Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.da steht, ohne Inhalt und Bekleidung, so be- (*) Plato nennt es, etwas mystischer, Wie- dererinnerung. Der Hungrige, bemerkt Plato, empfin- det als solcher, nehmlich in so fern er Sät- tigung anstrebt, das Entgegengesetzte des- jenigen Zustandes, worin er wirklich ist. Der Ausgehungerte kann für sich nur Schmerz empfinden, nur die gegenwärtige Zerrüttung seines Körpers; nicht, was ihn herstellen würde, kein Verlangen nach Speise; wenn nicht die Erfahrung, daß jener Schmerz durch Speise gestillt wurde, vorhergieng. Die Begierde aber wittert, sucht und fin- det ihren Gegenstand zuerst vor aller Er- U
da ſteht, ohne Inhalt und Bekleidung, ſo be- (*) Plato nennt es, etwas myſtiſcher, Wie- dererinnerung. Der Hungrige, bemerkt Plato, empfin- det als ſolcher, nehmlich in ſo fern er Saͤt- tigung anſtrebt, das Entgegengeſetzte des- jenigen Zuſtandes, worin er wirklich iſt. Der Ausgehungerte kann fuͤr ſich nur Schmerz empfinden, nur die gegenwaͤrtige Zerruͤttung ſeines Koͤrpers; nicht, was ihn herſtellen wuͤrde, kein Verlangen nach Speiſe; wenn nicht die Erfahrung, daß jener Schmerz durch Speiſe geſtillt wurde, vorhergieng. Die Begierde aber wittert, ſucht und fin- det ihren Gegenſtand zuerſt vor aller Er- U
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da ſteht, ohne Inhalt und Bekleidung, ſo be-
deutet es den Tod — der, noch weniger als
die Nacht, Jemandes Freund iſt. Auch iſt
ein ſcheußliches Gerippe nicht das Erſte. Es
ruͤhrte und regte ſich Etwas. Etwas
Lebendiges in einem Lebendigen.
Der Anfang war eine Begierde, die heftig
wirkte, ohne ſich ſelbſt zu verſtehen — Gabe
der Weiſſagung (*)!
(*) Plato nennt es, etwas myſtiſcher, Wie-
dererinnerung.
Der Hungrige, bemerkt Plato, empfin-
det als ſolcher, nehmlich in ſo fern er Saͤt-
tigung anſtrebt, das Entgegengeſetzte des-
jenigen Zuſtandes, worin er wirklich iſt. Der
Ausgehungerte kann fuͤr ſich nur Schmerz
empfinden, nur die gegenwaͤrtige Zerruͤttung
ſeines Koͤrpers; nicht, was ihn herſtellen
wuͤrde, kein Verlangen nach Speiſe; wenn
nicht die Erfahrung, daß jener Schmerz
durch Speiſe geſtillt wurde, vorhergieng.
Die Begierde aber wittert, ſucht und fin-
det ihren Gegenſtand zuerſt vor aller Er-
U
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