger Stellung vor ihm ſtand, über
Gemeinde-Angelegenheiten.
Gern hätte der junge Jäger, welcher, von den
Uebrigen unbeachtet, aus einer Ecke der Stube
den Auftritt mit angeſehen hatte, ſchon früher den
Geiſtlichen begrüßt, wenn es ihm nicht unbeſcheiden
vorgekommen wäre, die Anreden und Antworten
der Fremden und Hofesgenoſſen, welche trotz der
bäuerlichen Scene etwas Diplomatiſches hatten,
zu ſtören. Denn in dem Diaconus war von ihm
mit Erſtaunen und Freude ein ehemaliger acade-
miſcher Bekannter wiedergefunden worden. Jetzt
verließ der Hofſchulze auf einen Augenblick das
Zimmer und nun ging der Jäger zum Diaconus,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/386>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.