Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

ganz allein um Euch, Magdalis, antwortete ich,
und wenn ich all mein Hab und Gut zusetzte, so
wollte ich mich noch schöner kleiden, wofern es
Euch nur gefiele. -- Sie wurde roth und damit
hatte ich sie weg. Denn wenn man den Mädchen
sagt, daß man um ihretwillen einen neuen Rock
angezogen hat, so sind sie caput.

Also die Sache kam in Gang und ich will Sie
damit nicht aufhalten, Herr Schmitz. Genug, die
Magdalis gab zu, daß ich an ihr caressiren durft',
und war Alles bald zwischen uns in Richtigkeit,
wie es die Ordnung ist unter Liebesleuten. Auch
die Magdalis dacht' in ihrer Dummheit, daß der
Vater, weil es einmal so weit gekommen, werd'
ein Auge zudrücken müssen. Deßhalb nahmen wir
beiden Gimpel die Absprache zusammen, daß ich
um sie anhalten solle. -- Aber -- da kam ich schön
an, Herr Schmitz, wie ich die Sache vortrug bei
dem Alten. Denn selbst mußte ich sie vortragen;
ein Freiwerber wollte sich dazu nicht verstehen.
In meinem Leben ist mir kein grimmigerer Mensch
vorgekommen, als der Hofschulze, wie er sich benahm,
da ich meinen Spruch herausgesagt hatte. Ich
wurde mit einem solchen Zorn und Hohn ange-

ganz allein um Euch, Magdalis, antwortete ich,
und wenn ich all mein Hab und Gut zuſetzte, ſo
wollte ich mich noch ſchöner kleiden, wofern es
Euch nur gefiele. — Sie wurde roth und damit
hatte ich ſie weg. Denn wenn man den Mädchen
ſagt, daß man um ihretwillen einen neuen Rock
angezogen hat, ſo ſind ſie caput.

Alſo die Sache kam in Gang und ich will Sie
damit nicht aufhalten, Herr Schmitz. Genug, die
Magdalis gab zu, daß ich an ihr careſſiren durft’,
und war Alles bald zwiſchen uns in Richtigkeit,
wie es die Ordnung iſt unter Liebesleuten. Auch
die Magdalis dacht’ in ihrer Dummheit, daß der
Vater, weil es einmal ſo weit gekommen, werd’
ein Auge zudrücken müſſen. Deßhalb nahmen wir
beiden Gimpel die Abſprache zuſammen, daß ich
um ſie anhalten ſolle. — Aber — da kam ich ſchön
an, Herr Schmitz, wie ich die Sache vortrug bei
dem Alten. Denn ſelbſt mußte ich ſie vortragen;
ein Freiwerber wollte ſich dazu nicht verſtehen.
In meinem Leben iſt mir kein grimmigerer Menſch
vorgekommen, als der Hofſchulze, wie er ſich benahm,
da ich meinen Spruch herausgeſagt hatte. Ich
wurde mit einem ſolchen Zorn und Hohn ange-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0064" n="52"/>
ganz allein um Euch, Magdalis, antwortete ich,<lb/>
und wenn ich all mein Hab und Gut zu&#x017F;etzte, &#x017F;o<lb/>
wollte ich mich noch &#x017F;chöner kleiden, wofern es<lb/>
Euch nur gefiele. &#x2014; Sie wurde roth und damit<lb/>
hatte ich &#x017F;ie weg. Denn wenn man den Mädchen<lb/>
&#x017F;agt, daß man um ihretwillen einen neuen Rock<lb/>
angezogen hat, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie caput.</p><lb/>
          <p>Al&#x017F;o die Sache kam in Gang und ich will Sie<lb/>
damit nicht aufhalten, Herr Schmitz. Genug, die<lb/>
Magdalis gab zu, daß ich an ihr care&#x017F;&#x017F;iren durft&#x2019;,<lb/>
und war Alles bald zwi&#x017F;chen uns in Richtigkeit,<lb/>
wie es die Ordnung i&#x017F;t unter Liebesleuten. Auch<lb/>
die Magdalis dacht&#x2019; in ihrer Dummheit, daß der<lb/>
Vater, weil es einmal &#x017F;o weit gekommen, werd&#x2019;<lb/>
ein Auge zudrücken mü&#x017F;&#x017F;en. Deßhalb nahmen wir<lb/>
beiden Gimpel die Ab&#x017F;prache zu&#x017F;ammen, daß ich<lb/>
um &#x017F;ie anhalten &#x017F;olle. &#x2014; Aber &#x2014; da kam ich &#x017F;chön<lb/>
an, Herr Schmitz, wie ich die Sache vortrug bei<lb/>
dem Alten. Denn &#x017F;elb&#x017F;t mußte ich &#x017F;ie vortragen;<lb/>
ein Freiwerber wollte &#x017F;ich dazu nicht ver&#x017F;tehen.<lb/>
In meinem Leben i&#x017F;t mir kein grimmigerer Men&#x017F;ch<lb/>
vorgekommen, als der Hof&#x017F;chulze, wie er &#x017F;ich benahm,<lb/>
da ich meinen Spruch herausge&#x017F;agt hatte. Ich<lb/>
wurde mit einem &#x017F;olchen Zorn und Hohn ange-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0064] ganz allein um Euch, Magdalis, antwortete ich, und wenn ich all mein Hab und Gut zuſetzte, ſo wollte ich mich noch ſchöner kleiden, wofern es Euch nur gefiele. — Sie wurde roth und damit hatte ich ſie weg. Denn wenn man den Mädchen ſagt, daß man um ihretwillen einen neuen Rock angezogen hat, ſo ſind ſie caput. Alſo die Sache kam in Gang und ich will Sie damit nicht aufhalten, Herr Schmitz. Genug, die Magdalis gab zu, daß ich an ihr careſſiren durft’, und war Alles bald zwiſchen uns in Richtigkeit, wie es die Ordnung iſt unter Liebesleuten. Auch die Magdalis dacht’ in ihrer Dummheit, daß der Vater, weil es einmal ſo weit gekommen, werd’ ein Auge zudrücken müſſen. Deßhalb nahmen wir beiden Gimpel die Abſprache zuſammen, daß ich um ſie anhalten ſolle. — Aber — da kam ich ſchön an, Herr Schmitz, wie ich die Sache vortrug bei dem Alten. Denn ſelbſt mußte ich ſie vortragen; ein Freiwerber wollte ſich dazu nicht verſtehen. In meinem Leben iſt mir kein grimmigerer Menſch vorgekommen, als der Hofſchulze, wie er ſich benahm, da ich meinen Spruch herausgeſagt hatte. Ich wurde mit einem ſolchen Zorn und Hohn ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/64
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/64>, abgerufen am 21.11.2024.