daß der Jehova der eintzige und lebendige GOtt sey, und vor allen andern Gotthei- ten einen Vorzug habe. Dergleichen aber war in der Vorstellung eines Him- mels und der Hölle nicht enthalten. Sie musten also hauptsächlich auf die Regie- rung der gegenwärtigen Welt gewiesen und durch das Glück und Unglück, welches nach ihrem Verhalten über sie verhänget wurde, und durch die Entdeckung künfti- ger und geheimer Dinge überzeuget wer- den, daß Jehova das eintzige höchste We- sen sey, durch welchen die gantze Welt ent- standen, und von dessen gnädigen Vorse- hung alles Glück und Unglück komme.
Der vierte Grund-Riß Zu einer Betrachtung über die Absicht GOttes, Warum er das Böse nicht allezeit unmittelbahr strafet.
§. 1.
Man solte dencken, es würde weit besser um die Welt stehen, wenn GOtt allezeit das Böse unmittelbahr strafte. Man solte dencken, es würde als- denn Tugend und Glück an allen Orten in der gantzen Welt blühen. Da wir aber indessen finden, daß der weiseste Schöpfer
die
b 4
daß der Jehova der eintzige und lebendige GOtt ſey, und vor allen andern Gotthei- ten einen Vorzug habe. Dergleichen aber war in der Vorſtellung eines Him- mels und der Hoͤlle nicht enthalten. Sie muſten alſo hauptſaͤchlich auf die Regie- rung der gegenwaͤrtigen Welt gewieſen und durch das Gluͤck und Ungluͤck, welches nach ihrem Verhalten uͤber ſie verhaͤnget wurde, und durch die Entdeckung kuͤnfti- ger und geheimer Dinge uͤberzeuget wer- den, daß Jehova das eintzige hoͤchſte We- ſen ſey, durch welchen die gantze Welt ent- ſtanden, und von deſſen gnaͤdigen Vorſe- hung alles Gluͤck und Ungluͤck komme.
Der vierte Grund-Riß Zu einer Betrachtung uͤber die Abſicht GOttes, Warum er das Boͤſe nicht allezeit unmittelbahr ſtrafet.
§. 1.
Man ſolte dencken, es wuͤrde weit beſſer um die Welt ſtehen, wenn GOtt allezeit das Boͤſe unmittelbahr ſtrafte. Man ſolte dencken, es wuͤrde als- denn Tugend und Gluͤck an allen Orten in der gantzen Welt bluͤhen. Da wir aber indeſſen finden, daß der weiſeſte Schoͤpfer
die
b 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0027"n="23"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
daß der Jehova der eintzige und lebendige<lb/>
GOtt ſey, und vor allen andern Gotthei-<lb/>
ten einen Vorzug habe. Dergleichen<lb/>
aber war in der Vorſtellung eines Him-<lb/>
mels und der Hoͤlle nicht enthalten. Sie<lb/>
muſten alſo hauptſaͤchlich auf die Regie-<lb/>
rung der gegenwaͤrtigen Welt gewieſen<lb/>
und durch das Gluͤck und Ungluͤck, welches<lb/>
nach ihrem Verhalten uͤber ſie verhaͤnget<lb/>
wurde, und durch die Entdeckung kuͤnfti-<lb/>
ger und geheimer Dinge uͤberzeuget wer-<lb/>
den, daß Jehova das eintzige hoͤchſte We-<lb/>ſen ſey, durch welchen die gantze Welt ent-<lb/>ſtanden, und von deſſen gnaͤdigen Vorſe-<lb/>
hung alles Gluͤck und Ungluͤck komme.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Der vierte <hirendition="#in">G</hi>rund-<hirendition="#in">R</hi>iß<lb/>
Zu einer Betrachtung uͤber die<lb/>
Abſicht GOttes,<lb/>
Warum er das Boͤſe nicht allezeit<lb/>
unmittelbahr ſtrafet.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">M</hi>an ſolte dencken, es wuͤrde weit<lb/>
beſſer um die Welt ſtehen, wenn<lb/>
GOtt allezeit das Boͤſe unmittelbahr<lb/>ſtrafte. Man ſolte dencken, es wuͤrde als-<lb/>
denn Tugend und Gluͤck an allen Orten in<lb/>
der gantzen Welt bluͤhen. Da wir aber<lb/>
indeſſen finden, daß der weiſeſte Schoͤpfer<lb/><fwplace="bottom"type="sig">b 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[23/0027]
daß der Jehova der eintzige und lebendige
GOtt ſey, und vor allen andern Gotthei-
ten einen Vorzug habe. Dergleichen
aber war in der Vorſtellung eines Him-
mels und der Hoͤlle nicht enthalten. Sie
muſten alſo hauptſaͤchlich auf die Regie-
rung der gegenwaͤrtigen Welt gewieſen
und durch das Gluͤck und Ungluͤck, welches
nach ihrem Verhalten uͤber ſie verhaͤnget
wurde, und durch die Entdeckung kuͤnfti-
ger und geheimer Dinge uͤberzeuget wer-
den, daß Jehova das eintzige hoͤchſte We-
ſen ſey, durch welchen die gantze Welt ent-
ſtanden, und von deſſen gnaͤdigen Vorſe-
hung alles Gluͤck und Ungluͤck komme.
Der vierte Grund-Riß
Zu einer Betrachtung uͤber die
Abſicht GOttes,
Warum er das Boͤſe nicht allezeit
unmittelbahr ſtrafet.
§. 1.
Man ſolte dencken, es wuͤrde weit
beſſer um die Welt ſtehen, wenn
GOtt allezeit das Boͤſe unmittelbahr
ſtrafte. Man ſolte dencken, es wuͤrde als-
denn Tugend und Gluͤck an allen Orten in
der gantzen Welt bluͤhen. Da wir aber
indeſſen finden, daß der weiſeſte Schoͤpfer
die
b 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/27>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.