erforschen wollen; so müssen wir besondersreinen und un- reinen Thieren verursa- chet nach und nach einen Eckel vor dem Fleisch der unrei- nen Thie- re. Achtung geben auf das gute, welches aus einer Sache erfolget. Denn daß dieses die Absicht GOTTes bey einer jeden Sa- che sey, haben wir in der ersten Betrach- tung erwiesen. Was hat aber das Ge- both sich verschiedener Thiere zu enthalten und ihr Fleisch nicht zu essen vor Folgen? Eine natürliche Folge ist diese, daß die Kin- der vor ein solches Fleisch, welches den El- tern verbothen und von ihnen nicht geges- sen wird, einen starcken Eckel und Abscheu bekommen, und diejenigen Taffeln fliehen, auf welche solches aufgetragen wird. Wer hiervon will überzeuget werden, der beden- cke nur, wie eckelhafft den mehresten unter uns Katzen, Hunde, Fuchs, Wolff, Pfer- de und vieles ander Fleisch sey. Und woher kommt dieses? Aus keiner andern Ursache, als weil unsere Eltern und Freun- de dergleichen Fleisch nicht essen, und wir also von Jugend auf solches zu nehmen nicht gewöhnet worden. Denn daß der- gleichen Fleisch zur gewöhnlichen Speise zu machen der menschlichen Natur nicht gantz zuwider sey, siehet man daraus, daß es gantze Völcker giebt, die mit grosser Begierde das Fleisch essen, welches wir
ver-
Erstes Stück. F
erforſchen wollen; ſo muͤſſen wir beſondersreinen und un- reinen Thieren verurſa- chet nach und nach einen Eckel vor dem Fleiſch der unrei- nen Thie- re. Achtung geben auf das gute, welches aus einer Sache erfolget. Denn daß dieſes die Abſicht GOTTes bey einer jeden Sa- che ſey, haben wir in der erſten Betrach- tung erwieſen. Was hat aber das Ge- both ſich verſchiedener Thiere zu enthalten und ihr Fleiſch nicht zu eſſen vor Folgen? Eine natuͤrliche Folge iſt dieſe, daß die Kin- der vor ein ſolches Fleiſch, welches den El- tern verbothen und von ihnen nicht gegeſ- ſen wird, einen ſtarcken Eckel und Abſcheu bekommen, und diejenigen Taffeln fliehen, auf welche ſolches aufgetragen wird. Wer hiervon will uͤberzeuget werden, der beden- cke nur, wie eckelhafft den mehreſten unter uns Katzen, Hunde, Fuchs, Wolff, Pfer- de und vieles ander Fleiſch ſey. Und woher kommt dieſes? Aus keiner andern Urſache, als weil unſere Eltern und Freun- de dergleichen Fleiſch nicht eſſen, und wir alſo von Jugend auf ſolches zu nehmen nicht gewoͤhnet worden. Denn daß der- gleichen Fleiſch zur gewoͤhnlichen Speiſe zu machen der menſchlichen Natur nicht gantz zuwider ſey, ſiehet man daraus, daß es gantze Voͤlcker giebt, die mit groſſer Begierde das Fleiſch eſſen, welches wir
ver-
Erſtes Stuͤck. F
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0117"n="81"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
erforſchen wollen; ſo muͤſſen wir beſonders<noteplace="right">reinen<lb/>
und un-<lb/>
reinen<lb/>
Thieren<lb/>
verurſa-<lb/>
chet nach<lb/>
und nach<lb/>
einen<lb/>
Eckel vor<lb/>
dem<lb/>
Fleiſch<lb/>
der unrei-<lb/>
nen Thie-<lb/>
re.</note><lb/>
Achtung geben auf das gute, welches aus<lb/>
einer Sache erfolget. Denn daß dieſes<lb/>
die Abſicht GOTTes bey einer jeden Sa-<lb/>
che ſey, haben wir in der erſten Betrach-<lb/>
tung erwieſen. Was hat aber das Ge-<lb/>
both ſich verſchiedener Thiere zu enthalten<lb/>
und ihr Fleiſch nicht zu eſſen vor Folgen?<lb/>
Eine natuͤrliche Folge iſt dieſe, daß die Kin-<lb/>
der vor ein ſolches Fleiſch, welches den El-<lb/>
tern verbothen und von ihnen nicht gegeſ-<lb/>ſen wird, einen ſtarcken Eckel und Abſcheu<lb/>
bekommen, und diejenigen Taffeln fliehen,<lb/>
auf welche ſolches aufgetragen wird. Wer<lb/>
hiervon will uͤberzeuget werden, der beden-<lb/>
cke nur, wie eckelhafft den mehreſten unter<lb/>
uns Katzen, Hunde, Fuchs, Wolff, Pfer-<lb/>
de und vieles ander Fleiſch ſey. Und<lb/>
woher kommt dieſes? Aus keiner andern<lb/>
Urſache, als weil unſere Eltern und Freun-<lb/>
de dergleichen Fleiſch nicht eſſen, und wir<lb/>
alſo von Jugend auf ſolches zu nehmen<lb/>
nicht gewoͤhnet worden. Denn daß der-<lb/>
gleichen Fleiſch zur gewoͤhnlichen Speiſe<lb/>
zu machen der menſchlichen Natur nicht<lb/>
gantz zuwider ſey, ſiehet man daraus, daß<lb/>
es gantze Voͤlcker giebt, die mit groſſer<lb/>
Begierde das Fleiſch eſſen, welches wir<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Erſtes Stuͤck.</hi> F</fw><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[81/0117]
erforſchen wollen; ſo muͤſſen wir beſonders
Achtung geben auf das gute, welches aus
einer Sache erfolget. Denn daß dieſes
die Abſicht GOTTes bey einer jeden Sa-
che ſey, haben wir in der erſten Betrach-
tung erwieſen. Was hat aber das Ge-
both ſich verſchiedener Thiere zu enthalten
und ihr Fleiſch nicht zu eſſen vor Folgen?
Eine natuͤrliche Folge iſt dieſe, daß die Kin-
der vor ein ſolches Fleiſch, welches den El-
tern verbothen und von ihnen nicht gegeſ-
ſen wird, einen ſtarcken Eckel und Abſcheu
bekommen, und diejenigen Taffeln fliehen,
auf welche ſolches aufgetragen wird. Wer
hiervon will uͤberzeuget werden, der beden-
cke nur, wie eckelhafft den mehreſten unter
uns Katzen, Hunde, Fuchs, Wolff, Pfer-
de und vieles ander Fleiſch ſey. Und
woher kommt dieſes? Aus keiner andern
Urſache, als weil unſere Eltern und Freun-
de dergleichen Fleiſch nicht eſſen, und wir
alſo von Jugend auf ſolches zu nehmen
nicht gewoͤhnet worden. Denn daß der-
gleichen Fleiſch zur gewoͤhnlichen Speiſe
zu machen der menſchlichen Natur nicht
gantz zuwider ſey, ſiehet man daraus, daß
es gantze Voͤlcker giebt, die mit groſſer
Begierde das Fleiſch eſſen, welches wir
ver-
reinen
und un-
reinen
Thieren
verurſa-
chet nach
und nach
einen
Eckel vor
dem
Fleiſch
der unrei-
nen Thie-
re.
Erſtes Stuͤck. F
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/117>, abgerufen am 13.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.