zu beseitigen. Denn schon trat Lisbeth herein. Es war ein großer Gegensatz, diese schlanke, vor- nehme junge Gestalt im einfachen Gewande der etwas zu kleinen und vollen Baronesse im höchsten Putz gegenüber. Sie trat bescheiden aber sicher auf, Clelia wollte sich anfangs Airs geben, dieses Bestreben zerbrach indessen sogleich an ihrem grund- guten Wesen. Sie reichte verlegen-freundlich Lis- beth die Hand, setzte sich in's Sopha, ließ einen Sessel stellen und flüsterte Fancy zu, sie solle sich in ihrem Zimmer nebenan aufhalten. Als ob es zufällig geschähe, breitete sie ihr Taschen- tuch aus und entzog dadurch wenigstens die Pracht der Chatelaine und der Armbänder (denn sie wußte auch die linke Hand mit dem Tuche zu bedecken) den Blicken Lisbeth's. Wie viel würde sie darum gegeben haben, wenn sie statt des Cachemirkleides das von Mousseline de Laine angehabt hätte! Der volle Putz raubte ihr die Hälfte ihrer Festig- keit. Sie suchte eine Zeit lang vergebens nach einem schicklichen Anknüpfungspuncte des Gesprächs und so saßen Beide, als Fancy sie allein gelassen hatte, eine Zeit lang schweigend einander gegenüber. Lisbeth sah vor sich hin und hatte keine Ahnung
zu beſeitigen. Denn ſchon trat Lisbeth herein. Es war ein großer Gegenſatz, dieſe ſchlanke, vor- nehme junge Geſtalt im einfachen Gewande der etwas zu kleinen und vollen Baroneſſe im höchſten Putz gegenüber. Sie trat beſcheiden aber ſicher auf, Clelia wollte ſich anfangs Airs geben, dieſes Beſtreben zerbrach indeſſen ſogleich an ihrem grund- guten Weſen. Sie reichte verlegen-freundlich Lis- beth die Hand, ſetzte ſich in’s Sopha, ließ einen Seſſel ſtellen und flüſterte Fancy zu, ſie ſolle ſich in ihrem Zimmer nebenan aufhalten. Als ob es zufällig geſchähe, breitete ſie ihr Taſchen- tuch aus und entzog dadurch wenigſtens die Pracht der Chatelaine und der Armbänder (denn ſie wußte auch die linke Hand mit dem Tuche zu bedecken) den Blicken Lisbeth’s. Wie viel würde ſie darum gegeben haben, wenn ſie ſtatt des Cachemirkleides das von Mouſſeline de Laine angehabt hätte! Der volle Putz raubte ihr die Hälfte ihrer Feſtig- keit. Sie ſuchte eine Zeit lang vergebens nach einem ſchicklichen Anknüpfungspuncte des Geſprächs und ſo ſaßen Beide, als Fancy ſie allein gelaſſen hatte, eine Zeit lang ſchweigend einander gegenüber. Lisbeth ſah vor ſich hin und hatte keine Ahnung
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zu beſeitigen. Denn ſchon trat Lisbeth herein.
Es war ein großer Gegenſatz, dieſe ſchlanke, vor-
nehme junge Geſtalt im einfachen Gewande der
etwas zu kleinen und vollen Baroneſſe im höchſten
Putz gegenüber. Sie trat beſcheiden aber ſicher
auf, Clelia wollte ſich anfangs Airs geben, dieſes
Beſtreben zerbrach indeſſen ſogleich an ihrem grund-
guten Weſen. Sie reichte verlegen-freundlich Lis-
beth die Hand, ſetzte ſich in’s Sopha, ließ einen
Seſſel ſtellen und flüſterte Fancy zu, ſie ſolle
ſich in ihrem Zimmer nebenan aufhalten. Als
ob es zufällig geſchähe, breitete ſie ihr Taſchen-
tuch aus und entzog dadurch wenigſtens die Pracht
der Chatelaine und der Armbänder (denn ſie wußte
auch die linke Hand mit dem Tuche zu bedecken)
den Blicken Lisbeth’s. Wie viel würde ſie darum
gegeben haben, wenn ſie ſtatt des Cachemirkleides
das von Mouſſeline de Laine angehabt hätte!
Der volle Putz raubte ihr die Hälfte ihrer Feſtig-
keit. Sie ſuchte eine Zeit lang vergebens nach
einem ſchicklichen Anknüpfungspuncte des Geſprächs
und ſo ſaßen Beide, als Fancy ſie allein gelaſſen
hatte, eine Zeit lang ſchweigend einander gegenüber.
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/277>, abgerufen am 24.11.2024.
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