beyde vereinigt sind, wird ihnen tausendfaches Organ, sich einander zu fühlen, zu fassen. Das gemeinschaftliche Interesse giebt jedem da- zu beytragenden Vermögen einen gefühlten Werth; und so regen sich in dem Wesen des einen alle Kräfte des andern: und je vielfacher, je verschiedener nun diese Kräfte; desto merkba- rer der Gewinn, desto entzückender das Bünd- niß. Bedenke, wie unterschiedene -- auch ein- ander entgegengesetzte Interessen jeden einzel- nen Menschen in ihm selbst theilen, und was für eine Wonne ihn erquickt, so oft er ein wahrhaftes Einverständniß nur zwischen etlichen davon bewirkt hat; wie wir einstimmig denje- nigen für den Größten und Glücklichsten hal- ten, welcher, ohne Eine seiner Fähigkeiten, seiner Kräfte daran zu geben oder zu schwä- chen, alle seine Triebe unter Einen Willen gemeindet -- mächtig zu einem Heere sie geordnet hat. -- Und nun Zwey, die so Eins werden! Es muß eine Fülle seyn, eine Seligkeit, die ....
O, daß ich dies alles so fühlen muß; daß
beyde vereinigt ſind, wird ihnen tauſendfaches Organ, ſich einander zu fuͤhlen, zu faſſen. Das gemeinſchaftliche Intereſſe giebt jedem da- zu beytragenden Vermoͤgen einen gefuͤhlten Werth; und ſo regen ſich in dem Weſen des einen alle Kraͤfte des andern: und je vielfacher, je verſchiedener nun dieſe Kraͤfte; deſto merkba- rer der Gewinn, deſto entzuͤckender das Buͤnd- niß. Bedenke, wie unterſchiedene — auch ein- ander entgegengeſetzte Intereſſen jeden einzel- nen Menſchen in ihm ſelbſt theilen, und was fuͤr eine Wonne ihn erquickt, ſo oft er ein wahrhaftes Einverſtaͤndniß nur zwiſchen etlichen davon bewirkt hat; wie wir einſtimmig denje- nigen fuͤr den Groͤßten und Gluͤcklichſten hal- ten, welcher, ohne Eine ſeiner Faͤhigkeiten, ſeiner Kraͤfte daran zu geben oder zu ſchwaͤ- chen, alle ſeine Triebe unter Einen Willen gemeindet — maͤchtig zu einem Heere ſie geordnet hat. — Und nun Zwey, die ſo Eins werden! Es muß eine Fuͤlle ſeyn, eine Seligkeit, die ....
O, daß ich dies alles ſo fuͤhlen muß; daß
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beyde vereinigt ſind, wird ihnen tauſendfaches
Organ, ſich einander zu fuͤhlen, zu faſſen.
Das gemeinſchaftliche Intereſſe giebt jedem da-
zu beytragenden Vermoͤgen einen gefuͤhlten
Werth; und ſo regen ſich in dem Weſen des
einen alle Kraͤfte des andern: und je vielfacher,
je verſchiedener nun dieſe Kraͤfte; deſto merkba-
rer der Gewinn, deſto entzuͤckender das Buͤnd-
niß. Bedenke, wie unterſchiedene — auch ein-
ander entgegengeſetzte Intereſſen jeden einzel-
nen Menſchen in ihm ſelbſt theilen, und was
fuͤr eine Wonne ihn erquickt, ſo oft er ein
wahrhaftes Einverſtaͤndniß nur zwiſchen etlichen
davon bewirkt hat; wie wir einſtimmig denje-
nigen fuͤr den Groͤßten und Gluͤcklichſten hal-
ten, welcher, ohne Eine ſeiner Faͤhigkeiten,
ſeiner Kraͤfte daran zu geben oder zu ſchwaͤ-
chen, alle ſeine Triebe unter Einen Willen
gemeindet — maͤchtig zu einem Heere ſie
geordnet hat. — Und nun Zwey, die ſo
Eins werden! Es muß eine Fuͤlle ſeyn, eine
Seligkeit, die ....
O, daß ich dies alles ſo fuͤhlen muß; daß
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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