geschlossen, durch welche ein Bächlein, aus einer Felsenspalte springend, floß, wo gar artige Läublein von Hainbuchen standen. Die Bäumchen hatten ihre Zweige zur Erde geschlagen, so daß sie den Boden wie ein Dach überwölbten, durch diese Dä- cher aber stachen die Fächerblätter des Farrenkrauts und schufen den Laubhäuslein die Lucken und Gie- bel. Die Elster sprang auf eins der Laubhäuslein, schaute durch eine Lucke und flüsterte geheimnißvoll: Hier schläft die Prinzessin. -- Mit klopfendem Herzen trat der Schüler hinzu, kniete vor der Oeffnung der Laube nieder und blickte hinein -- ach! da wurde ihm ein Anblick, der ihm Sinn und Seele in noch gewaltigeren Aufruhr jagte, als da er das Zauberwort aussprach. Auf dem Moose, welches wie ein Pfühl die schöne Last umquoll, ruhte die reizendste Jungfrau und schlummerte. Ihr Haupt lag etwas erhöht, den einen Arm hatte sie unter den Nacken geschoben, die weißen Finger leuchteten aus dem Goldbraun der Locken, welche in langen weichen Fluthen sich zärtlich um Hals und Busen schmiegten. Mit unsäglicher Wonne und Wehmuth schaute der Schüler in das herrliche Antlitz, auf den Purpur der Lippen, auf die Blüthe der Glieder,
geſchloſſen, durch welche ein Bächlein, aus einer Felſenſpalte ſpringend, floß, wo gar artige Läublein von Hainbuchen ſtanden. Die Bäumchen hatten ihre Zweige zur Erde geſchlagen, ſo daß ſie den Boden wie ein Dach überwölbten, durch dieſe Dä- cher aber ſtachen die Fächerblätter des Farrenkrauts und ſchufen den Laubhäuslein die Lucken und Gie- bel. Die Elſter ſprang auf eins der Laubhäuslein, ſchaute durch eine Lucke und flüſterte geheimnißvoll: Hier ſchläft die Prinzeſſin. — Mit klopfendem Herzen trat der Schüler hinzu, kniete vor der Oeffnung der Laube nieder und blickte hinein — ach! da wurde ihm ein Anblick, der ihm Sinn und Seele in noch gewaltigeren Aufruhr jagte, als da er das Zauberwort ausſprach. Auf dem Mooſe, welches wie ein Pfühl die ſchöne Laſt umquoll, ruhte die reizendſte Jungfrau und ſchlummerte. Ihr Haupt lag etwas erhöht, den einen Arm hatte ſie unter den Nacken geſchoben, die weißen Finger leuchteten aus dem Goldbraun der Locken, welche in langen weichen Fluthen ſich zärtlich um Hals und Buſen ſchmiegten. Mit unſäglicher Wonne und Wehmuth ſchaute der Schüler in das herrliche Antlitz, auf den Purpur der Lippen, auf die Blüthe der Glieder,
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geſchloſſen, durch welche ein Bächlein, aus einer
Felſenſpalte ſpringend, floß, wo gar artige Läublein
von Hainbuchen ſtanden. Die Bäumchen hatten
ihre Zweige zur Erde geſchlagen, ſo daß ſie den
Boden wie ein Dach überwölbten, durch dieſe Dä-
cher aber ſtachen die Fächerblätter des Farrenkrauts
und ſchufen den Laubhäuslein die Lucken und Gie-
bel. Die Elſter ſprang auf eins der Laubhäuslein,
ſchaute durch eine Lucke und flüſterte geheimnißvoll:
Hier ſchläft die Prinzeſſin. — Mit klopfendem
Herzen trat der Schüler hinzu, kniete vor der
Oeffnung der Laube nieder und blickte hinein —
ach! da wurde ihm ein Anblick, der ihm Sinn und
Seele in noch gewaltigeren Aufruhr jagte, als da
er das Zauberwort ausſprach. Auf dem Mooſe,
welches wie ein Pfühl die ſchöne Laſt umquoll, ruhte
die reizendſte Jungfrau und ſchlummerte. Ihr Haupt
lag etwas erhöht, den einen Arm hatte ſie unter
den Nacken geſchoben, die weißen Finger leuchteten
aus dem Goldbraun der Locken, welche in langen
weichen Fluthen ſich zärtlich um Hals und Buſen
ſchmiegten. Mit unſäglicher Wonne und Wehmuth
ſchaute der Schüler in das herrliche Antlitz, auf
den Purpur der Lippen, auf die Blüthe der Glieder,
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/180>, abgerufen am 21.11.2024.
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