einmal der Gegenstand eines so heftigen Streites gewesen war, und den der Sammler in der Dun- kelheit des vorigen Abends hatte dahin bringen lassen. -- Er trat drei Schritte zurück und fragte, indem er den alten Schmitz groß ansah: Was soll das, und was bedeutet dieses?
Der alte Sammler, dem die Sache das Herz durchschnitt, sprudelte wie eine Flasche, von wel- cher der Pfropfen abgeflogen ist: Es bedeutet, daß Ihr Eure Amphora wiederbekommt, um welche ich mein Gewissen, welches in einer schwachen Stunde eingeschlafen war, nicht belasten will, und welche mir zwar, das weiß Gott, noch das aller- größte Vergnügen macht, jedoch ein unrechtes und verbotenes! Durch solche Schandthaten, und indem immer ein Schelm dem Anderen seinen Plunder als ächtes Alterthum attestirte, sind die Samm- lungen mit Narrenpossen und Quisquilien ange- füllt worden. Ich aber will dazu nicht die Hand bieten, daß Euer Lerchenspieß noch einmal künftig von einem großen Herrn, der in solchen Sachen die liebe Einfalt und Dummheit ist, für schweres Geld angekauft wird, sondern ich begehre meinen Schein zurück, worauf das sogenannte Karls-des-
einmal der Gegenſtand eines ſo heftigen Streites geweſen war, und den der Sammler in der Dun- kelheit des vorigen Abends hatte dahin bringen laſſen. — Er trat drei Schritte zurück und fragte, indem er den alten Schmitz groß anſah: Was ſoll das, und was bedeutet dieſes?
Der alte Sammler, dem die Sache das Herz durchſchnitt, ſprudelte wie eine Flaſche, von wel- cher der Pfropfen abgeflogen iſt: Es bedeutet, daß Ihr Eure Amphora wiederbekommt, um welche ich mein Gewiſſen, welches in einer ſchwachen Stunde eingeſchlafen war, nicht belaſten will, und welche mir zwar, das weiß Gott, noch das aller- größte Vergnügen macht, jedoch ein unrechtes und verbotenes! Durch ſolche Schandthaten, und indem immer ein Schelm dem Anderen ſeinen Plunder als ächtes Alterthum atteſtirte, ſind die Samm- lungen mit Narrenpoſſen und Quisquilien ange- füllt worden. Ich aber will dazu nicht die Hand bieten, daß Euer Lerchenſpieß noch einmal künftig von einem großen Herrn, der in ſolchen Sachen die liebe Einfalt und Dummheit iſt, für ſchweres Geld angekauft wird, ſondern ich begehre meinen Schein zurück, worauf das ſogenannte Karls-des-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0049"n="37"/>
einmal der Gegenſtand eines ſo heftigen Streites<lb/>
geweſen war, und den der Sammler in der Dun-<lb/>
kelheit des vorigen Abends hatte dahin bringen<lb/>
laſſen. — Er trat drei Schritte zurück und fragte,<lb/>
indem er den alten Schmitz groß anſah: Was ſoll<lb/>
das, und was bedeutet dieſes?</p><lb/><p>Der alte Sammler, dem die Sache das Herz<lb/>
durchſchnitt, ſprudelte wie eine Flaſche, von wel-<lb/>
cher der Pfropfen abgeflogen iſt: Es bedeutet, daß<lb/>
Ihr Eure Amphora wiederbekommt, um welche<lb/>
ich mein Gewiſſen, welches in einer ſchwachen<lb/>
Stunde eingeſchlafen war, nicht belaſten will, und<lb/>
welche mir zwar, das weiß Gott, noch das aller-<lb/>
größte Vergnügen macht, jedoch ein unrechtes und<lb/>
verbotenes! Durch ſolche Schandthaten, und indem<lb/>
immer ein Schelm dem Anderen ſeinen Plunder<lb/>
als ächtes Alterthum atteſtirte, ſind die Samm-<lb/>
lungen mit Narrenpoſſen und Quisquilien ange-<lb/>
füllt worden. Ich aber will dazu nicht die Hand<lb/>
bieten, daß Euer Lerchenſpieß noch einmal künftig<lb/>
von einem großen Herrn, der in ſolchen Sachen<lb/>
die liebe Einfalt und Dummheit iſt, für ſchweres<lb/>
Geld angekauft wird, ſondern ich begehre meinen<lb/>
Schein zurück, worauf das ſogenannte Karls-des-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[37/0049]
einmal der Gegenſtand eines ſo heftigen Streites
geweſen war, und den der Sammler in der Dun-
kelheit des vorigen Abends hatte dahin bringen
laſſen. — Er trat drei Schritte zurück und fragte,
indem er den alten Schmitz groß anſah: Was ſoll
das, und was bedeutet dieſes?
Der alte Sammler, dem die Sache das Herz
durchſchnitt, ſprudelte wie eine Flaſche, von wel-
cher der Pfropfen abgeflogen iſt: Es bedeutet, daß
Ihr Eure Amphora wiederbekommt, um welche
ich mein Gewiſſen, welches in einer ſchwachen
Stunde eingeſchlafen war, nicht belaſten will, und
welche mir zwar, das weiß Gott, noch das aller-
größte Vergnügen macht, jedoch ein unrechtes und
verbotenes! Durch ſolche Schandthaten, und indem
immer ein Schelm dem Anderen ſeinen Plunder
als ächtes Alterthum atteſtirte, ſind die Samm-
lungen mit Narrenpoſſen und Quisquilien ange-
füllt worden. Ich aber will dazu nicht die Hand
bieten, daß Euer Lerchenſpieß noch einmal künftig
von einem großen Herrn, der in ſolchen Sachen
die liebe Einfalt und Dummheit iſt, für ſchweres
Geld angekauft wird, ſondern ich begehre meinen
Schein zurück, worauf das ſogenannte Karls-des-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/49>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.