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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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bel, sondern auf den Bedienten Karl Butter-
vogel.

Die Straße nach der Stadt zog sich nämlich
unter dem Hügel durch. Karl'n hatte er vor Kur-
zem auf ihr fortwandern sehen, und sogleich war
von ihm beschlossen worden, dem Bedienten bei
der Heimkehr, die Mittags zu erwarten stand,
den Weg zu verlegen, ihn auf den Vogelheerd zu
rufen, mit ihm dort, begünstigt von der Einsam-
keit des Ortes, ein scharfes Verhör anzustellen
und dadurch wo möglich hinter die Geheimnisse
Münchhausen's zu kommen.

Der alte Herr hatte lange über diesen Ent-
schluß mit seinem Zartsinne gefochten, endlich aber
war er doch zu dem Resultate gediehen, daß er
ihn unbeschadet seines Gewissens ausführen dürfe,
weil ein so dankvergessener Gast, wie der Frei-
herr von Münchhausen, durchaus keine Rücksicht
verdiene.

Die Verhältnisse im Inneren des Schlosses
hatten sich nämlich folgendermaßen gestellt:

Durch den Abzug des Schulmeisters waren die
Akademiker von Schnick-Schnack-Schnurr desjenigen
Individuum's quitt geworden, welches einer jeden

bel, ſondern auf den Bedienten Karl Butter-
vogel.

Die Straße nach der Stadt zog ſich nämlich
unter dem Hügel durch. Karl’n hatte er vor Kur-
zem auf ihr fortwandern ſehen, und ſogleich war
von ihm beſchloſſen worden, dem Bedienten bei
der Heimkehr, die Mittags zu erwarten ſtand,
den Weg zu verlegen, ihn auf den Vogelheerd zu
rufen, mit ihm dort, begünſtigt von der Einſam-
keit des Ortes, ein ſcharfes Verhör anzuſtellen
und dadurch wo möglich hinter die Geheimniſſe
Münchhauſen’s zu kommen.

Der alte Herr hatte lange über dieſen Ent-
ſchluß mit ſeinem Zartſinne gefochten, endlich aber
war er doch zu dem Reſultate gediehen, daß er
ihn unbeſchadet ſeines Gewiſſens ausführen dürfe,
weil ein ſo dankvergeſſener Gaſt, wie der Frei-
herr von Münchhauſen, durchaus keine Rückſicht
verdiene.

Die Verhältniſſe im Inneren des Schloſſes
hatten ſich nämlich folgendermaßen geſtellt:

Durch den Abzug des Schulmeiſters waren die
Akademiker von Schnick-Schnack-Schnurr desjenigen
Individuum’s quitt geworden, welches einer jeden

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[219/0233] bel, ſondern auf den Bedienten Karl Butter- vogel. Die Straße nach der Stadt zog ſich nämlich unter dem Hügel durch. Karl’n hatte er vor Kur- zem auf ihr fortwandern ſehen, und ſogleich war von ihm beſchloſſen worden, dem Bedienten bei der Heimkehr, die Mittags zu erwarten ſtand, den Weg zu verlegen, ihn auf den Vogelheerd zu rufen, mit ihm dort, begünſtigt von der Einſam- keit des Ortes, ein ſcharfes Verhör anzuſtellen und dadurch wo möglich hinter die Geheimniſſe Münchhauſen’s zu kommen. Der alte Herr hatte lange über dieſen Ent- ſchluß mit ſeinem Zartſinne gefochten, endlich aber war er doch zu dem Reſultate gediehen, daß er ihn unbeſchadet ſeines Gewiſſens ausführen dürfe, weil ein ſo dankvergeſſener Gaſt, wie der Frei- herr von Münchhauſen, durchaus keine Rückſicht verdiene. Die Verhältniſſe im Inneren des Schloſſes hatten ſich nämlich folgendermaßen geſtellt: Durch den Abzug des Schulmeiſters waren die Akademiker von Schnick-Schnack-Schnurr desjenigen Individuum’s quitt geworden, welches einer jeden

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/233>, abgerufen am 21.11.2024.