leicht es nachher auch dem Staate werden. Man muß eine Sache Gott überlassen, sagt er, wenn menschlich zu helfen un- möglich ist; und was ist unmöglicher, als daß ein rechtschaffener Mann Treue und Glauben verlasse? Was kann we- niger geschehen, als was ein Mann von Ehre nur auf Unkosten der Ehre und Treue bewerk- stelligen könnte?
Hiernächst erwähnt er, unter andern, des Epaminondas, des vortreflichsten unter den Menschen, bey welchem jede einzelne Pflicht in so hohem Ansehen stand, daß er nie in der Schlacht den Ueberwundenen zu Boden stieß; der sich ein Gewissen daraus machte, selbst um des unschätzbaren Guten willen, die Freyheit seinem Lande zu verschaffen, einen Tyrannen oder seine Mitgenossen, ohne Form der Ge- rechtigkeit, umzubringen; und der denjenigen für einen schlechten Menschen hielt, so ein guter Bürger er auch seyn mochte, der unter den Feinden und in der Schlacht seinen Freund
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leicht es nachher auch dem Staate werden. Man muß eine Sache Gott uͤberlaſſen, ſagt er, wenn menſchlich zu helfen un- moͤglich iſt; und was iſt unmoͤglicher, als daß ein rechtſchaffener Mann Treue und Glauben verlaſſe? Was kann we- niger geſchehen, als was ein Mann von Ehre nur auf Unkoſten der Ehre und Treue bewerk- ſtelligen koͤnnte?
Hiernaͤchſt erwaͤhnt er, unter andern, des Epaminondas, des vortreflichſten unter den Menſchen, bey welchem jede einzelne Pflicht in ſo hohem Anſehen ſtand, daß er nie in der Schlacht den Ueberwundenen zu Boden ſtieß; der ſich ein Gewiſſen daraus machte, ſelbſt um des unſchaͤtzbaren Guten willen, die Freyheit ſeinem Lande zu verſchaffen, einen Tyrannen oder ſeine Mitgenoſſen, ohne Form der Ge- rechtigkeit, umzubringen; und der denjenigen fuͤr einen ſchlechten Menſchen hielt, ſo ein guter Buͤrger er auch ſeyn mochte, der unter den Feinden und in der Schlacht ſeinen Freund
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leicht es nachher auch dem Staate werden.
Man muß eine Sache Gott uͤberlaſſen, ſagt
er, wenn menſchlich zu helfen un-
moͤglich iſt; und was iſt unmoͤglicher, als
daß ein rechtſchaffener Mann Treue
und Glauben verlaſſe? Was kann we-
niger geſchehen, als was ein Mann von Ehre
nur auf Unkoſten der Ehre und Treue bewerk-
ſtelligen koͤnnte?
Hiernaͤchſt erwaͤhnt er, unter andern, des
Epaminondas, des vortreflichſten unter den
Menſchen, bey welchem jede einzelne Pflicht in
ſo hohem Anſehen ſtand, daß er nie in der
Schlacht den Ueberwundenen zu Boden ſtieß;
der ſich ein Gewiſſen daraus machte, ſelbſt um
des unſchaͤtzbaren Guten willen, die Freyheit
ſeinem Lande zu verſchaffen, einen Tyrannen
oder ſeine Mitgenoſſen, ohne Form der Ge-
rechtigkeit, umzubringen; und der denjenigen
fuͤr einen ſchlechten Menſchen hielt, ſo ein
guter Buͤrger er auch ſeyn mochte, der unter
den Feinden und in der Schlacht ſeinen Freund
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/311>, abgerufen am 24.11.2024.
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