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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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geschlagenen Armen betrachtend: Dieses ist Stroh,
und zwar krummes, keinesweges aber Schilf. -- Er
nahm die Laterne, begab sich mit ihr hinaus, leuch-
tete auf dem Platze vor dem Gartenhäuschen umher
und sprach: Ein gewöhnlicher Schneckenberg, und
was da unten murmelt, ist ein Wässerlein ohne
Namen. -- Er holte den Becher oder Kothon, das
heißt, den alten irdenen Topf aus dem Garten-
häuschen und zerschmetterte ihn mit den Worten:
Du sollst mich nicht mehr verführen! durch einen
heftigen Wurf. Dann sank er auf sein Strohlager
zu einem festen und erquicklichen Schlummer nieder.
Nach wenigen Stunden, als das Frühlicht ange-
glommen war, (denn er brauchte wenig Schlaf)
erhob er sich wieder, rückte ein altes Schreibzeug
zurecht, fand glücklicherweise einen Bogen Papier
und schrieb an den Schulrath Thomasius.

Mit diesem Briefe in der Hand trat er hinaus
in das Morgenroth. Er freute sich der aufsteigen-
den Sonne und rief: Es ist denn doch ein anderes
Ding, die liebe Gottessonne, als der längst begra-
bene Heidengötze Helios. -- Guten Morgen, Agesel!
rief eine Stimme von unten ihm zu. O glückliche
Vorbedeutung! sagte der Schulmeister, ich werde

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geſchlagenen Armen betrachtend: Dieſes iſt Stroh,
und zwar krummes, keinesweges aber Schilf. — Er
nahm die Laterne, begab ſich mit ihr hinaus, leuch-
tete auf dem Platze vor dem Gartenhäuschen umher
und ſprach: Ein gewöhnlicher Schneckenberg, und
was da unten murmelt, iſt ein Wäſſerlein ohne
Namen. — Er holte den Becher oder Kothon, das
heißt, den alten irdenen Topf aus dem Garten-
häuschen und zerſchmetterte ihn mit den Worten:
Du ſollſt mich nicht mehr verführen! durch einen
heftigen Wurf. Dann ſank er auf ſein Strohlager
zu einem feſten und erquicklichen Schlummer nieder.
Nach wenigen Stunden, als das Frühlicht ange-
glommen war, (denn er brauchte wenig Schlaf)
erhob er ſich wieder, rückte ein altes Schreibzeug
zurecht, fand glücklicherweiſe einen Bogen Papier
und ſchrieb an den Schulrath Thomaſius.

Mit dieſem Briefe in der Hand trat er hinaus
in das Morgenroth. Er freute ſich der aufſteigen-
den Sonne und rief: Es iſt denn doch ein anderes
Ding, die liebe Gottesſonne, als der längſt begra-
bene Heidengötze Helios. — Guten Morgen, Ageſel!
rief eine Stimme von unten ihm zu. O glückliche
Vorbedeutung! ſagte der Schulmeiſter, ich werde

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[83/0101] geſchlagenen Armen betrachtend: Dieſes iſt Stroh, und zwar krummes, keinesweges aber Schilf. — Er nahm die Laterne, begab ſich mit ihr hinaus, leuch- tete auf dem Platze vor dem Gartenhäuschen umher und ſprach: Ein gewöhnlicher Schneckenberg, und was da unten murmelt, iſt ein Wäſſerlein ohne Namen. — Er holte den Becher oder Kothon, das heißt, den alten irdenen Topf aus dem Garten- häuschen und zerſchmetterte ihn mit den Worten: Du ſollſt mich nicht mehr verführen! durch einen heftigen Wurf. Dann ſank er auf ſein Strohlager zu einem feſten und erquicklichen Schlummer nieder. Nach wenigen Stunden, als das Frühlicht ange- glommen war, (denn er brauchte wenig Schlaf) erhob er ſich wieder, rückte ein altes Schreibzeug zurecht, fand glücklicherweiſe einen Bogen Papier und ſchrieb an den Schulrath Thomaſius. Mit dieſem Briefe in der Hand trat er hinaus in das Morgenroth. Er freute ſich der aufſteigen- den Sonne und rief: Es iſt denn doch ein anderes Ding, die liebe Gottesſonne, als der längſt begra- bene Heidengötze Helios. — Guten Morgen, Ageſel! rief eine Stimme von unten ihm zu. O glückliche Vorbedeutung! ſagte der Schulmeiſter, ich werde 6*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/101>, abgerufen am 22.12.2024.