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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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Drittes Capitel.

Worin der Autor fortfährt, die Vorbe-
reitungen zur Hochzeit zu beschreiben
.


Die Braut senkte ihr Haupt ein wenig, als
die Freundinnen ihr die Krone aufsetzten, und ihr
Antlitz wurde, als sie die leichte Last auf ihrem
Haare fühlte, wo möglich noch röther als früher.
Es ist schön im Menschenleben, daß Jeder einen
Augenblick erlebt, worin alle königliche Macht und
Majestät vor ihm zu nichte wird. Diesen Augen-
blick erlebt nicht nur der Feldherr, der durch einen
Sieg die Hauptstadt rettet, oder der Kanzler, der
mit einem Federzuge die Grenzen des Reichs um
das Doppelte zu mehren weiß; es erlebt ihn Jeder
einmal, er müsse sich auch sonst Tag für Tag durch
ein gedrücktes Daseyn hindurch beugen und winden.
Der Tagelöhner hat ihn, der sein neugeborenes
erstes Kind auf den Arm nimmt und selbst der

Drittes Capitel.

Worin der Autor fortfährt, die Vorbe-
reitungen zur Hochzeit zu beſchreiben
.


Die Braut ſenkte ihr Haupt ein wenig, als
die Freundinnen ihr die Krone aufſetzten, und ihr
Antlitz wurde, als ſie die leichte Laſt auf ihrem
Haare fühlte, wo möglich noch röther als früher.
Es iſt ſchön im Menſchenleben, daß Jeder einen
Augenblick erlebt, worin alle königliche Macht und
Majeſtät vor ihm zu nichte wird. Dieſen Augen-
blick erlebt nicht nur der Feldherr, der durch einen
Sieg die Hauptſtadt rettet, oder der Kanzler, der
mit einem Federzuge die Grenzen des Reichs um
das Doppelte zu mehren weiß; es erlebt ihn Jeder
einmal, er müſſe ſich auch ſonſt Tag für Tag durch
ein gedrücktes Daſeyn hindurch beugen und winden.
Der Tagelöhner hat ihn, der ſein neugeborenes
erſtes Kind auf den Arm nimmt und ſelbſt der

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[28/0042] Drittes Capitel. Worin der Autor fortfährt, die Vorbe- reitungen zur Hochzeit zu beſchreiben. Die Braut ſenkte ihr Haupt ein wenig, als die Freundinnen ihr die Krone aufſetzten, und ihr Antlitz wurde, als ſie die leichte Laſt auf ihrem Haare fühlte, wo möglich noch röther als früher. Es iſt ſchön im Menſchenleben, daß Jeder einen Augenblick erlebt, worin alle königliche Macht und Majeſtät vor ihm zu nichte wird. Dieſen Augen- blick erlebt nicht nur der Feldherr, der durch einen Sieg die Hauptſtadt rettet, oder der Kanzler, der mit einem Federzuge die Grenzen des Reichs um das Doppelte zu mehren weiß; es erlebt ihn Jeder einmal, er müſſe ſich auch ſonſt Tag für Tag durch ein gedrücktes Daſeyn hindurch beugen und winden. Der Tagelöhner hat ihn, der ſein neugeborenes erſtes Kind auf den Arm nimmt und ſelbſt der

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/42>, abgerufen am 24.11.2024.