bel, sondern auf den Bedienten Karl Butter- vogel.
Die Straße nach der Stadt zog sich nämlich unter dem Hügel durch. Karl'n hatte er vor Kur- zem auf ihr fortwandern sehen, und sogleich war von ihm beschlossen worden, dem Bedienten bei der Heimkehr, die Mittags zu erwarten stand, den Weg zu verlegen, ihn auf den Vogelheerd zu rufen, mit ihm dort, begünstigt von der Einsam- keit des Ortes, ein scharfes Verhör anzustellen und dadurch wo möglich hinter die Geheimnisse Münchhausen's zu kommen.
Der alte Herr hatte lange über diesen Ent- schluß mit seinem Zartsinne gefochten, endlich aber war er doch zu dem Resultate gediehen, daß er ihn unbeschadet seines Gewissens ausführen dürfe, weil ein so dankvergessener Gast, wie der Frei- herr von Münchhausen, durchaus keine Rücksicht verdiene.
Die Verhältnisse im Inneren des Schlosses hatten sich nämlich folgendermaßen gestellt:
Durch den Abzug des Schulmeisters waren die Akademiker von Schnick-Schnack-Schnurr desjenigen Individuum's quitt geworden, welches einer jeden
bel, ſondern auf den Bedienten Karl Butter- vogel.
Die Straße nach der Stadt zog ſich nämlich unter dem Hügel durch. Karl’n hatte er vor Kur- zem auf ihr fortwandern ſehen, und ſogleich war von ihm beſchloſſen worden, dem Bedienten bei der Heimkehr, die Mittags zu erwarten ſtand, den Weg zu verlegen, ihn auf den Vogelheerd zu rufen, mit ihm dort, begünſtigt von der Einſam- keit des Ortes, ein ſcharfes Verhör anzuſtellen und dadurch wo möglich hinter die Geheimniſſe Münchhauſen’s zu kommen.
Der alte Herr hatte lange über dieſen Ent- ſchluß mit ſeinem Zartſinne gefochten, endlich aber war er doch zu dem Reſultate gediehen, daß er ihn unbeſchadet ſeines Gewiſſens ausführen dürfe, weil ein ſo dankvergeſſener Gaſt, wie der Frei- herr von Münchhauſen, durchaus keine Rückſicht verdiene.
Die Verhältniſſe im Inneren des Schloſſes hatten ſich nämlich folgendermaßen geſtellt:
Durch den Abzug des Schulmeiſters waren die Akademiker von Schnick-Schnack-Schnurr desjenigen Individuum’s quitt geworden, welches einer jeden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0233"n="219"/>
bel, ſondern auf den Bedienten Karl Butter-<lb/>
vogel.</p><lb/><p>Die Straße nach der Stadt zog ſich nämlich<lb/>
unter dem Hügel durch. Karl’n hatte er vor Kur-<lb/>
zem auf ihr fortwandern ſehen, und ſogleich war<lb/>
von ihm beſchloſſen worden, dem Bedienten bei<lb/>
der Heimkehr, die Mittags zu erwarten ſtand,<lb/>
den Weg zu verlegen, ihn auf den Vogelheerd zu<lb/>
rufen, mit ihm dort, begünſtigt von der Einſam-<lb/>
keit des Ortes, ein ſcharfes Verhör anzuſtellen<lb/>
und dadurch wo möglich hinter die Geheimniſſe<lb/>
Münchhauſen’s zu kommen.</p><lb/><p>Der alte Herr hatte lange über dieſen Ent-<lb/>ſchluß mit ſeinem Zartſinne gefochten, endlich aber<lb/>
war er doch zu dem Reſultate gediehen, daß er<lb/>
ihn unbeſchadet ſeines Gewiſſens ausführen dürfe,<lb/>
weil ein ſo dankvergeſſener Gaſt, wie der Frei-<lb/>
herr von Münchhauſen, durchaus keine Rückſicht<lb/>
verdiene.</p><lb/><p>Die Verhältniſſe im Inneren des Schloſſes<lb/>
hatten ſich nämlich folgendermaßen geſtellt:</p><lb/><p>Durch den Abzug des Schulmeiſters waren die<lb/>
Akademiker von Schnick-Schnack-Schnurr desjenigen<lb/>
Individuum’s quitt geworden, welches einer jeden<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[219/0233]
bel, ſondern auf den Bedienten Karl Butter-
vogel.
Die Straße nach der Stadt zog ſich nämlich
unter dem Hügel durch. Karl’n hatte er vor Kur-
zem auf ihr fortwandern ſehen, und ſogleich war
von ihm beſchloſſen worden, dem Bedienten bei
der Heimkehr, die Mittags zu erwarten ſtand,
den Weg zu verlegen, ihn auf den Vogelheerd zu
rufen, mit ihm dort, begünſtigt von der Einſam-
keit des Ortes, ein ſcharfes Verhör anzuſtellen
und dadurch wo möglich hinter die Geheimniſſe
Münchhauſen’s zu kommen.
Der alte Herr hatte lange über dieſen Ent-
ſchluß mit ſeinem Zartſinne gefochten, endlich aber
war er doch zu dem Reſultate gediehen, daß er
ihn unbeſchadet ſeines Gewiſſens ausführen dürfe,
weil ein ſo dankvergeſſener Gaſt, wie der Frei-
herr von Münchhauſen, durchaus keine Rückſicht
verdiene.
Die Verhältniſſe im Inneren des Schloſſes
hatten ſich nämlich folgendermaßen geſtellt:
Durch den Abzug des Schulmeiſters waren die
Akademiker von Schnick-Schnack-Schnurr desjenigen
Individuum’s quitt geworden, welches einer jeden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/233>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.