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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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allen diesen Kochstätten waren Böcke oder Roste
errichtet, auf welchen Bratpfannen standen, oder an
welchen Kessel von nicht geringer Größe hingen,
obschon keiner derselben sich mit dem Umfange dessen,
der über dem Heerde seine Pflicht leistete, ver-
gleichen durfte. Die Gluthen verbreiteten in dem
Hause und um dasselbe eine starke Hitze, rothe
Funken sprühten allenthalben empor und flogen auch
wohl unter das Strohdach, erloschen aber unschäd-
lich inmitten des gefährlich Brennbaren, gleichsam,
als wollte das Element dem arglosen Zutrauen,
welches die Hofesbewohner in seine Treue setzten,
dankbar entsprechen.

Die Mägde des Oberhofes gingen mit Schaum-
löffeln oder Gabeln zwischen den Kochstätten ge-
schäftig hin und her. Es durfte, sollte die Speise
den Gästen munden, nicht gefeiert werden mit Ab-
schäumen und Umwenden, denn in dem großen
Kessel über dem Heerde gaben acht Hühner die
Kraft zur Suppe her, und in den übrigen drei-
undzwanzig oder vierundzwanzig Töpfen, Kesseln
oder Pfannen sotten oder brieten sechs Schinken,
drei Truthähne, fünf Schweinsbraten, nebst der
entsprechenden Anzahl von Hühnern.


allen dieſen Kochſtätten waren Böcke oder Roſte
errichtet, auf welchen Bratpfannen ſtanden, oder an
welchen Keſſel von nicht geringer Größe hingen,
obſchon keiner derſelben ſich mit dem Umfange deſſen,
der über dem Heerde ſeine Pflicht leiſtete, ver-
gleichen durfte. Die Gluthen verbreiteten in dem
Hauſe und um daſſelbe eine ſtarke Hitze, rothe
Funken ſprühten allenthalben empor und flogen auch
wohl unter das Strohdach, erloſchen aber unſchäd-
lich inmitten des gefährlich Brennbaren, gleichſam,
als wollte das Element dem argloſen Zutrauen,
welches die Hofesbewohner in ſeine Treue ſetzten,
dankbar entſprechen.

Die Mägde des Oberhofes gingen mit Schaum-
löffeln oder Gabeln zwiſchen den Kochſtätten ge-
ſchäftig hin und her. Es durfte, ſollte die Speiſe
den Gäſten munden, nicht gefeiert werden mit Ab-
ſchäumen und Umwenden, denn in dem großen
Keſſel über dem Heerde gaben acht Hühner die
Kraft zur Suppe her, und in den übrigen drei-
undzwanzig oder vierundzwanzig Töpfen, Keſſeln
oder Pfannen ſotten oder brieten ſechs Schinken,
drei Truthähne, fünf Schweinsbraten, nebſt der
entſprechenden Anzahl von Hühnern.


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[4/0018] allen dieſen Kochſtätten waren Böcke oder Roſte errichtet, auf welchen Bratpfannen ſtanden, oder an welchen Keſſel von nicht geringer Größe hingen, obſchon keiner derſelben ſich mit dem Umfange deſſen, der über dem Heerde ſeine Pflicht leiſtete, ver- gleichen durfte. Die Gluthen verbreiteten in dem Hauſe und um daſſelbe eine ſtarke Hitze, rothe Funken ſprühten allenthalben empor und flogen auch wohl unter das Strohdach, erloſchen aber unſchäd- lich inmitten des gefährlich Brennbaren, gleichſam, als wollte das Element dem argloſen Zutrauen, welches die Hofesbewohner in ſeine Treue ſetzten, dankbar entſprechen. Die Mägde des Oberhofes gingen mit Schaum- löffeln oder Gabeln zwiſchen den Kochſtätten ge- ſchäftig hin und her. Es durfte, ſollte die Speiſe den Gäſten munden, nicht gefeiert werden mit Ab- ſchäumen und Umwenden, denn in dem großen Keſſel über dem Heerde gaben acht Hühner die Kraft zur Suppe her, und in den übrigen drei- undzwanzig oder vierundzwanzig Töpfen, Keſſeln oder Pfannen ſotten oder brieten ſechs Schinken, drei Truthähne, fünf Schweinsbraten, nebſt der entſprechenden Anzahl von Hühnern.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/18>, abgerufen am 21.11.2024.