auszuzieren, geäussert. Einige von der- gleichen bösen Neigungen sind allen Menschen gemein, und ist dieses beson- ders merckwürdig, daß solche Neigun- gen bey manchen durch die beste Erzie- hung, durch die strengsten Gesetze und durch die Vorstellungen des Zukünftigen nicht mögen geschwächet, und nur von wenigen durch sehr viele Mühe und Uebung in etwas überwunden werden. Hätte unsere Seele von der Geburt her nicht einen so gar starcken Trieb zum Bösen und unseligen Handlungen, und wären wir zum Guten und Bösen gleich starck geneigt; so würde es nicht so viel Mühe kosten, einen jungen Menschen zum Guten zu gewöhnen, und wir selbsten würden nicht so sehr zu streiten haben, wenn eine böse Lust uns überwinden will. (*)
§. 3.
Der erste Ursprung der bösen Neigun- gen.
Wir wollen nunmehro gleich auf die Gründe fortgehen, welche wir zum Vor- aus setzen müssen, wenn wir die Art und Weise, wie die bösen Begierden fort-
ge-
(*) Man findet hiervon ein mehreres in des Herrn ProbstsREINBECKfünf und zwantzigsten Betrachtung über die Augspurgische Confeßion, beson- ders §. XVII.
auszuzieren, geaͤuſſert. Einige von der- gleichen boͤſen Neigungen ſind allen Menſchen gemein, und iſt dieſes beſon- ders merckwuͤrdig, daß ſolche Neigun- gen bey manchen durch die beſte Erzie- hung, durch die ſtrengſten Geſetze und durch die Vorſtellungen des Zukuͤnftigen nicht moͤgen geſchwaͤchet, und nur von wenigen durch ſehr viele Muͤhe und Uebung in etwas uͤberwunden werden. Haͤtte unſere Seele von der Geburt her nicht einen ſo gar ſtarcken Trieb zum Boͤſen und unſeligen Handlungen, und waͤren wir zum Guten und Boͤſen gleich ſtarck geneigt; ſo wuͤrde es nicht ſo viel Muͤhe koſten, einen jungen Menſchen zum Guten zu gewoͤhnen, und wir ſelbſten wuͤrden nicht ſo ſehr zu ſtreiten haben, wenn eine boͤſe Luſt uns uͤberwinden will. (*)
§. 3.
Der erſte Urſprung der boͤſen Neigun- gen.
Wir wollen nunmehro gleich auf die Gruͤnde fortgehen, welche wir zum Vor- aus ſetzen muͤſſen, wenn wir die Art und Weiſe, wie die boͤſen Begierden fort-
ge-
(*) Man findet hiervon ein mehreres in des Herrn ProbſtsREINBECKfuͤnf und zwantzigſten Betrachtung uͤber die Augſpurgiſche Confeßion, beſon- ders §. XVII.
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[246[242]/0278]
auszuzieren, geaͤuſſert. Einige von der-
gleichen boͤſen Neigungen ſind allen
Menſchen gemein, und iſt dieſes beſon-
ders merckwuͤrdig, daß ſolche Neigun-
gen bey manchen durch die beſte Erzie-
hung, durch die ſtrengſten Geſetze und
durch die Vorſtellungen des Zukuͤnftigen
nicht moͤgen geſchwaͤchet, und nur von
wenigen durch ſehr viele Muͤhe und
Uebung in etwas uͤberwunden werden.
Haͤtte unſere Seele von der Geburt her
nicht einen ſo gar ſtarcken Trieb zum
Boͤſen und unſeligen Handlungen, und
waͤren wir zum Guten und Boͤſen gleich
ſtarck geneigt; ſo wuͤrde es nicht ſo viel
Muͤhe koſten, einen jungen Menſchen zum
Guten zu gewoͤhnen, und wir ſelbſten
wuͤrden nicht ſo ſehr zu ſtreiten haben,
wenn eine boͤſe Luſt uns uͤberwinden
will. (*)
§. 3.
Wir wollen nunmehro gleich auf die
Gruͤnde fortgehen, welche wir zum Vor-
aus ſetzen muͤſſen, wenn wir die Art und
Weiſe, wie die boͤſen Begierden fort-
ge-
(*) Man findet hiervon ein mehreres in des
Herrn Probſts REINBECK fuͤnf
und zwantzigſten Betrachtung uͤber
die Augſpurgiſche Confeßion, beſon-
ders §. XVII.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 246[242]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/278>, abgerufen am 22.11.2024.
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