Ich bat ihn, sich zu beruhigen, was an mir sei, werde geschehen, ihnen Aushülfe zu geben. -- Wir gingen in das Haus, welches mit seinem freundlichen Garten an die Stadtmauer stieß. Drinnen rief uns Eschenmichel, der eben eine Som- nambüle bestrich und vor Eifer mich gar nicht be- grüßte, an: Kommt der Dürr? -- Nein, versetzte Kernbeißer, vor der Hand bring' ich nur den Münch- hausen. -- Wer ist der Dürr? fragte ich. -- Der magische Schneider, versetzte Kernbeißer, den wir uns zum Succurs verschrieben haben. Ein Satan von Kerl! (O Gott, verzeihe mir meine Sünde und dieses Fluchwort!) Er hat mehr Gewalt über die Dämonen, als wir Beide zusammengenommen, er schnauzt sie an, daß es nur so eine Art hat und bringt sie zur Raison. Er sollte uns beistehen und hatte auch sagen lassen, daß er heute kommen wolle. Gott hat ihm den Sinn wunderbarlich aufgeschlossen und mit herrlichen Kräften gerüstet; er steht im Centro der Dinge und sieht von da die Radien ausstrahlen in die Peripherie, wo sie die Schaale und die Kruste und die Figur der sogenannten äußeren Welt bilden, über welcher dann die himmlischen Wolken wie suchende und liebende
Ich bat ihn, ſich zu beruhigen, was an mir ſei, werde geſchehen, ihnen Aushülfe zu geben. — Wir gingen in das Haus, welches mit ſeinem freundlichen Garten an die Stadtmauer ſtieß. Drinnen rief uns Eſchenmichel, der eben eine Som- nambüle beſtrich und vor Eifer mich gar nicht be- grüßte, an: Kommt der Dürr? — Nein, verſetzte Kernbeißer, vor der Hand bring’ ich nur den Münch- hauſen. — Wer iſt der Dürr? fragte ich. — Der magiſche Schneider, verſetzte Kernbeißer, den wir uns zum Succurs verſchrieben haben. Ein Satan von Kerl! (O Gott, verzeihe mir meine Sünde und dieſes Fluchwort!) Er hat mehr Gewalt über die Dämonen, als wir Beide zuſammengenommen, er ſchnauzt ſie an, daß es nur ſo eine Art hat und bringt ſie zur Raiſon. Er ſollte uns beiſtehen und hatte auch ſagen laſſen, daß er heute kommen wolle. Gott hat ihm den Sinn wunderbarlich aufgeſchloſſen und mit herrlichen Kräften gerüſtet; er ſteht im Centro der Dinge und ſieht von da die Radien ausſtrahlen in die Peripherie, wo ſie die Schaale und die Kruſte und die Figur der ſogenannten äußeren Welt bilden, über welcher dann die himmliſchen Wolken wie ſuchende und liebende
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Ich bat ihn, ſich zu beruhigen, was an mir
ſei, werde geſchehen, ihnen Aushülfe zu geben. —
Wir gingen in das Haus, welches mit ſeinem
freundlichen Garten an die Stadtmauer ſtieß.
Drinnen rief uns Eſchenmichel, der eben eine Som-
nambüle beſtrich und vor Eifer mich gar nicht be-
grüßte, an: Kommt der Dürr? — Nein, verſetzte
Kernbeißer, vor der Hand bring’ ich nur den Münch-
hauſen. — Wer iſt der Dürr? fragte ich. — Der
magiſche Schneider, verſetzte Kernbeißer, den wir
uns zum Succurs verſchrieben haben. Ein Satan
von Kerl! (O Gott, verzeihe mir meine Sünde
und dieſes Fluchwort!) Er hat mehr Gewalt über
die Dämonen, als wir Beide zuſammengenommen,
er ſchnauzt ſie an, daß es nur ſo eine Art hat und
bringt ſie zur Raiſon. Er ſollte uns beiſtehen
und hatte auch ſagen laſſen, daß er heute kommen
wolle. Gott hat ihm den Sinn wunderbarlich
aufgeſchloſſen und mit herrlichen Kräften gerüſtet;
er ſteht im Centro der Dinge und ſieht von da
die Radien ausſtrahlen in die Peripherie, wo ſie
die Schaale und die Kruſte und die Figur der
ſogenannten äußeren Welt bilden, über welcher dann
die himmliſchen Wolken wie ſuchende und liebende
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/269>, abgerufen am 23.12.2024.
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