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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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oft, aber auch eben so oft wieder aufstehen,
und glücklicher fortwandeln. Sagte dirs nicht
deine Amme, daß man nur durch Fallen gehen
lernt? -- O ihr Doppeltgegliederten, ihr Krüp-
pel in eurem Gängelwagen!

Es ist traurig anzusehen, wie manche gu-
ten Leute so ängstlich und emsig -- ja zuse-
hen, -- daß sie -- nur ja nichts Böses, nur
ja nichts Ungerechtes verursachen oder zulassen;
und darüber in ihrem Trübsinn es nur zehnmal
ärger anrichten, oft an unsäglichem Unheile
Schuld werden. Um nicht, pflichtwidrig,
durch des abwesenden Nachbars verschlossene
Thüre einzubrechen, überließen sie euch wahr-
scheinlicher, dringender Gefahr; als wohl, in
dessen Garten von seinem ruchlosen Sohn
ermordet zu werden. Nun verlöre dieser arme
Nachbar darüber Nährer, Helser und Freund,
und müßte seinen Sohn auf dem Rade sterben se-
hen: aber sie hätten dann doch kein Gesetz über-
treten, hätten sich nichts vorzuwerfen, behiel-
ten ein reines Herz und ein gutes Gewissen.

oft, aber auch eben ſo oft wieder aufſtehen,
und gluͤcklicher fortwandeln. Sagte dirs nicht
deine Amme, daß man nur durch Fallen gehen
lernt? — O ihr Doppeltgegliederten, ihr Kruͤp-
pel in eurem Gaͤngelwagen!

Es iſt traurig anzuſehen, wie manche gu-
ten Leute ſo aͤngſtlich und emſig — ja zuſe-
hen, — daß ſie — nur ja nichts Boͤſes, nur
ja nichts Ungerechtes verurſachen oder zulaſſen;
und daruͤber in ihrem Truͤbſinn es nur zehnmal
aͤrger anrichten, oft an unſaͤglichem Unheile
Schuld werden. Um nicht, pflichtwidrig,
durch des abweſenden Nachbars verſchloſſene
Thuͤre einzubrechen, uͤberließen ſie euch wahr-
ſcheinlicher, dringender Gefahr; als wohl, in
deſſen Garten von ſeinem ruchloſen Sohn
ermordet zu werden. Nun verloͤre dieſer arme
Nachbar daruͤber Naͤhrer, Helſer und Freund,
und muͤßte ſeinen Sohn auf dem Rade ſterben ſe-
hen: aber ſie haͤtten dann doch kein Geſetz uͤber-
treten, haͤtten ſich nichts vorzuwerfen, behiel-
ten ein reines Herz und ein gutes Gewiſſen.

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[238/0276] oft, aber auch eben ſo oft wieder aufſtehen, und gluͤcklicher fortwandeln. Sagte dirs nicht deine Amme, daß man nur durch Fallen gehen lernt? — O ihr Doppeltgegliederten, ihr Kruͤp- pel in eurem Gaͤngelwagen! Es iſt traurig anzuſehen, wie manche gu- ten Leute ſo aͤngſtlich und emſig — ja zuſe- hen, — daß ſie — nur ja nichts Boͤſes, nur ja nichts Ungerechtes verurſachen oder zulaſſen; und daruͤber in ihrem Truͤbſinn es nur zehnmal aͤrger anrichten, oft an unſaͤglichem Unheile Schuld werden. Um nicht, pflichtwidrig, durch des abweſenden Nachbars verſchloſſene Thuͤre einzubrechen, uͤberließen ſie euch wahr- ſcheinlicher, dringender Gefahr; als wohl, in deſſen Garten von ſeinem ruchloſen Sohn ermordet zu werden. Nun verloͤre dieſer arme Nachbar daruͤber Naͤhrer, Helſer und Freund, und muͤßte ſeinen Sohn auf dem Rade ſterben ſe- hen: aber ſie haͤtten dann doch kein Geſetz uͤber- treten, haͤtten ſich nichts vorzuwerfen, behiel- ten ein reines Herz und ein gutes Gewiſſen.

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/276>, abgerufen am 25.11.2024.