kehren, auch bey den empfindlichsten Straf- fen GOttes, von dem breiten Wege ab, und siegen in dem Kampffe wider ihre bö- sen Gemüths-Bewegungen. Und würde ihnen in dieser Welt ein ewiges Leben ver- stattet, so würden sie auch immerwähren- de Sclaven von ihren bösen Neigungen bleiben, und die schmertzhafften Straffen derselben erdulten. Fassen sie ja in allzu- grossem Unglück einmahl den Entschluß sich zu bessern, so verändern sie denselben doch, so bald sie nur ein klein wenig Lin- derung bekommen. Will man hiervon recht lebhaffte Exempel haben, so sehe man sich nur um nach solchen Leuten, welche durch Wollust, Hochmuth und Faulheit an den Bettel-Stab gerathen, und den- selben bis an ihr Ende in der Hand füh- ren. Uber solche Leute schlagen insgemein alle Flammen der Trübsal zusammen. Hi- tze und Frost, Hunger und Durst, Blösse, Schande, Verachtung und die beschwehr- lichsten Reisen, auch öffters schmertzhaffte Kranckheiten, machen ihnen beständig be- trübte Empfindungen. Sie wünschen da- hero mit den tiefsten Seufftzern eben so viel Brod, eben so viel Kleider und eben so viel Ruhe zu haben als andere, welche
ihr
kehren, auch bey den empfindlichſten Straf- fen GOttes, von dem breiten Wege ab, und ſiegen in dem Kampffe wider ihre boͤ- ſen Gemuͤths-Bewegungen. Und wuͤrde ihnen in dieſer Welt ein ewiges Leben ver- ſtattet, ſo wuͤrden ſie auch immerwaͤhren- de Sclaven von ihren boͤſen Neigungen bleiben, und die ſchmertzhafften Straffen derſelben erdulten. Faſſen ſie ja in allzu- groſſem Ungluͤck einmahl den Entſchluß ſich zu beſſern, ſo veraͤndern ſie denſelben doch, ſo bald ſie nur ein klein wenig Lin- derung bekommen. Will man hiervon recht lebhaffte Exempel haben, ſo ſehe man ſich nur um nach ſolchen Leuten, welche durch Wolluſt, Hochmuth und Faulheit an den Bettel-Stab gerathen, und den- ſelben bis an ihr Ende in der Hand fuͤh- ren. Uber ſolche Leute ſchlagen insgemein alle Flammen der Truͤbſal zuſammen. Hi- tze und Froſt, Hunger und Durſt, Bloͤſſe, Schande, Verachtung und die beſchwehr- lichſten Reiſen, auch oͤffters ſchmertzhaffte Kranckheiten, machen ihnen beſtaͤndig be- truͤbte Empfindungen. Sie wuͤnſchen da- hero mit den tiefſten Seufftzern eben ſo viel Brod, eben ſo viel Kleider und eben ſo viel Ruhe zu haben als andere, welche
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[205[201]/0237]
kehren, auch bey den empfindlichſten Straf-
fen GOttes, von dem breiten Wege ab,
und ſiegen in dem Kampffe wider ihre boͤ-
ſen Gemuͤths-Bewegungen. Und wuͤrde
ihnen in dieſer Welt ein ewiges Leben ver-
ſtattet, ſo wuͤrden ſie auch immerwaͤhren-
de Sclaven von ihren boͤſen Neigungen
bleiben, und die ſchmertzhafften Straffen
derſelben erdulten. Faſſen ſie ja in allzu-
groſſem Ungluͤck einmahl den Entſchluß
ſich zu beſſern, ſo veraͤndern ſie denſelben
doch, ſo bald ſie nur ein klein wenig Lin-
derung bekommen. Will man hiervon
recht lebhaffte Exempel haben, ſo ſehe man
ſich nur um nach ſolchen Leuten, welche
durch Wolluſt, Hochmuth und Faulheit
an den Bettel-Stab gerathen, und den-
ſelben bis an ihr Ende in der Hand fuͤh-
ren. Uber ſolche Leute ſchlagen insgemein
alle Flammen der Truͤbſal zuſammen. Hi-
tze und Froſt, Hunger und Durſt, Bloͤſſe,
Schande, Verachtung und die beſchwehr-
lichſten Reiſen, auch oͤffters ſchmertzhaffte
Kranckheiten, machen ihnen beſtaͤndig be-
truͤbte Empfindungen. Sie wuͤnſchen da-
hero mit den tiefſten Seufftzern eben ſo
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 205[201]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/237>, abgerufen am 11.05.2024.
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