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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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rosenfarbenen Seidenkleide, einem weißen Flortuche,
einer Schärpe, worauf der Tempel der Liebe ge-
stickt war, und grünen Atlasschuhen bestand. In
der Hand hielt sie einen elfenbeinernen Fächer mit
der Geschichte Amor's und Psychen's, und ihr Haar
zierte ein Paradiesvogel, dem nur vor Alter die
Schwungfedern ausgefallen waren. Einen Ridicule
von sogenannten Freundschaftsläppchen zusammen-
gefügt, trug sie an einem Arme und eine Tändel-
schürze von schwarzem Taffent mit Phantasieblumen
eingefaßt, hatte sie vorgebunden.

In diesem Aufzuge stellte sie die verschollene
Freiin von Schnurrenburg-Mixpickel aus den Bä-
dern zu Nizza dar. So costumirt war sie dort
mit Rucciopuccio gelustwandelt und den Juden
in die Arme gefallen, als die verhängnißvolle
Stunde der Trennung schlug. In frommer Erin-
nerung an die süßeste und schwerste Zeit ihres
Lebens hatte sie den ganzen Staat aufbewahrt und
er war durch alle Stürme der Zeiten, durch das
ganze Elend der Verarmung hindurch gerettet wor-
den. Heute hatte sie ihn mit erhabenem Lächeln
aus dem Koffer hervorgeholt, und ihn, nachdem
sie ihr Werk in der Küche besorgt, angelegt, denn

roſenfarbenen Seidenkleide, einem weißen Flortuche,
einer Schärpe, worauf der Tempel der Liebe ge-
ſtickt war, und grünen Atlasſchuhen beſtand. In
der Hand hielt ſie einen elfenbeinernen Fächer mit
der Geſchichte Amor’s und Pſychen’s, und ihr Haar
zierte ein Paradiesvogel, dem nur vor Alter die
Schwungfedern ausgefallen waren. Einen Ridicule
von ſogenannten Freundſchaftsläppchen zuſammen-
gefügt, trug ſie an einem Arme und eine Tändel-
ſchürze von ſchwarzem Taffent mit Phantaſieblumen
eingefaßt, hatte ſie vorgebunden.

In dieſem Aufzuge ſtellte ſie die verſchollene
Freiin von Schnurrenburg-Mixpickel aus den Bä-
dern zu Nizza dar. So coſtumirt war ſie dort
mit Rucciopuccio geluſtwandelt und den Juden
in die Arme gefallen, als die verhängnißvolle
Stunde der Trennung ſchlug. In frommer Erin-
nerung an die ſüßeſte und ſchwerſte Zeit ihres
Lebens hatte ſie den ganzen Staat aufbewahrt und
er war durch alle Stürme der Zeiten, durch das
ganze Elend der Verarmung hindurch gerettet wor-
den. Heute hatte ſie ihn mit erhabenem Lächeln
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[282/0296] roſenfarbenen Seidenkleide, einem weißen Flortuche, einer Schärpe, worauf der Tempel der Liebe ge- ſtickt war, und grünen Atlasſchuhen beſtand. In der Hand hielt ſie einen elfenbeinernen Fächer mit der Geſchichte Amor’s und Pſychen’s, und ihr Haar zierte ein Paradiesvogel, dem nur vor Alter die Schwungfedern ausgefallen waren. Einen Ridicule von ſogenannten Freundſchaftsläppchen zuſammen- gefügt, trug ſie an einem Arme und eine Tändel- ſchürze von ſchwarzem Taffent mit Phantaſieblumen eingefaßt, hatte ſie vorgebunden. In dieſem Aufzuge ſtellte ſie die verſchollene Freiin von Schnurrenburg-Mixpickel aus den Bä- dern zu Nizza dar. So coſtumirt war ſie dort mit Rucciopuccio geluſtwandelt und den Juden in die Arme gefallen, als die verhängnißvolle Stunde der Trennung ſchlug. In frommer Erin- nerung an die ſüßeſte und ſchwerſte Zeit ihres Lebens hatte ſie den ganzen Staat aufbewahrt und er war durch alle Stürme der Zeiten, durch das ganze Elend der Verarmung hindurch gerettet wor- den. Heute hatte ſie ihn mit erhabenem Lächeln aus dem Koffer hervorgeholt, und ihn, nachdem ſie ihr Werk in der Küche beſorgt, angelegt, denn

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/296>, abgerufen am 22.11.2024.