läuft nach dem Bürgermeister, um Polizeihülfe herbeizuschaffen? Begreifen Sie nun Ihre Posi- tion? Sorge ich darum väterlich für Sie, schicke ich deshalb gewissenhaft die Fläschchen der von Ihnen bereiteten Tinctur an den Oberkammerherrn, schreibe ich mir, um Ihnen endlich ein sicheres Brod bei dem geistreichen Erbprinzen von Dünkel- blasenheim zu verschaffen, beinahe die Finger lahm, damit Sie nun schmachvoll in dem Protocolle irgend eines obscuren Polizeibeamten endigen? Nein, Münchhausen, ich kann Sie fast nicht mehr achten, Sie sind doch ein gar zu verlogener Schelm.
Der Freiherr hatte während dieser harten An- rede sacht unter seinen Kleidungsstücken gewühlt. Jetzt zog er daraus einen schwarzen Frack hervor und einen kleinen zusammengelegten Klapphut. Was sehen Sie? fragte er seinen rauhen Beschützer in einem ruhigen, man möchte sagen, überlegenen Tone.
Einen Frack und einen Klack! rief der Schrift- steller noch immer zornig, obgleich diese harmlosen Gegenstände keine Entrüstung verdienten.
Münchhausen zog an dem kleinen Klapphute, da wurde er größer, er griff dehnend in die Oeff- nung, da wurde er dreieckicht, er nahm aus den
läuft nach dem Bürgermeiſter, um Polizeihülfe herbeizuſchaffen? Begreifen Sie nun Ihre Poſi- tion? Sorge ich darum väterlich für Sie, ſchicke ich deshalb gewiſſenhaft die Fläſchchen der von Ihnen bereiteten Tinctur an den Oberkammerherrn, ſchreibe ich mir, um Ihnen endlich ein ſicheres Brod bei dem geiſtreichen Erbprinzen von Dünkel- blaſenheim zu verſchaffen, beinahe die Finger lahm, damit Sie nun ſchmachvoll in dem Protocolle irgend eines obſcuren Polizeibeamten endigen? Nein, Münchhauſen, ich kann Sie faſt nicht mehr achten, Sie ſind doch ein gar zu verlogener Schelm.
Der Freiherr hatte während dieſer harten An- rede ſacht unter ſeinen Kleidungsſtücken gewühlt. Jetzt zog er daraus einen ſchwarzen Frack hervor und einen kleinen zuſammengelegten Klapphut. Was ſehen Sie? fragte er ſeinen rauhen Beſchützer in einem ruhigen, man möchte ſagen, überlegenen Tone.
Einen Frack und einen Klack! rief der Schrift- ſteller noch immer zornig, obgleich dieſe harmloſen Gegenſtände keine Entrüſtung verdienten.
Münchhauſen zog an dem kleinen Klapphute, da wurde er größer, er griff dehnend in die Oeff- nung, da wurde er dreieckicht, er nahm aus den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0286"n="272"/>
läuft nach dem Bürgermeiſter, um Polizeihülfe<lb/>
herbeizuſchaffen? Begreifen Sie nun Ihre Poſi-<lb/>
tion? Sorge ich darum väterlich für Sie, ſchicke<lb/>
ich deshalb gewiſſenhaft die Fläſchchen der von<lb/>
Ihnen bereiteten Tinctur an den Oberkammerherrn,<lb/>ſchreibe ich mir, um Ihnen endlich ein ſicheres<lb/>
Brod bei dem geiſtreichen Erbprinzen von Dünkel-<lb/>
blaſenheim zu verſchaffen, beinahe die Finger lahm,<lb/>
damit Sie nun ſchmachvoll in dem Protocolle irgend<lb/>
eines obſcuren Polizeibeamten endigen? Nein,<lb/>
Münchhauſen, ich kann Sie faſt nicht mehr achten,<lb/>
Sie ſind doch ein gar zu verlogener Schelm.</p><lb/><p>Der Freiherr hatte während dieſer harten An-<lb/>
rede ſacht unter ſeinen Kleidungsſtücken gewühlt.<lb/>
Jetzt zog er daraus einen ſchwarzen Frack hervor<lb/>
und einen kleinen zuſammengelegten Klapphut. Was<lb/>ſehen Sie? fragte er ſeinen rauhen Beſchützer in<lb/>
einem ruhigen, man möchte ſagen, überlegenen Tone.</p><lb/><p>Einen Frack und einen Klack! rief der Schrift-<lb/>ſteller noch immer zornig, obgleich dieſe harmloſen<lb/>
Gegenſtände keine Entrüſtung verdienten.</p><lb/><p>Münchhauſen zog an dem kleinen Klapphute,<lb/>
da wurde er größer, er griff dehnend in die Oeff-<lb/>
nung, da wurde er dreieckicht, er nahm aus den<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[272/0286]
läuft nach dem Bürgermeiſter, um Polizeihülfe
herbeizuſchaffen? Begreifen Sie nun Ihre Poſi-
tion? Sorge ich darum väterlich für Sie, ſchicke
ich deshalb gewiſſenhaft die Fläſchchen der von
Ihnen bereiteten Tinctur an den Oberkammerherrn,
ſchreibe ich mir, um Ihnen endlich ein ſicheres
Brod bei dem geiſtreichen Erbprinzen von Dünkel-
blaſenheim zu verſchaffen, beinahe die Finger lahm,
damit Sie nun ſchmachvoll in dem Protocolle irgend
eines obſcuren Polizeibeamten endigen? Nein,
Münchhauſen, ich kann Sie faſt nicht mehr achten,
Sie ſind doch ein gar zu verlogener Schelm.
Der Freiherr hatte während dieſer harten An-
rede ſacht unter ſeinen Kleidungsſtücken gewühlt.
Jetzt zog er daraus einen ſchwarzen Frack hervor
und einen kleinen zuſammengelegten Klapphut. Was
ſehen Sie? fragte er ſeinen rauhen Beſchützer in
einem ruhigen, man möchte ſagen, überlegenen Tone.
Einen Frack und einen Klack! rief der Schrift-
ſteller noch immer zornig, obgleich dieſe harmloſen
Gegenſtände keine Entrüſtung verdienten.
Münchhauſen zog an dem kleinen Klapphute,
da wurde er größer, er griff dehnend in die Oeff-
nung, da wurde er dreieckicht, er nahm aus den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/286>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.