Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

seligen Ehen. Die unglückliche Ehe aus Delicatesse
von Schröder bedeutet gar nichts dagegen, und die
Heirath durch ein Wochenblatt gründet ein Para-
dies, mit der Achtungs-Ehe verglichen.

Theophilus, Freiherr von Münchhausen, (so
heißt der Mann, welcher vor der Welt mein
Vater heißt;) ergab sich ganz den ernstesten Stu-
dien, nachdem es ihm im Leben und in der Ehe
so äußerst schlecht gegangen war. Er wurde ein
großer Wassertrinker, und ich habe ihn, während ich
in Bodenwerder verweilte, nur dreimal lächeln sehen.

Meine früheste Jugend verlebte ich durch eine
seltsame Verkettung von Zufall, Schickung und
Leidenschaft unter dem Vieh, und zwar bei einer
Ziegenheerde am Oeta. Was ich da erfahren,
will ich Ihnen späterhin erzählen, für jetzt nur so
viel, daß ich meine Knabenjahre, abermals durch
eine seltsame Verkettung von Zufall, Schickung
und Leidenschaft im väterlichen Hause zubringen
durfte. Da trieb ich denn nun Alles und Jedes mit dem
Manne, dem ich, die Geheimnisse mögen nun seyn,
welche sie wollen, doch immer meine Tage verdanke.

Vormittags: Philologie, Geographie, Alchymie,
Technologie, Specialhistorie, Generalhistorie,

ſeligen Ehen. Die unglückliche Ehe aus Delicateſſe
von Schröder bedeutet gar nichts dagegen, und die
Heirath durch ein Wochenblatt gründet ein Para-
dies, mit der Achtungs-Ehe verglichen.

Theophilus, Freiherr von Münchhauſen, (ſo
heißt der Mann, welcher vor der Welt mein
Vater heißt;) ergab ſich ganz den ernſteſten Stu-
dien, nachdem es ihm im Leben und in der Ehe
ſo äußerſt ſchlecht gegangen war. Er wurde ein
großer Waſſertrinker, und ich habe ihn, während ich
in Bodenwerder verweilte, nur dreimal lächeln ſehen.

Meine früheſte Jugend verlebte ich durch eine
ſeltſame Verkettung von Zufall, Schickung und
Leidenſchaft unter dem Vieh, und zwar bei einer
Ziegenheerde am Oeta. Was ich da erfahren,
will ich Ihnen ſpäterhin erzählen, für jetzt nur ſo
viel, daß ich meine Knabenjahre, abermals durch
eine ſeltſame Verkettung von Zufall, Schickung
und Leidenſchaft im väterlichen Hauſe zubringen
durfte. Da trieb ich denn nun Alles und Jedes mit dem
Manne, dem ich, die Geheimniſſe mögen nun ſeyn,
welche ſie wollen, doch immer meine Tage verdanke.

Vormittags: Philologie, Geographie, Alchymie,
Technologie, Specialhiſtorie, Generalhiſtorie,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0086" n="78"/>
&#x017F;eligen Ehen. Die unglückliche Ehe aus Delicate&#x017F;&#x017F;e<lb/>
von Schröder bedeutet gar nichts dagegen, und die<lb/>
Heirath durch ein Wochenblatt gründet ein Para-<lb/>
dies, mit der Achtungs-Ehe verglichen.</p><lb/>
          <p>Theophilus, Freiherr von Münchhau&#x017F;en, (&#x017F;o<lb/>
heißt der Mann, welcher vor der Welt mein<lb/>
Vater heißt;) ergab &#x017F;ich ganz den ern&#x017F;te&#x017F;ten Stu-<lb/>
dien, nachdem es ihm im Leben und in der Ehe<lb/>
&#x017F;o äußer&#x017F;t &#x017F;chlecht gegangen war. Er wurde ein<lb/>
großer Wa&#x017F;&#x017F;ertrinker, und ich habe ihn, während ich<lb/>
in Bodenwerder verweilte, nur dreimal lächeln &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Meine frühe&#x017F;te Jugend verlebte ich durch eine<lb/>
&#x017F;elt&#x017F;ame Verkettung von Zufall, Schickung und<lb/>
Leiden&#x017F;chaft unter dem Vieh, und zwar bei einer<lb/>
Ziegenheerde am Oeta. Was ich da erfahren,<lb/>
will ich Ihnen &#x017F;päterhin erzählen, für jetzt nur &#x017F;o<lb/>
viel, daß ich meine Knabenjahre, abermals durch<lb/>
eine &#x017F;elt&#x017F;ame Verkettung von Zufall, Schickung<lb/>
und Leiden&#x017F;chaft im väterlichen Hau&#x017F;e zubringen<lb/>
durfte. <hi rendition="#g">Da</hi> trieb ich denn nun Alles und Jedes mit dem<lb/>
Manne, dem ich, die Geheimni&#x017F;&#x017F;e mögen nun &#x017F;eyn,<lb/>
welche &#x017F;ie wollen, doch immer meine Tage verdanke.</p><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#g">Vormittags</hi>: Philologie, Geographie, Alchymie,<lb/>
Technologie, Specialhi&#x017F;torie, Generalhi&#x017F;torie,<lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0086] ſeligen Ehen. Die unglückliche Ehe aus Delicateſſe von Schröder bedeutet gar nichts dagegen, und die Heirath durch ein Wochenblatt gründet ein Para- dies, mit der Achtungs-Ehe verglichen. Theophilus, Freiherr von Münchhauſen, (ſo heißt der Mann, welcher vor der Welt mein Vater heißt;) ergab ſich ganz den ernſteſten Stu- dien, nachdem es ihm im Leben und in der Ehe ſo äußerſt ſchlecht gegangen war. Er wurde ein großer Waſſertrinker, und ich habe ihn, während ich in Bodenwerder verweilte, nur dreimal lächeln ſehen. Meine früheſte Jugend verlebte ich durch eine ſeltſame Verkettung von Zufall, Schickung und Leidenſchaft unter dem Vieh, und zwar bei einer Ziegenheerde am Oeta. Was ich da erfahren, will ich Ihnen ſpäterhin erzählen, für jetzt nur ſo viel, daß ich meine Knabenjahre, abermals durch eine ſeltſame Verkettung von Zufall, Schickung und Leidenſchaft im väterlichen Hauſe zubringen durfte. Da trieb ich denn nun Alles und Jedes mit dem Manne, dem ich, die Geheimniſſe mögen nun ſeyn, welche ſie wollen, doch immer meine Tage verdanke. Vormittags: Philologie, Geographie, Alchymie, Technologie, Specialhiſtorie, Generalhiſtorie,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/86
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/86>, abgerufen am 17.05.2024.