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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Stündchen da hinein zu wandern, wie labend muß
es da tief drinnen seyn!

Er schritt seitab von der Landstraße auf einem
engen Pfade, der sich nach kurzem Gehen zwischen
den hohen Stämmen zu Thale senkte, in den Wald,
und war bald in einer völligen Einsamkeit, in der
es um ihn her rauschte, flüsterte, schwirrte, und nur
einzelne Sonnenlichter, grünlich gebrochen, wie Irr-
lichter ihn umspielten. Zuweilen war es ihm, als
ob sein Name hinter ihm aus der Ferne gerufen
werde, er wußte selbst nicht, der Ruf kam ihm
widerwärtig und hassenswürdig vor, dann hielt er
den Ton auch wohl wieder für eine Täuschung,
aber er mochte dies oder das denken, fürbaß schritt
er nur immer tiefer in den dunkeln Forst. Große
knorrige Baumwurzeln lagen wie Schlangen quer
über den Weg hin gespannt, daß der Schüler bei-
nahe über sie gestolpert wäre, Hirschkäfer standen
wie Edelwild im Moose. Aus kleinen Felsgrotten
leuchtete der Psittichglanz des Goldmooses. Der
Schweiß stand ihm vor der Stirne, wie er so im-
mer hastiger sich in das Dickicht hineinarbeitete und
vor der lichten Sonnenwelt da draußen floh. Aber
es war nicht bloß der Gang, der ihm heiß machte,

Stündchen da hinein zu wandern, wie labend muß
es da tief drinnen ſeyn!

Er ſchritt ſeitab von der Landſtraße auf einem
engen Pfade, der ſich nach kurzem Gehen zwiſchen
den hohen Stämmen zu Thale ſenkte, in den Wald,
und war bald in einer völligen Einſamkeit, in der
es um ihn her rauſchte, flüſterte, ſchwirrte, und nur
einzelne Sonnenlichter, grünlich gebrochen, wie Irr-
lichter ihn umſpielten. Zuweilen war es ihm, als
ob ſein Name hinter ihm aus der Ferne gerufen
werde, er wußte ſelbſt nicht, der Ruf kam ihm
widerwärtig und haſſenswürdig vor, dann hielt er
den Ton auch wohl wieder für eine Täuſchung,
aber er mochte dies oder das denken, fürbaß ſchritt
er nur immer tiefer in den dunkeln Forſt. Große
knorrige Baumwurzeln lagen wie Schlangen quer
über den Weg hin geſpannt, daß der Schüler bei-
nahe über ſie geſtolpert wäre, Hirſchkäfer ſtanden
wie Edelwild im Mooſe. Aus kleinen Felsgrotten
leuchtete der Pſittichglanz des Goldmooſes. Der
Schweiß ſtand ihm vor der Stirne, wie er ſo im-
mer haſtiger ſich in das Dickicht hineinarbeitete und
vor der lichten Sonnenwelt da draußen floh. Aber
es war nicht bloß der Gang, der ihm heiß machte,

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[156/0170] Stündchen da hinein zu wandern, wie labend muß es da tief drinnen ſeyn! Er ſchritt ſeitab von der Landſtraße auf einem engen Pfade, der ſich nach kurzem Gehen zwiſchen den hohen Stämmen zu Thale ſenkte, in den Wald, und war bald in einer völligen Einſamkeit, in der es um ihn her rauſchte, flüſterte, ſchwirrte, und nur einzelne Sonnenlichter, grünlich gebrochen, wie Irr- lichter ihn umſpielten. Zuweilen war es ihm, als ob ſein Name hinter ihm aus der Ferne gerufen werde, er wußte ſelbſt nicht, der Ruf kam ihm widerwärtig und haſſenswürdig vor, dann hielt er den Ton auch wohl wieder für eine Täuſchung, aber er mochte dies oder das denken, fürbaß ſchritt er nur immer tiefer in den dunkeln Forſt. Große knorrige Baumwurzeln lagen wie Schlangen quer über den Weg hin geſpannt, daß der Schüler bei- nahe über ſie geſtolpert wäre, Hirſchkäfer ſtanden wie Edelwild im Mooſe. Aus kleinen Felsgrotten leuchtete der Pſittichglanz des Goldmooſes. Der Schweiß ſtand ihm vor der Stirne, wie er ſo im- mer haſtiger ſich in das Dickicht hineinarbeitete und vor der lichten Sonnenwelt da draußen floh. Aber es war nicht bloß der Gang, der ihm heiß machte,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/170>, abgerufen am 21.11.2024.