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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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ches er sein brennendes Antlitz eintauchte. Aber
er blieb nichts destoweniger unwohl. In der Brust
fühlte er ein eigenes Drücken und Wühlen, was
ihn zwar nicht ängstlich machte, aber ihn doch an
den Blutsturz erinnerte, den er als Achtzehnjähri-
ger gehabt hatte und dem ähnliche Empfindungen
vorhergegangen waren. Sein Arzt auf der Uni-
versität hatte ihn damals nach der Herstellung
gewarnt und ihm gesagt, er müsse sich vor unor-
dentlichem Leben und Gemüthsbewegungen in Acht
nehmen, denn so vollsaftigen Constitutionen, wie
der seinigen, droheten beständig Rückfälle des Uebels,
wenn es einmal sich Bahn gebrochen habe. Nun
war seine Lebensweise in den letzten Wochen frei-
lich nicht die ordentlichste, seine Stimmung aber
nur eine Gemüthsbewegung gewesen.

Er nahm Speise und Trank um dadurch die
erregten Lebensgeister zu beruhigen. Wirklich fühlte
er sich auch danach besser. Er fragte nach dem
Schlosse, wo es liege? Da hörte er nun seltsame
Dinge. -- Sie müssen bald fertig seyn da droben,
der alte Herr Baron und das gnädige Fräulein
und der fremde Herr, sagte der Wirth. Denn man
sieht sie kaum noch außer dem Hause. Das sieht

ches er ſein brennendes Antlitz eintauchte. Aber
er blieb nichts deſtoweniger unwohl. In der Bruſt
fühlte er ein eigenes Drücken und Wühlen, was
ihn zwar nicht ängſtlich machte, aber ihn doch an
den Blutſturz erinnerte, den er als Achtzehnjähri-
ger gehabt hatte und dem ähnliche Empfindungen
vorhergegangen waren. Sein Arzt auf der Uni-
verſität hatte ihn damals nach der Herſtellung
gewarnt und ihm geſagt, er müſſe ſich vor unor-
dentlichem Leben und Gemüthsbewegungen in Acht
nehmen, denn ſo vollſaftigen Conſtitutionen, wie
der ſeinigen, droheten beſtändig Rückfälle des Uebels,
wenn es einmal ſich Bahn gebrochen habe. Nun
war ſeine Lebensweiſe in den letzten Wochen frei-
lich nicht die ordentlichſte, ſeine Stimmung aber
nur eine Gemüthsbewegung geweſen.

Er nahm Speiſe und Trank um dadurch die
erregten Lebensgeiſter zu beruhigen. Wirklich fühlte
er ſich auch danach beſſer. Er fragte nach dem
Schloſſe, wo es liege? Da hörte er nun ſeltſame
Dinge. — Sie müſſen bald fertig ſeyn da droben,
der alte Herr Baron und das gnädige Fräulein
und der fremde Herr, ſagte der Wirth. Denn man
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[192/0206] ches er ſein brennendes Antlitz eintauchte. Aber er blieb nichts deſtoweniger unwohl. In der Bruſt fühlte er ein eigenes Drücken und Wühlen, was ihn zwar nicht ängſtlich machte, aber ihn doch an den Blutſturz erinnerte, den er als Achtzehnjähri- ger gehabt hatte und dem ähnliche Empfindungen vorhergegangen waren. Sein Arzt auf der Uni- verſität hatte ihn damals nach der Herſtellung gewarnt und ihm geſagt, er müſſe ſich vor unor- dentlichem Leben und Gemüthsbewegungen in Acht nehmen, denn ſo vollſaftigen Conſtitutionen, wie der ſeinigen, droheten beſtändig Rückfälle des Uebels, wenn es einmal ſich Bahn gebrochen habe. Nun war ſeine Lebensweiſe in den letzten Wochen frei- lich nicht die ordentlichſte, ſeine Stimmung aber nur eine Gemüthsbewegung geweſen. Er nahm Speiſe und Trank um dadurch die erregten Lebensgeiſter zu beruhigen. Wirklich fühlte er ſich auch danach beſſer. Er fragte nach dem Schloſſe, wo es liege? Da hörte er nun ſeltſame Dinge. — Sie müſſen bald fertig ſeyn da droben, der alte Herr Baron und das gnädige Fräulein und der fremde Herr, ſagte der Wirth. Denn man ſieht ſie kaum noch außer dem Hauſe. Das ſieht

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/206>, abgerufen am 21.11.2024.