seligen Ehen. Die unglückliche Ehe aus Delicatesse von Schröder bedeutet gar nichts dagegen, und die Heirath durch ein Wochenblatt gründet ein Para- dies, mit der Achtungs-Ehe verglichen.
Theophilus, Freiherr von Münchhausen, (so heißt der Mann, welcher vor der Welt mein Vater heißt;) ergab sich ganz den ernstesten Stu- dien, nachdem es ihm im Leben und in der Ehe so äußerst schlecht gegangen war. Er wurde ein großer Wassertrinker, und ich habe ihn, während ich in Bodenwerder verweilte, nur dreimal lächeln sehen.
Meine früheste Jugend verlebte ich durch eine seltsame Verkettung von Zufall, Schickung und Leidenschaft unter dem Vieh, und zwar bei einer Ziegenheerde am Oeta. Was ich da erfahren, will ich Ihnen späterhin erzählen, für jetzt nur so viel, daß ich meine Knabenjahre, abermals durch eine seltsame Verkettung von Zufall, Schickung und Leidenschaft im väterlichen Hause zubringen durfte. Da trieb ich denn nun Alles und Jedes mit dem Manne, dem ich, die Geheimnisse mögen nun seyn, welche sie wollen, doch immer meine Tage verdanke.
ſeligen Ehen. Die unglückliche Ehe aus Delicateſſe von Schröder bedeutet gar nichts dagegen, und die Heirath durch ein Wochenblatt gründet ein Para- dies, mit der Achtungs-Ehe verglichen.
Theophilus, Freiherr von Münchhauſen, (ſo heißt der Mann, welcher vor der Welt mein Vater heißt;) ergab ſich ganz den ernſteſten Stu- dien, nachdem es ihm im Leben und in der Ehe ſo äußerſt ſchlecht gegangen war. Er wurde ein großer Waſſertrinker, und ich habe ihn, während ich in Bodenwerder verweilte, nur dreimal lächeln ſehen.
Meine früheſte Jugend verlebte ich durch eine ſeltſame Verkettung von Zufall, Schickung und Leidenſchaft unter dem Vieh, und zwar bei einer Ziegenheerde am Oeta. Was ich da erfahren, will ich Ihnen ſpäterhin erzählen, für jetzt nur ſo viel, daß ich meine Knabenjahre, abermals durch eine ſeltſame Verkettung von Zufall, Schickung und Leidenſchaft im väterlichen Hauſe zubringen durfte. Da trieb ich denn nun Alles und Jedes mit dem Manne, dem ich, die Geheimniſſe mögen nun ſeyn, welche ſie wollen, doch immer meine Tage verdanke.
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ſeligen Ehen. Die unglückliche Ehe aus Delicateſſe
von Schröder bedeutet gar nichts dagegen, und die
Heirath durch ein Wochenblatt gründet ein Para-
dies, mit der Achtungs-Ehe verglichen.
Theophilus, Freiherr von Münchhauſen, (ſo
heißt der Mann, welcher vor der Welt mein
Vater heißt;) ergab ſich ganz den ernſteſten Stu-
dien, nachdem es ihm im Leben und in der Ehe
ſo äußerſt ſchlecht gegangen war. Er wurde ein
großer Waſſertrinker, und ich habe ihn, während ich
in Bodenwerder verweilte, nur dreimal lächeln ſehen.
Meine früheſte Jugend verlebte ich durch eine
ſeltſame Verkettung von Zufall, Schickung und
Leidenſchaft unter dem Vieh, und zwar bei einer
Ziegenheerde am Oeta. Was ich da erfahren,
will ich Ihnen ſpäterhin erzählen, für jetzt nur ſo
viel, daß ich meine Knabenjahre, abermals durch
eine ſeltſame Verkettung von Zufall, Schickung
und Leidenſchaft im väterlichen Hauſe zubringen
durfte. Da trieb ich denn nun Alles und Jedes mit dem
Manne, dem ich, die Geheimniſſe mögen nun ſeyn,
welche ſie wollen, doch immer meine Tage verdanke.
Vormittags: Philologie, Geographie, Alchymie,
Technologie, Specialhiſtorie, Generalhiſtorie,
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/86>, abgerufen am 23.11.2024.
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