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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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lich noch röther, als zuvor, küßte dem Geistlichen,
welcher noch ein jüngerer Mann war, demüthig die
Hand, nahm ihm Hut und Stock ab und reichte
ihm zum Willkomm einen Erfrischungstrunk. Die
Andern, nachdem sie Reihe herum die Braut eben-
falls mit Handschlag und Glückwunsch bedacht
hatten und durch einen Trunk erquickt worden wa-
ren, verließen die Stube und gingen auf den Flur,
der Geistliche aber unterhielt sich mit dem Hof-
schulzen, der beständig seinen Hut in der Hand,
in ehrerbietiger Stellung vor ihm stand, über
Gemeinde-Angelegenheiten.

Gern hätte der junge Jäger, welcher, von den
Uebrigen unbeachtet, aus einer Ecke der Stube
den Auftritt mit angesehen hatte, schon früher den
Geistlichen begrüßt, wenn es ihm nicht unbescheiden
vorgekommen wäre, die Anreden und Antworten
der Fremden und Hofesgenossen, welche trotz der
bäuerlichen Scene etwas Diplomatisches hatten,
zu stören. Denn in dem Diaconus war von ihm
mit Erstaunen und Freude ein ehemaliger acade-
mischer Bekannter wiedergefunden worden. Jetzt
verließ der Hofschulze auf einen Augenblick das
Zimmer und nun ging der Jäger zum Diaconus,

lich noch röther, als zuvor, küßte dem Geiſtlichen,
welcher noch ein jüngerer Mann war, demüthig die
Hand, nahm ihm Hut und Stock ab und reichte
ihm zum Willkomm einen Erfriſchungstrunk. Die
Andern, nachdem ſie Reihe herum die Braut eben-
falls mit Handſchlag und Glückwunſch bedacht
hatten und durch einen Trunk erquickt worden wa-
ren, verließen die Stube und gingen auf den Flur,
der Geiſtliche aber unterhielt ſich mit dem Hof-
ſchulzen, der beſtändig ſeinen Hut in der Hand,
in ehrerbietiger Stellung vor ihm ſtand, über
Gemeinde-Angelegenheiten.

Gern hätte der junge Jäger, welcher, von den
Uebrigen unbeachtet, aus einer Ecke der Stube
den Auftritt mit angeſehen hatte, ſchon früher den
Geiſtlichen begrüßt, wenn es ihm nicht unbeſcheiden
vorgekommen wäre, die Anreden und Antworten
der Fremden und Hofesgenoſſen, welche trotz der
bäuerlichen Scene etwas Diplomatiſches hatten,
zu ſtören. Denn in dem Diaconus war von ihm
mit Erſtaunen und Freude ein ehemaliger acade-
miſcher Bekannter wiedergefunden worden. Jetzt
verließ der Hofſchulze auf einen Augenblick das
Zimmer und nun ging der Jäger zum Diaconus,

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[378/0386] lich noch röther, als zuvor, küßte dem Geiſtlichen, welcher noch ein jüngerer Mann war, demüthig die Hand, nahm ihm Hut und Stock ab und reichte ihm zum Willkomm einen Erfriſchungstrunk. Die Andern, nachdem ſie Reihe herum die Braut eben- falls mit Handſchlag und Glückwunſch bedacht hatten und durch einen Trunk erquickt worden wa- ren, verließen die Stube und gingen auf den Flur, der Geiſtliche aber unterhielt ſich mit dem Hof- ſchulzen, der beſtändig ſeinen Hut in der Hand, in ehrerbietiger Stellung vor ihm ſtand, über Gemeinde-Angelegenheiten. Gern hätte der junge Jäger, welcher, von den Uebrigen unbeachtet, aus einer Ecke der Stube den Auftritt mit angeſehen hatte, ſchon früher den Geiſtlichen begrüßt, wenn es ihm nicht unbeſcheiden vorgekommen wäre, die Anreden und Antworten der Fremden und Hofesgenoſſen, welche trotz der bäuerlichen Scene etwas Diplomatiſches hatten, zu ſtören. Denn in dem Diaconus war von ihm mit Erſtaunen und Freude ein ehemaliger acade- miſcher Bekannter wiedergefunden worden. Jetzt verließ der Hofſchulze auf einen Augenblick das Zimmer und nun ging der Jäger zum Diaconus,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/386>, abgerufen am 22.11.2024.