mässer, als ihnen im Paradieß Gelegen- heit zu einer solchen seligen Ubung zu ge- ben? Und was konnte die ewige Vorsicht bey den Umständen der ersten Menschen bessers darzu wehlen, als einen schönen Baum mit den lieblichsten Früchten, wel- che sie zwar anzusehen, nicht aber zu essen erlaubte?
§. 6.
Weitere Ausfüh- rung des vorigen.
Es war aber dieser Baum auch noch auf andere Weise sehr heilsam, die ersten Menschen im Guten zu bekräfftigen, und sie zu einem gesellschafftlichen Leben mit vielen andern vorzubereiten. Wären die Menschen in dieser Versuchung nur eine kleine Zeit standhafft blieben, so wäre es ihnen nach und nach leicht worden seyn et- was, so zwar sehr angenehm, aber zu be- gehren verbothen, ohne eine böse Lust an- zusehen. Hierdurch aber würde dem Gei- tze als einer Wurtzel alles Ubels, aller Safft seyn benommen worden, und wür- de niemahls zu weitläufftigen Streitigkei- ten und blutigen Kriegen Anlaß gegeben ha- ben. Doch was will ich weitläufftig seyn, da ich mit wenigen zeigen kan, daß wenn der Mensch die göttliche Versuchung eine
kleine
maͤſſer, als ihnen im Paradieß Gelegen- heit zu einer ſolchen ſeligen Ubung zu ge- ben? Und was konnte die ewige Vorſicht bey den Umſtaͤnden der erſten Menſchen beſſers darzu wehlen, als einen ſchoͤnen Baum mit den lieblichſten Fruͤchten, wel- che ſie zwar anzuſehen, nicht aber zu eſſen erlaubte?
§. 6.
Weitere Ausfuͤh- rung des vorigen.
Es war aber dieſer Baum auch noch auf andere Weiſe ſehr heilſam, die erſten Menſchen im Guten zu bekraͤfftigen, und ſie zu einem geſellſchafftlichen Leben mit vielen andern vorzubereiten. Waͤren die Menſchen in dieſer Verſuchung nur eine kleine Zeit ſtandhafft blieben, ſo waͤre es ihnen nach und nach leicht worden ſeyn et- was, ſo zwar ſehr angenehm, aber zu be- gehren verbothen, ohne eine boͤſe Luſt an- zuſehen. Hierdurch aber wuͤrde dem Gei- tze als einer Wurtzel alles Ubels, aller Safft ſeyn benommen worden, und wuͤr- de niemahls zu weitlaͤufftigen Streitigkei- ten und blutigen Kriegen Anlaß gegeben ha- ben. Doch was will ich weitlaͤufftig ſeyn, da ich mit wenigen zeigen kan, daß wenn der Menſch die goͤttliche Verſuchung eine
kleine
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[224[220]/0256]
maͤſſer, als ihnen im Paradieß Gelegen-
heit zu einer ſolchen ſeligen Ubung zu ge-
ben? Und was konnte die ewige Vorſicht
bey den Umſtaͤnden der erſten Menſchen
beſſers darzu wehlen, als einen ſchoͤnen
Baum mit den lieblichſten Fruͤchten, wel-
che ſie zwar anzuſehen, nicht aber zu eſſen
erlaubte?
§. 6.
Es war aber dieſer Baum auch noch
auf andere Weiſe ſehr heilſam, die erſten
Menſchen im Guten zu bekraͤfftigen, und
ſie zu einem geſellſchafftlichen Leben mit
vielen andern vorzubereiten. Waͤren die
Menſchen in dieſer Verſuchung nur eine
kleine Zeit ſtandhafft blieben, ſo waͤre es
ihnen nach und nach leicht worden ſeyn et-
was, ſo zwar ſehr angenehm, aber zu be-
gehren verbothen, ohne eine boͤſe Luſt an-
zuſehen. Hierdurch aber wuͤrde dem Gei-
tze als einer Wurtzel alles Ubels, aller
Safft ſeyn benommen worden, und wuͤr-
de niemahls zu weitlaͤufftigen Streitigkei-
ten und blutigen Kriegen Anlaß gegeben ha-
ben. Doch was will ich weitlaͤufftig ſeyn,
da ich mit wenigen zeigen kan, daß wenn
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 224[220]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/256>, abgerufen am 24.11.2024.
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