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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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§. 4.

Göttliche Weissagungen sind ein Un-Unter-
schied zu-
künfftiger
Dinge.

terricht von zukünfftigen Dingen, wel-
chen GOtt den Menschen vermöge seiner
unendlichen Gütigkeit zu geben pfleget,
wenn die Wissenschafft der zukünfftigen
Dinge einen besondern Einfluß in ihre
Glückseligkeit hat. Diese zukünfftige Din-
ge aber sind von verschiedener Arth. Ei-
nige kommen her von dem freyen Willen
desjenigen, dem die Weissagungen gege-
ben und von welchem sie als göttlich ange-
nommen werden; Andere aber haben ih-
ren Grund gantz ausser demselben, so daß
sie durch diesen freyen Willen nicht wohl
können geändert werden, sondern kommen,
wenn sie der Mensch, über welchen sie aus
weisen Ursachen verhänget sind, auch gleich
zu hindern sucht. Beide Arthen will durch
ein Exempel erläutern und bestätigen. Die
Hinrichtung des Heylandes war eine sol-
che Sache, die von den Propheten verkün-
diget wurde, und von der Juden freyen
Willen gantz allein abhieng. Es war
ausser ihrer verstockten Bosheit nichts, wel-
ches sie darzu genöthiget hätte. Von gantz
anderer Arth aber war die Babylonische

Ge-
E 2




§. 4.

Goͤttliche Weiſſagungen ſind ein Un-Unter-
ſchied zu-
kuͤnfftiger
Dinge.

terricht von zukuͤnfftigen Dingen, wel-
chen GOtt den Menſchen vermoͤge ſeiner
unendlichen Guͤtigkeit zu geben pfleget,
wenn die Wiſſenſchafft der zukuͤnfftigen
Dinge einen beſondern Einfluß in ihre
Gluͤckſeligkeit hat. Dieſe zukuͤnfftige Din-
ge aber ſind von verſchiedener Arth. Ei-
nige kommen her von dem freyen Willen
desjenigen, dem die Weiſſagungen gege-
ben und von welchem ſie als goͤttlich ange-
nommen werden; Andere aber haben ih-
ren Grund gantz auſſer demſelben, ſo daß
ſie durch dieſen freyen Willen nicht wohl
koͤnnen geaͤndert werden, ſondern kommen,
wenn ſie der Menſch, uͤber welchen ſie aus
weiſen Urſachen verhaͤnget ſind, auch gleich
zu hindern ſucht. Beide Arthen will durch
ein Exempel erlaͤutern und beſtaͤtigen. Die
Hinrichtung des Heylandes war eine ſol-
che Sache, die von den Propheten verkuͤn-
diget wurde, und von der Juden freyen
Willen gantz allein abhieng. Es war
auſſer ihrer verſtockten Bosheit nichts, wel-
ches ſie darzu genoͤthiget haͤtte. Von gantz
anderer Arth aber war die Babyloniſche

Ge-
E 2
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[67/0103] §. 4. Goͤttliche Weiſſagungen ſind ein Un- terricht von zukuͤnfftigen Dingen, wel- chen GOtt den Menſchen vermoͤge ſeiner unendlichen Guͤtigkeit zu geben pfleget, wenn die Wiſſenſchafft der zukuͤnfftigen Dinge einen beſondern Einfluß in ihre Gluͤckſeligkeit hat. Dieſe zukuͤnfftige Din- ge aber ſind von verſchiedener Arth. Ei- nige kommen her von dem freyen Willen desjenigen, dem die Weiſſagungen gege- ben und von welchem ſie als goͤttlich ange- nommen werden; Andere aber haben ih- ren Grund gantz auſſer demſelben, ſo daß ſie durch dieſen freyen Willen nicht wohl koͤnnen geaͤndert werden, ſondern kommen, wenn ſie der Menſch, uͤber welchen ſie aus weiſen Urſachen verhaͤnget ſind, auch gleich zu hindern ſucht. Beide Arthen will durch ein Exempel erlaͤutern und beſtaͤtigen. Die Hinrichtung des Heylandes war eine ſol- che Sache, die von den Propheten verkuͤn- diget wurde, und von der Juden freyen Willen gantz allein abhieng. Es war auſſer ihrer verſtockten Bosheit nichts, wel- ches ſie darzu genoͤthiget haͤtte. Von gantz anderer Arth aber war die Babyloniſche Ge- Unter- ſchied zu- kuͤnfftiger Dinge. E 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/103>, abgerufen am 23.11.2024.