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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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geht zwischen Haß und Enthusiasmus die Mittel-
straße, die von den Weisen aller Zeiten immer
die goldne genannt wurde! Diese und ähnliche
Lehren wollten Sie durch Ihren ausschweifenden
Angriff einschärfen, wenn ich sonst, nicht oberflächlich
an der Oberfläche Ihrer Reden haftend, deren
inneren Sinn richtig aufgefaßt habe.

Auf diese Anrede erwartete der Schulmeister
etwas Schmeichelhaftes. Der Freiherr sah ihn
jedoch nur mit weitgeöffneten Augen starr an,
und sagte nach einem langen Schweigen nichts, als:
Herr Professor, Sie sollten uns doch auch noch einen
Commentar über den Faust schreiben. -- Dann
wandte er ihm den Rücken und suchte die Blicke
des Fräuleins auf, die ihn aber mieden.

Diese liebte eigentlich im Stillen den Helden der
Novelle, weßhalb ihr auch der Vorschlag, seiner uner-
schrocknen Wirksamkeit ein Ziel zu setzen, nicht vom
Herzen gekommen war. Sie pflegte sich in ihren erreg-
testen Stunden seine lombardischen Chausseepappel-
verse zu ihrer Aufrichtung laut vorzusagen. Nun hatte
sie jedoch auch, wie alle Damen, eine unglaubliche
Furcht vor dem Lächerlichen, und da sie denn doch wäh-
rend Münchhausen's Erzählung sich mit ihrem Lieb-

geht zwiſchen Haß und Enthuſiasmus die Mittel-
ſtraße, die von den Weiſen aller Zeiten immer
die goldne genannt wurde! Dieſe und ähnliche
Lehren wollten Sie durch Ihren ausſchweifenden
Angriff einſchärfen, wenn ich ſonſt, nicht oberflächlich
an der Oberfläche Ihrer Reden haftend, deren
inneren Sinn richtig aufgefaßt habe.

Auf dieſe Anrede erwartete der Schulmeiſter
etwas Schmeichelhaftes. Der Freiherr ſah ihn
jedoch nur mit weitgeöffneten Augen ſtarr an,
und ſagte nach einem langen Schweigen nichts, als:
Herr Profeſſor, Sie ſollten uns doch auch noch einen
Commentar über den Fauſt ſchreiben. — Dann
wandte er ihm den Rücken und ſuchte die Blicke
des Fräuleins auf, die ihn aber mieden.

Dieſe liebte eigentlich im Stillen den Helden der
Novelle, weßhalb ihr auch der Vorſchlag, ſeiner uner-
ſchrocknen Wirkſamkeit ein Ziel zu ſetzen, nicht vom
Herzen gekommen war. Sie pflegte ſich in ihren erreg-
teſten Stunden ſeine lombardiſchen Chauſſeepappel-
verſe zu ihrer Aufrichtung laut vorzuſagen. Nun hatte
ſie jedoch auch, wie alle Damen, eine unglaubliche
Furcht vor dem Lächerlichen, und da ſie denn doch wäh-
rend Münchhauſen’s Erzählung ſich mit ihrem Lieb-

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[69/0077] geht zwiſchen Haß und Enthuſiasmus die Mittel- ſtraße, die von den Weiſen aller Zeiten immer die goldne genannt wurde! Dieſe und ähnliche Lehren wollten Sie durch Ihren ausſchweifenden Angriff einſchärfen, wenn ich ſonſt, nicht oberflächlich an der Oberfläche Ihrer Reden haftend, deren inneren Sinn richtig aufgefaßt habe. Auf dieſe Anrede erwartete der Schulmeiſter etwas Schmeichelhaftes. Der Freiherr ſah ihn jedoch nur mit weitgeöffneten Augen ſtarr an, und ſagte nach einem langen Schweigen nichts, als: Herr Profeſſor, Sie ſollten uns doch auch noch einen Commentar über den Fauſt ſchreiben. — Dann wandte er ihm den Rücken und ſuchte die Blicke des Fräuleins auf, die ihn aber mieden. Dieſe liebte eigentlich im Stillen den Helden der Novelle, weßhalb ihr auch der Vorſchlag, ſeiner uner- ſchrocknen Wirkſamkeit ein Ziel zu ſetzen, nicht vom Herzen gekommen war. Sie pflegte ſich in ihren erreg- teſten Stunden ſeine lombardiſchen Chauſſeepappel- verſe zu ihrer Aufrichtung laut vorzuſagen. Nun hatte ſie jedoch auch, wie alle Damen, eine unglaubliche Furcht vor dem Lächerlichen, und da ſie denn doch wäh- rend Münchhauſen’s Erzählung ſich mit ihrem Lieb-

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/77>, abgerufen am 27.11.2024.