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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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chen hatte sich der Segen ergossen. Es gab in
ganz Weinsberg fast kein Haus mehr, worin es
nicht spükte; ein Poltergeist begann, so zu sagen,
zur Einrichtung einer ordentlichen Wirthschaft zu
gehören. Darüber kamen nun freilich manche Ge-
schäfte in Stockung, denn zur Dämmerungsstunde
wollte Niemand mehr gern allein wohin gehen,
weil trotz des Gewöhnlichen, welches die Sache
erhielt, die Furcht noch immer den Sinn der
Menschen befing. Außerordentliche Dinge erzählte
man sich; so sollte zum Beispiel in der Teufels-
schmiede den glaubwürdigsten Nachrichten zu Folge
der Hammer, womit der Schneider den Dämon
zuerst auf dem Ambosse bearbeitet hatte, noch im-
mer im Hämmern begriffen seyn ohne Arm, der
ihn regierte, recht wie der Hegel'sche Gott in der
Geschichte.

Wie nun das Heilige stäts, bevor es selbst zu
weltlicher Macht gelangt, dem Arme der weltlichen
Obrigkeit verfällt, so geschah es auch hier. Die
Behörden nannten in ihrer rohen Weise das Her-
einragen der höheren Welt in die Gassen von
Weinsberg einen lästerlichen Unfug, und ihre Hand
begann drückend über dem Wirken und Weben der

chen hatte ſich der Segen ergoſſen. Es gab in
ganz Weinsberg faſt kein Haus mehr, worin es
nicht ſpükte; ein Poltergeiſt begann, ſo zu ſagen,
zur Einrichtung einer ordentlichen Wirthſchaft zu
gehören. Darüber kamen nun freilich manche Ge-
ſchäfte in Stockung, denn zur Dämmerungsſtunde
wollte Niemand mehr gern allein wohin gehen,
weil trotz des Gewöhnlichen, welches die Sache
erhielt, die Furcht noch immer den Sinn der
Menſchen befing. Außerordentliche Dinge erzählte
man ſich; ſo ſollte zum Beiſpiel in der Teufels-
ſchmiede den glaubwürdigſten Nachrichten zu Folge
der Hammer, womit der Schneider den Dämon
zuerſt auf dem Amboſſe bearbeitet hatte, noch im-
mer im Hämmern begriffen ſeyn ohne Arm, der
ihn regierte, recht wie der Hegel’ſche Gott in der
Geſchichte.

Wie nun das Heilige ſtäts, bevor es ſelbſt zu
weltlicher Macht gelangt, dem Arme der weltlichen
Obrigkeit verfällt, ſo geſchah es auch hier. Die
Behörden nannten in ihrer rohen Weiſe das Her-
einragen der höheren Welt in die Gaſſen von
Weinsberg einen läſterlichen Unfug, und ihre Hand
begann drückend über dem Wirken und Weben der

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[317/0335] chen hatte ſich der Segen ergoſſen. Es gab in ganz Weinsberg faſt kein Haus mehr, worin es nicht ſpükte; ein Poltergeiſt begann, ſo zu ſagen, zur Einrichtung einer ordentlichen Wirthſchaft zu gehören. Darüber kamen nun freilich manche Ge- ſchäfte in Stockung, denn zur Dämmerungsſtunde wollte Niemand mehr gern allein wohin gehen, weil trotz des Gewöhnlichen, welches die Sache erhielt, die Furcht noch immer den Sinn der Menſchen befing. Außerordentliche Dinge erzählte man ſich; ſo ſollte zum Beiſpiel in der Teufels- ſchmiede den glaubwürdigſten Nachrichten zu Folge der Hammer, womit der Schneider den Dämon zuerſt auf dem Amboſſe bearbeitet hatte, noch im- mer im Hämmern begriffen ſeyn ohne Arm, der ihn regierte, recht wie der Hegel’ſche Gott in der Geſchichte. Wie nun das Heilige ſtäts, bevor es ſelbſt zu weltlicher Macht gelangt, dem Arme der weltlichen Obrigkeit verfällt, ſo geſchah es auch hier. Die Behörden nannten in ihrer rohen Weiſe das Her- einragen der höheren Welt in die Gaſſen von Weinsberg einen läſterlichen Unfug, und ihre Hand begann drückend über dem Wirken und Weben der

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/335>, abgerufen am 23.12.2024.