Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.keinen Theil zu nehmen. Jch will bey den kla- ren Aussprüchen GOttes bleiben, und zu- sehen, ob durch die Kräffte der Vernunfft zeigen könne, wie ihr Jnhalt mit den Voll- kommenheiten GOttes und seiner Haupt- Absicht bey der Erschaffung dieser Welt sehr genau und weißlich zusammen stim- me. Lasse ich einige Muthmassungen mit einfliessen; soll solches mit dem Bedinge geschehen, daß selbige niemals mit Hefftig- keit verfechten, sondern so bald wiederruf- fen wolle, als von ihren Ungrund mit Be- scheidenheit überführt worden. Wir ver- stehen hier aber unter dem Wort Himmel einen solchen Ort, an welchem das höchste Wesen sich und seine unendliche Vollkom- menheiten auf eine weit deutlichere, herr- lichere und prächtigere Art zu erkennen giebt, als auf diesem Erdboden, und an welchem die Frommen nach dieser Sterb- lichkeit nebst den Engeln einer ewigen und veränderlichen Seligkeit theihafftig machen sollen. (*) (*) Weil bey diesen Blättern unsere Haupt-
Absicht die Erbauung ist, so bekümmern wir uns anjetzo nicht wo dieser Ort seyn möge, sondern weisen nur, daß er irgend wo sey. Aus eben derselben Ursache übergehen wir auch mit Still- schweigen, wie vielerley Bedeutungen das Wort Himmel in alten und neuern Zeiten gehabt, sondern keinen Theil zu nehmen. Jch will bey den kla- ren Ausſpruͤchen GOttes bleiben, und zu- ſehen, ob durch die Kraͤffte der Vernunfft zeigen koͤnne, wie ihr Jnhalt mit den Voll- kommenheiten GOttes und ſeiner Haupt- Abſicht bey der Erſchaffung dieſer Welt ſehr genau und weißlich zuſammen ſtim- me. Laſſe ich einige Muthmaſſungen mit einflieſſen; ſoll ſolches mit dem Bedinge geſchehen, daß ſelbige niemals mit Hefftig- keit verfechten, ſondern ſo bald wiederruf- fen wolle, als von ihren Ungrund mit Be- ſcheidenheit uͤberfuͤhrt worden. Wir ver- ſtehen hier aber unter dem Wort Himmel einen ſolchen Ort, an welchem das hoͤchſte Weſen ſich und ſeine unendliche Vollkom- menheiten auf eine weit deutlichere, herr- lichere und praͤchtigere Art zu erkennen giebt, als auf dieſem Erdboden, und an welchem die Frommen nach dieſer Sterb- lichkeit nebſt den Engeln einer ewigen und veraͤnderlichen Seligkeit theihafftig machen ſollen. (*) (*) Weil bey dieſen Blaͤttern unſere Haupt-
Abſicht die Erbauung iſt, ſo bekuͤmmern wir uns anjetzo nicht wo dieſer Ort ſeyn moͤge, ſondern weiſen nur, daß er irgend wo ſey. Aus eben derſelben Urſache uͤbergehen wir auch mit Still- ſchweigen, wie vielerley Bedeutungen das Wort Himmel in alten und neuern Zeiten gehabt, ſondern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0134" n="102[98]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> keinen Theil zu nehmen. Jch will bey den kla-<lb/> ren Ausſpruͤchen GOttes bleiben, und zu-<lb/> ſehen, ob durch die Kraͤffte der Vernunfft<lb/> zeigen koͤnne, wie ihr Jnhalt mit den Voll-<lb/> kommenheiten GOttes und ſeiner Haupt-<lb/> Abſicht bey der Erſchaffung dieſer Welt<lb/> ſehr genau und weißlich zuſammen ſtim-<lb/> me. Laſſe ich einige Muthmaſſungen mit<lb/> einflieſſen; ſoll ſolches mit dem Bedinge<lb/> geſchehen, daß ſelbige niemals mit Hefftig-<lb/> keit verfechten, ſondern ſo bald wiederruf-<lb/> fen wolle, als von ihren Ungrund mit Be-<lb/> ſcheidenheit uͤberfuͤhrt worden. Wir ver-<lb/> ſtehen hier aber unter dem Wort Himmel<lb/> einen ſolchen Ort, an welchem das hoͤchſte<lb/> Weſen ſich und ſeine unendliche Vollkom-<lb/> menheiten auf eine weit deutlichere, herr-<lb/> lichere und praͤchtigere Art zu erkennen<lb/> giebt, als auf dieſem Erdboden, und an<lb/> welchem die Frommen nach dieſer Sterb-<lb/> lichkeit nebſt den Engeln einer ewigen und<lb/> veraͤnderlichen Seligkeit theihafftig machen<lb/> ſollen. <note xml:id="a13" next="#a14" place="foot" n="(*)">Weil bey dieſen Blaͤttern unſere Haupt-<lb/> Abſicht die Erbauung iſt, ſo bekuͤmmern wir uns<lb/> anjetzo nicht wo dieſer Ort ſeyn moͤge, ſondern<lb/> weiſen nur, daß er irgend wo ſey. Aus eben<lb/> derſelben Urſache uͤbergehen wir auch mit Still-<lb/> ſchweigen, wie vielerley Bedeutungen das Wort<lb/> Himmel in alten und neuern Zeiten gehabt,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſondern</fw></note></p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102[98]/0134]
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zeigen koͤnne, wie ihr Jnhalt mit den Voll-
kommenheiten GOttes und ſeiner Haupt-
Abſicht bey der Erſchaffung dieſer Welt
ſehr genau und weißlich zuſammen ſtim-
me. Laſſe ich einige Muthmaſſungen mit
einflieſſen; ſoll ſolches mit dem Bedinge
geſchehen, daß ſelbige niemals mit Hefftig-
keit verfechten, ſondern ſo bald wiederruf-
fen wolle, als von ihren Ungrund mit Be-
ſcheidenheit uͤberfuͤhrt worden. Wir ver-
ſtehen hier aber unter dem Wort Himmel
einen ſolchen Ort, an welchem das hoͤchſte
Weſen ſich und ſeine unendliche Vollkom-
menheiten auf eine weit deutlichere, herr-
lichere und praͤchtigere Art zu erkennen
giebt, als auf dieſem Erdboden, und an
welchem die Frommen nach dieſer Sterb-
lichkeit nebſt den Engeln einer ewigen und
veraͤnderlichen Seligkeit theihafftig machen
ſollen. (*)
(*) Weil bey dieſen Blaͤttern unſere Haupt-
Abſicht die Erbauung iſt, ſo bekuͤmmern wir uns
anjetzo nicht wo dieſer Ort ſeyn moͤge, ſondern
weiſen nur, daß er irgend wo ſey. Aus eben
derſelben Urſache uͤbergehen wir auch mit Still-
ſchweigen, wie vielerley Bedeutungen das Wort
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