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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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auch ohne Aufhören die bösen Neigungen
der Höllen-Brüder durch Straffen derge-
stalt hemmen und mäßigen, daß sie nicht
den allerhöchsten Grad des Elendes nach
sich ziehen.

§. 42.

Aber warum braucht denn GOtt hierWarum
GOtt die
Verdamm-
ten nicht
durch sei-
ne All-
macht be-
kehre und
selig ma-
che?

seine Allmacht nicht, die Bösen zu bekeh-
ren, und sie des Himmels würdig zu ma-
chen? Jch antworte: Man frage erst: ist
es denn auch wol ein Werck der Macht
GOttes, freye Geister durch blosse Gewalt
dergestalt zu ändern, daß sie daran ein
Vergnügen finden, was ihnen lange Zeit
verhasset gewesen? Man frage: lässet sich
die Liebe auch erzwingen, und die Geneig-
heit zur Tugend durch Macht erhalten?
Man wird zwar gar bald mit JA ant-
worten, aber woher beweiset man seine
Aussage? Wir bilden uns öffters ein, es
sey etwas ein Werck der Macht GOttes,
welches doch durch keine Macht ins Werck
zu richten. Jch habe öffters gehört, daß
Faule sagen, warum mag doch GOTT
nicht machen, daß die Steine auf den Gas-
sen gelten, und man davor Essen, Trin-
cken und Kleidung kauffen kan? Diese
Leute überreden sich, die unumschränckten

Kräff-
2. und 3. Stück. O





auch ohne Aufhoͤren die boͤſen Neigungen
der Hoͤllen-Bruͤder durch Straffen derge-
ſtalt hemmen und maͤßigen, daß ſie nicht
den allerhoͤchſten Grad des Elendes nach
ſich ziehen.

§. 42.

Aber warum braucht denn GOtt hierWarum
GOtt die
Verdam̃-
ten nicht
durch ſei-
ne All-
macht be-
kehre und
ſelig ma-
che?

ſeine Allmacht nicht, die Boͤſen zu bekeh-
ren, und ſie des Himmels wuͤrdig zu ma-
chen? Jch antworte: Man frage erſt: iſt
es denn auch wol ein Werck der Macht
GOttes, freye Geiſter durch bloſſe Gewalt
dergeſtalt zu aͤndern, daß ſie daran ein
Vergnuͤgen finden, was ihnen lange Zeit
verhaſſet geweſen? Man frage: laͤſſet ſich
die Liebe auch erzwingen, und die Geneig-
heit zur Tugend durch Macht erhalten?
Man wird zwar gar bald mit JA ant-
worten, aber woher beweiſet man ſeine
Ausſage? Wir bilden uns oͤffters ein, es
ſey etwas ein Werck der Macht GOttes,
welches doch durch keine Macht ins Werck
zu richten. Jch habe oͤffters gehoͤrt, daß
Faule ſagen, warum mag doch GOTT
nicht machen, daß die Steine auf den Gaſ-
ſen gelten, und man davor Eſſen, Trin-
cken und Kleidung kauffen kan? Dieſe
Leute uͤberreden ſich, die unumſchraͤnckten

Kraͤff-
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[209[205]/0241] auch ohne Aufhoͤren die boͤſen Neigungen der Hoͤllen-Bruͤder durch Straffen derge- ſtalt hemmen und maͤßigen, daß ſie nicht den allerhoͤchſten Grad des Elendes nach ſich ziehen. §. 42. Aber warum braucht denn GOtt hier ſeine Allmacht nicht, die Boͤſen zu bekeh- ren, und ſie des Himmels wuͤrdig zu ma- chen? Jch antworte: Man frage erſt: iſt es denn auch wol ein Werck der Macht GOttes, freye Geiſter durch bloſſe Gewalt dergeſtalt zu aͤndern, daß ſie daran ein Vergnuͤgen finden, was ihnen lange Zeit verhaſſet geweſen? Man frage: laͤſſet ſich die Liebe auch erzwingen, und die Geneig- heit zur Tugend durch Macht erhalten? Man wird zwar gar bald mit JA ant- worten, aber woher beweiſet man ſeine Ausſage? Wir bilden uns oͤffters ein, es ſey etwas ein Werck der Macht GOttes, welches doch durch keine Macht ins Werck zu richten. Jch habe oͤffters gehoͤrt, daß Faule ſagen, warum mag doch GOTT nicht machen, daß die Steine auf den Gaſ- ſen gelten, und man davor Eſſen, Trin- cken und Kleidung kauffen kan? Dieſe Leute uͤberreden ſich, die unumſchraͤnckten Kraͤff- Warum GOtt die Verdam̃- ten nicht durch ſei- ne All- macht be- kehre und ſelig ma- che? 2. und 3. Stuͤck. O

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 209[205]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/241>, abgerufen am 26.11.2024.