"Gnädige, ich bin noch nicht frisirt!" -- Also beschied ich ihn auf den Mittag. Nun ward mir bedeutet, er habe meinen Caffee bloß deswegen zu sich genommen, weil er kalt gewesen wäre, und mir ein beßeres Früh- stück gebührte. Es war auch schon dafür ge- sorgt. Im Camin stand ein Schokolaten- Topf, welchen, mit allem Zubehör, der wackere Ritter im Huy auf der Serviette hatte, und mit dem besten Anstande mich da- mit bediente. War das nicht sehr artig, Sylli? Aber Du magst es glauben, oder nicht; unser Beysammensitzen und Geschwätz war doch wohl eben so viel werth. Allwill ist ein recht wackerer Junge, und ich traue ihm vor manchen Seiten sehr; von andern Seiten aber traue ich ihm nicht: es ist etwas von Ruchlo- sigkeit in ihm. Clerdon will das immer be- schönigen.
Nun ist in meinem Hauswesen alles bestellt, mein Kopf zurecht gemacht, und für Dich noch eine Stunde aufgehoben. Heinrich, Carl
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„Gnaͤdige, ich bin noch nicht friſirt!” — Alſo beſchied ich ihn auf den Mittag. Nun ward mir bedeutet, er habe meinen Caffee bloß deswegen zu ſich genommen, weil er kalt geweſen waͤre, und mir ein beßeres Fruͤh- ſtuͤck gebuͤhrte. Es war auch ſchon dafuͤr ge- ſorgt. Im Camin ſtand ein Schokolaten- Topf, welchen, mit allem Zubehoͤr, der wackere Ritter im Huy auf der Serviette hatte, und mit dem beſten Anſtande mich da- mit bediente. War das nicht ſehr artig, Sylli? Aber Du magſt es glauben, oder nicht; unſer Beyſammenſitzen und Geſchwaͤtz war doch wohl eben ſo viel werth. Allwill iſt ein recht wackerer Junge, und ich traue ihm vor manchen Seiten ſehr; von andern Seiten aber traue ich ihm nicht: es iſt etwas von Ruchlo- ſigkeit in ihm. Clerdon will das immer be- ſchoͤnigen.
Nun iſt in meinem Hausweſen alles beſtellt, mein Kopf zurecht gemacht, und fuͤr Dich noch eine Stunde aufgehoben. Heinrich, Carl
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„Gnaͤdige, ich bin noch nicht friſirt!” —
Alſo beſchied ich ihn auf den Mittag. Nun
ward mir bedeutet, er habe meinen Caffee
bloß deswegen zu ſich genommen, weil er
kalt geweſen waͤre, und mir ein beßeres Fruͤh-
ſtuͤck gebuͤhrte. Es war auch ſchon dafuͤr ge-
ſorgt. Im Camin ſtand ein Schokolaten-
Topf, welchen, mit allem Zubehoͤr, der
wackere Ritter im Huy auf der Serviette
hatte, und mit dem beſten Anſtande mich da-
mit bediente. War das nicht ſehr artig,
Sylli? Aber Du magſt es glauben, oder nicht;
unſer Beyſammenſitzen und Geſchwaͤtz war
doch wohl eben ſo viel werth. Allwill iſt ein
recht wackerer Junge, und ich traue ihm vor
manchen Seiten ſehr; von andern Seiten aber
traue ich ihm nicht: es iſt etwas von Ruchlo-
ſigkeit in ihm. Clerdon will das immer be-
ſchoͤnigen.
Nun iſt in meinem Hausweſen alles beſtellt,
mein Kopf zurecht gemacht, und fuͤr Dich noch
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/89>, abgerufen am 24.11.2024.
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