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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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Mir war ganz heiß; denn was eben vor-
gegangen war, und Clerdons finsteres Auf-
und Abgehen, hatte mich wieder in die Weh-
muth versetzt, mit der ich von Heimfeld ge-
kommen war. Ich lag in Gedanken vor Dir
auf den Knieen, weinte und schluchzte in Dei-
nem Schooß.

Aber wie schön hier Amalia den Gang der
Unterredung leitete: ach, wenn ich Dir dies
erzählen könnte! Beyde, Amalia und Clerdon,
sagten treffliche Dinge. Aber alles, was
Amalia sagte, war so ganz uns gesagt, so gut,
so unvergeßlich und so wahr; und wie sich
das machte, und immer besser machte, über-
all von selbst unter Ernst und Scherz; wie
auch Clärchen und ich unser Wörtchen bequem
einzumischen fanden, so daß wir bey diesem
Wörtchen das übrige noch besser behielten,
und es hintennach uns eindringlicher machen
konnten -- Liebe! es läßt sich nicht aufschrei-
ben. Aber sey Du nur ruhig unsertwegen;
so lange wir in Amaliens Nähe sind, wird

Mir war ganz heiß; denn was eben vor-
gegangen war, und Clerdons finſteres Auf-
und Abgehen, hatte mich wieder in die Weh-
muth verſetzt, mit der ich von Heimfeld ge-
kommen war. Ich lag in Gedanken vor Dir
auf den Knieen, weinte und ſchluchzte in Dei-
nem Schooß.

Aber wie ſchoͤn hier Amalia den Gang der
Unterredung leitete: ach, wenn ich Dir dies
erzaͤhlen koͤnnte! Beyde, Amalia und Clerdon,
ſagten treffliche Dinge. Aber alles, was
Amalia ſagte, war ſo ganz uns geſagt, ſo gut,
ſo unvergeßlich und ſo wahr; und wie ſich
das machte, und immer beſſer machte, uͤber-
all von ſelbſt unter Ernſt und Scherz; wie
auch Claͤrchen und ich unſer Woͤrtchen bequem
einzumiſchen fanden, ſo daß wir bey dieſem
Woͤrtchen das uͤbrige noch beſſer behielten,
und es hintennach uns eindringlicher machen
konnten — Liebe! es laͤßt ſich nicht aufſchrei-
ben. Aber ſey Du nur ruhig unſertwegen;
ſo lange wir in Amaliens Naͤhe ſind, wird

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[123/0161] Mir war ganz heiß; denn was eben vor- gegangen war, und Clerdons finſteres Auf- und Abgehen, hatte mich wieder in die Weh- muth verſetzt, mit der ich von Heimfeld ge- kommen war. Ich lag in Gedanken vor Dir auf den Knieen, weinte und ſchluchzte in Dei- nem Schooß. Aber wie ſchoͤn hier Amalia den Gang der Unterredung leitete: ach, wenn ich Dir dies erzaͤhlen koͤnnte! Beyde, Amalia und Clerdon, ſagten treffliche Dinge. Aber alles, was Amalia ſagte, war ſo ganz uns geſagt, ſo gut, ſo unvergeßlich und ſo wahr; und wie ſich das machte, und immer beſſer machte, uͤber- all von ſelbſt unter Ernſt und Scherz; wie auch Claͤrchen und ich unſer Woͤrtchen bequem einzumiſchen fanden, ſo daß wir bey dieſem Woͤrtchen das uͤbrige noch beſſer behielten, und es hintennach uns eindringlicher machen konnten — Liebe! es laͤßt ſich nicht aufſchrei- ben. Aber ſey Du nur ruhig unſertwegen; ſo lange wir in Amaliens Naͤhe ſind, wird

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/161>, abgerufen am 24.11.2024.