daß er am Tage Peter und Paul zu Walde gegan- gen sei, um nicht gar aus aller Zeit zu treten. Wie aus weiter Ferne sah ihn das Bild seiner geliebten Schlummernden an, er weinte vor Sehn- sucht nnd Trauer und doch fühlte er keine Thräne über die Wangen rinnen. Auf einmal war es ihm, als sehe er eine bekannte Gestalt sich der Schläfe- rin nähern, entzückt sie betrachten und sich dann wie zum Kusse über sie beugen. In diesem Augen- blicke übermannten ihn Schmerz und Eifersucht, Alles um sich her vergessend stürzte er gegen den dunkeln Hintergrund der Höhle. Den Eibenzweig! rief er heftig. Da wächst er! antwortete das Glühende, Schnarchende, und zugleich fühlte er die Zweige eines Baumes in der Hand, der aus einer finsteren Spalte der Grotte emporstand. Er brach an einem Zweige, da that es ein Winseln um ihn her, das Glühende schnarchte stärker als jemals, die Höhle schwankte, schütterte, stürzte zusammen, Nacht wurde es vor den Augen des Schülers, und unwillkührlich rief es aus ihm hervor:
Vor den Eiben Kein Zauber thut bleiben.
Als seine Augen wieder helle wurden, sah er sich
daß er am Tage Peter und Paul zu Walde gegan- gen ſei, um nicht gar aus aller Zeit zu treten. Wie aus weiter Ferne ſah ihn das Bild ſeiner geliebten Schlummernden an, er weinte vor Sehn- ſucht nnd Trauer und doch fühlte er keine Thräne über die Wangen rinnen. Auf einmal war es ihm, als ſehe er eine bekannte Geſtalt ſich der Schläfe- rin nähern, entzückt ſie betrachten und ſich dann wie zum Kuſſe über ſie beugen. In dieſem Augen- blicke übermannten ihn Schmerz und Eiferſucht, Alles um ſich her vergeſſend ſtürzte er gegen den dunkeln Hintergrund der Höhle. Den Eibenzweig! rief er heftig. Da wächſt er! antwortete das Glühende, Schnarchende, und zugleich fühlte er die Zweige eines Baumes in der Hand, der aus einer finſteren Spalte der Grotte emporſtand. Er brach an einem Zweige, da that es ein Winſeln um ihn her, das Glühende ſchnarchte ſtärker als jemals, die Höhle ſchwankte, ſchütterte, ſtürzte zuſammen, Nacht wurde es vor den Augen des Schülers, und unwillkührlich rief es aus ihm hervor:
Vor den Eiben Kein Zauber thut bleiben.
Als ſeine Augen wieder helle wurden, ſah er ſich
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daß er am Tage Peter und Paul zu Walde gegan-
gen ſei, um nicht gar aus aller Zeit zu treten.
Wie aus weiter Ferne ſah ihn das Bild ſeiner
geliebten Schlummernden an, er weinte vor Sehn-
ſucht nnd Trauer und doch fühlte er keine Thräne
über die Wangen rinnen. Auf einmal war es ihm,
als ſehe er eine bekannte Geſtalt ſich der Schläfe-
rin nähern, entzückt ſie betrachten und ſich dann
wie zum Kuſſe über ſie beugen. In dieſem Augen-
blicke übermannten ihn Schmerz und Eiferſucht, Alles
um ſich her vergeſſend ſtürzte er gegen den dunkeln
Hintergrund der Höhle. Den Eibenzweig! rief er
heftig. Da wächſt er! antwortete das Glühende,
Schnarchende, und zugleich fühlte er die Zweige
eines Baumes in der Hand, der aus einer finſteren
Spalte der Grotte emporſtand. Er brach an einem
Zweige, da that es ein Winſeln um ihn her, das
Glühende ſchnarchte ſtärker als jemals, die Höhle
ſchwankte, ſchütterte, ſtürzte zuſammen, Nacht wurde
es vor den Augen des Schülers, und unwillkührlich
rief es aus ihm hervor:
Vor den Eiben
Kein Zauber thut bleiben.
Als ſeine Augen wieder helle wurden, ſah er ſich
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/187>, abgerufen am 24.11.2024.
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