leuchtete hinein. Jedes Geräth, welches einen Ge- genstand verbergen konnte, nahm er auch hier von seinem Platze und sah nach, ob das Schwert nicht da- hinter liege. Ueber diesem stillen und vergeblichen Suchen gingen wieder mehrere Stunden hin. Der Morgen begann schon zu dämmern.
Wie der alte Mann so, unaufhörlich gehend, sich bückend, spähend, nie übereilt in seinen Be- wegungen, aber auch nimmer rastend, umherwan- derte, gewährte diese unablässige, stumme, stäte, gleichmässige Mühe einen peinlichen und fast schauer- lichen Anblick. Wäre er rascher in seinen Bewe- gungen gewesen, so würde man ihn haben einem Raubthiere vergleichen können, welches nach seinen Jungen sucht; so aber, wie er sich verhielt, glich er einer ewigen, todten, stillwühlenden Naturkraft.
Das letzte Gemach, welches er durchforschte, war Lisbeth's Zimmer. Er dachte nicht daran, daß er ein entkleidetes und schlafendes Mädchen dort hätte finden können. Er verwunderte sich auch nicht, daß er Lisbeth nicht darin fand, daß ein Anderer es und in solcher Art, wie er sah, inne hatte, denn er hätte sich über nichts ver- wundert, seine Seele war gleichgültig gegen Alles,
leuchtete hinein. Jedes Geräth, welches einen Ge- genſtand verbergen konnte, nahm er auch hier von ſeinem Platze und ſah nach, ob das Schwert nicht da- hinter liege. Ueber dieſem ſtillen und vergeblichen Suchen gingen wieder mehrere Stunden hin. Der Morgen begann ſchon zu dämmern.
Wie der alte Mann ſo, unaufhörlich gehend, ſich bückend, ſpähend, nie übereilt in ſeinen Be- wegungen, aber auch nimmer raſtend, umherwan- derte, gewährte dieſe unabläſſige, ſtumme, ſtäte, gleichmäſſige Mühe einen peinlichen und faſt ſchauer- lichen Anblick. Wäre er raſcher in ſeinen Bewe- gungen geweſen, ſo würde man ihn haben einem Raubthiere vergleichen können, welches nach ſeinen Jungen ſucht; ſo aber, wie er ſich verhielt, glich er einer ewigen, todten, ſtillwühlenden Naturkraft.
Das letzte Gemach, welches er durchforſchte, war Lisbeth’s Zimmer. Er dachte nicht daran, daß er ein entkleidetes und ſchlafendes Mädchen dort hätte finden können. Er verwunderte ſich auch nicht, daß er Lisbeth nicht darin fand, daß ein Anderer es und in ſolcher Art, wie er ſah, inne hatte, denn er hätte ſich über nichts ver- wundert, ſeine Seele war gleichgültig gegen Alles,
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leuchtete hinein. Jedes Geräth, welches einen Ge-
genſtand verbergen konnte, nahm er auch hier von
ſeinem Platze und ſah nach, ob das Schwert nicht da-
hinter liege. Ueber dieſem ſtillen und vergeblichen
Suchen gingen wieder mehrere Stunden hin. Der
Morgen begann ſchon zu dämmern.
Wie der alte Mann ſo, unaufhörlich gehend,
ſich bückend, ſpähend, nie übereilt in ſeinen Be-
wegungen, aber auch nimmer raſtend, umherwan-
derte, gewährte dieſe unabläſſige, ſtumme, ſtäte,
gleichmäſſige Mühe einen peinlichen und faſt ſchauer-
lichen Anblick. Wäre er raſcher in ſeinen Bewe-
gungen geweſen, ſo würde man ihn haben einem
Raubthiere vergleichen können, welches nach ſeinen
Jungen ſucht; ſo aber, wie er ſich verhielt, glich
er einer ewigen, todten, ſtillwühlenden Naturkraft.
Das letzte Gemach, welches er durchforſchte,
war Lisbeth’s Zimmer. Er dachte nicht daran,
daß er ein entkleidetes und ſchlafendes Mädchen
dort hätte finden können. Er verwunderte ſich
auch nicht, daß er Lisbeth nicht darin fand, daß
ein Anderer es und in ſolcher Art, wie er ſah,
inne hatte, denn er hätte ſich über nichts ver-
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/108>, abgerufen am 21.11.2024.
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