hieher komm'? Zurück von der großen Reis', die ich auf Ihren Befehl machte. Hab' mich immer rechts gehalten, wie meine Commission lautete, kam erst nach Cassel, wüste Kerl' dort, sonst nichts zu sehen, dann nach Magdeburg, auch wüste Kerl' dort, sonst auch nichts zu sehen, dann nach Berlin, ebenfalls wüste Kerl' dort, ebenfalls sonst nichts zu sehen; und so retour wieder hieher über Magdeburg und Cassel, da 's Geld gerad' zur Hälft' ausge- ben war zu Berlin, und ich überdieß meine Com- mission schön ausgerichtet hatte alldort. -- Was ich hier treib'? -- Sitz' schon seit acht Tagen bei'm Bauer im Heu, helf' ihm Heu machen, um mir mein Tagbrod zu verdienen, denn der letzte Kreuzer war ausgeben, als ich diese wüste Ge- gend wieder erreicht hatt'. -- Warum ich Sie nicht aufgesucht? -- Hatten damals bei'm Abschied keine recht deutliche Sprach' mit einander geführt, wo ich meinen Herrn Grafen wieder finden sollt'. Dacht' also, das Sicherste wär', wenn ich sitzen blieb', wo ich eben war, denn das wußt' ich, daß mein Herr Graf mich ausspüren würden und ab- holen, und säß' ich im Mittelpunct der Erd'. Blieb deßhalb auch ganz ruhig und macht' in Zu-
hieher komm’? Zurück von der großen Reiſ’, die ich auf Ihren Befehl machte. Hab’ mich immer rechts gehalten, wie meine Commiſſion lautete, kam erſt nach Caſſel, wüſte Kerl’ dort, ſonſt nichts zu ſehen, dann nach Magdeburg, auch wüſte Kerl’ dort, ſonſt auch nichts zu ſehen, dann nach Berlin, ebenfalls wüſte Kerl’ dort, ebenfalls ſonſt nichts zu ſehen; und ſo retour wieder hieher über Magdeburg und Caſſel, da ’s Geld gerad’ zur Hälft’ ausge- ben war zu Berlin, und ich überdieß meine Com- miſſion ſchön ausgerichtet hatte alldort. — Was ich hier treib’? — Sitz’ ſchon ſeit acht Tagen bei’m Bauer im Heu, helf’ ihm Heu machen, um mir mein Tagbrod zu verdienen, denn der letzte Kreuzer war ausgeben, als ich dieſe wüſte Ge- gend wieder erreicht hatt’. — Warum ich Sie nicht aufgeſucht? — Hatten damals bei’m Abſchied keine recht deutliche Sprach’ mit einander geführt, wo ich meinen Herrn Grafen wieder finden ſollt’. Dacht’ alſo, das Sicherſte wär’, wenn ich ſitzen blieb’, wo ich eben war, denn das wußt’ ich, daß mein Herr Graf mich ausſpüren würden und ab- holen, und ſäß’ ich im Mittelpunct der Erd’. Blieb deßhalb auch ganz ruhig und macht’ in Zu-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0443"n="429"/>
hieher komm’? Zurück von der großen Reiſ’, die<lb/>
ich auf Ihren Befehl machte. Hab’ mich immer<lb/>
rechts gehalten, wie meine Commiſſion lautete,<lb/>
kam erſt nach Caſſel, wüſte Kerl’ dort, ſonſt nichts<lb/>
zu ſehen, dann nach Magdeburg, auch wüſte Kerl’<lb/>
dort, ſonſt auch nichts zu ſehen, dann nach Berlin,<lb/>
ebenfalls wüſte Kerl’ dort, ebenfalls ſonſt nichts zu<lb/>ſehen; und ſo retour wieder hieher über Magdeburg<lb/>
und Caſſel, da ’s Geld gerad’ zur Hälft’ ausge-<lb/>
ben war zu Berlin, und ich überdieß meine Com-<lb/>
miſſion ſchön ausgerichtet hatte alldort. — Was<lb/>
ich hier treib’? — Sitz’ſchon ſeit acht Tagen<lb/>
bei’m Bauer im Heu, helf’ ihm Heu machen, um<lb/>
mir mein Tagbrod zu verdienen, denn der letzte<lb/>
Kreuzer war ausgeben, als ich dieſe wüſte Ge-<lb/>
gend wieder erreicht hatt’. — Warum ich Sie nicht<lb/>
aufgeſucht? — Hatten damals bei’m Abſchied keine<lb/>
recht deutliche Sprach’ mit einander geführt, wo<lb/>
ich meinen Herrn Grafen wieder finden ſollt’.<lb/>
Dacht’ alſo, das Sicherſte wär’, wenn ich ſitzen<lb/>
blieb’, wo ich eben war, denn das wußt’ ich, daß<lb/>
mein Herr Graf mich ausſpüren würden und ab-<lb/>
holen, und ſäß’ ich im Mittelpunct der Erd’.<lb/>
Blieb deßhalb auch ganz ruhig und macht’ in Zu-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[429/0443]
hieher komm’? Zurück von der großen Reiſ’, die
ich auf Ihren Befehl machte. Hab’ mich immer
rechts gehalten, wie meine Commiſſion lautete,
kam erſt nach Caſſel, wüſte Kerl’ dort, ſonſt nichts
zu ſehen, dann nach Magdeburg, auch wüſte Kerl’
dort, ſonſt auch nichts zu ſehen, dann nach Berlin,
ebenfalls wüſte Kerl’ dort, ebenfalls ſonſt nichts zu
ſehen; und ſo retour wieder hieher über Magdeburg
und Caſſel, da ’s Geld gerad’ zur Hälft’ ausge-
ben war zu Berlin, und ich überdieß meine Com-
miſſion ſchön ausgerichtet hatte alldort. — Was
ich hier treib’? — Sitz’ ſchon ſeit acht Tagen
bei’m Bauer im Heu, helf’ ihm Heu machen, um
mir mein Tagbrod zu verdienen, denn der letzte
Kreuzer war ausgeben, als ich dieſe wüſte Ge-
gend wieder erreicht hatt’. — Warum ich Sie nicht
aufgeſucht? — Hatten damals bei’m Abſchied keine
recht deutliche Sprach’ mit einander geführt, wo
ich meinen Herrn Grafen wieder finden ſollt’.
Dacht’ alſo, das Sicherſte wär’, wenn ich ſitzen
blieb’, wo ich eben war, denn das wußt’ ich, daß
mein Herr Graf mich ausſpüren würden und ab-
holen, und ſäß’ ich im Mittelpunct der Erd’.
Blieb deßhalb auch ganz ruhig und macht’ in Zu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/443>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.