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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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ben jenes Briefes in eine Bewegung, die ich
mir vorwarf, sobald er fort war. Dergleichen
wird mir noch öfter begegnen, und Ihr
müßt Euch darauf gefaßt halten. Ueberhaupt
wird es ohne mancherley Rückfälle nicht her-
gehen.

Was nun diese Menschengattung angeht,
über die ich so gründlich zu seyn behaupte, so
führen schon die vorzüglichen Anlagen, die bey
ihr vorausgesetzt werden müssen, die Gefahr
ihres Mißbrauchs mit sich. "Hüte Dich,"
habe ich irgendwo gelesen --: "Hüte Dich vor
dem, den Gott gezeichnet hat
!" Jedes Ue-
bermaaß von Kräften reizt zu irgend einer Art
der Gewaltthätigkeit und Unterdrückung. Hie-
zu kommt bey den Allwillen, daß ihren
vorzüglichen Gaben eine besonders zarte und
lebhafte Sinnlichkeit, eine große Gewalt des
Affects, und eine ungemeine Energie der Ein-
bildungskraft zum Grunde liegt. Ich nenne
den Affect vor der Einbildungskraft, weil die
Einbildungskraft der Allwille vornehmlich eine

ben jenes Briefes in eine Bewegung, die ich
mir vorwarf, ſobald er fort war. Dergleichen
wird mir noch oͤfter begegnen, und Ihr
muͤßt Euch darauf gefaßt halten. Ueberhaupt
wird es ohne mancherley Ruͤckfaͤlle nicht her-
gehen.

Was nun dieſe Menſchengattung angeht,
uͤber die ich ſo gruͤndlich zu ſeyn behaupte, ſo
fuͤhren ſchon die vorzuͤglichen Anlagen, die bey
ihr vorausgeſetzt werden muͤſſen, die Gefahr
ihres Mißbrauchs mit ſich. „Huͤte Dich,“
habe ich irgendwo geleſen —: „Huͤte Dich vor
dem, den Gott gezeichnet hat
!“ Jedes Ue-
bermaaß von Kraͤften reizt zu irgend einer Art
der Gewaltthaͤtigkeit und Unterdruͤckung. Hie-
zu kommt bey den Allwillen, daß ihren
vorzuͤglichen Gaben eine beſonders zarte und
lebhafte Sinnlichkeit, eine große Gewalt des
Affects, und eine ungemeine Energie der Ein-
bildungskraft zum Grunde liegt. Ich nenne
den Affect vor der Einbildungskraft, weil die
Einbildungskraft der Allwille vornehmlich eine

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[218/0256] ben jenes Briefes in eine Bewegung, die ich mir vorwarf, ſobald er fort war. Dergleichen wird mir noch oͤfter begegnen, und Ihr muͤßt Euch darauf gefaßt halten. Ueberhaupt wird es ohne mancherley Ruͤckfaͤlle nicht her- gehen. Was nun dieſe Menſchengattung angeht, uͤber die ich ſo gruͤndlich zu ſeyn behaupte, ſo fuͤhren ſchon die vorzuͤglichen Anlagen, die bey ihr vorausgeſetzt werden muͤſſen, die Gefahr ihres Mißbrauchs mit ſich. „Huͤte Dich,“ habe ich irgendwo geleſen —: „Huͤte Dich vor dem, den Gott gezeichnet hat!“ Jedes Ue- bermaaß von Kraͤften reizt zu irgend einer Art der Gewaltthaͤtigkeit und Unterdruͤckung. Hie- zu kommt bey den Allwillen, daß ihren vorzuͤglichen Gaben eine beſonders zarte und lebhafte Sinnlichkeit, eine große Gewalt des Affects, und eine ungemeine Energie der Ein- bildungskraft zum Grunde liegt. Ich nenne den Affect vor der Einbildungskraft, weil die Einbildungskraft der Allwille vornehmlich eine

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/256>, abgerufen am 23.11.2024.