scheu vor der Milch, daß, wenn man ihm nur einen Löffel voll davon in den Mund gab, dasselbe sich allezeit erbre- chen wolte. Es verschwand dieser Eckel auch nicht mit den ersten Jahren, son- dern blieb bis ins sechzehende Jahr, da besondere Umstände diesen jungen Men- schen nöthigten sich wieder an Milch zu gewöhnen.
§. 8.
Beweiß, daß uns die Ein- bildungs- kraft et- was kön- ne zuwi- der ma- chen.
Fragt mich jemand, woher ich versi- chert sey, daß in den angeführten Exem- peln die Einbildungskraft die Finster- niß fürchterlich, die Milch aber eckelhaft gemacht; so sind es folgende Gründe, welche mich davon überreden. Jch fin- de nemlich, daß, wenn mir jetzo ei- ne Sache dadurch zuwider wird, daß von ohngefehr etwas unangenehmes da- mit verknüpft gewesen, meine Einbil- dungskraft daran Ursach sey, und da schliesse ich denn von einem ähnlichen Falle auf den andern. Wem dieses et- wa befremdet, der erwege, daß man die Wahrscheinlichkeit insgemein auf eine solche Weise darthue. Der geneigte Leser aber verzeihe mir, daß ich hier un- appetitliche Erfahrungen anführen muß, weil mich aus meinem eigenen Leben keiner andern zu erinnern weiß. Jch
habe
ſcheu vor der Milch, daß, wenn man ihm nur einen Loͤffel voll davon in den Mund gab, daſſelbe ſich allezeit erbre- chen wolte. Es verſchwand dieſer Eckel auch nicht mit den erſten Jahren, ſon- dern blieb bis ins ſechzehende Jahr, da beſondere Umſtaͤnde dieſen jungen Men- ſchen noͤthigten ſich wieder an Milch zu gewoͤhnen.
§. 8.
Beweiß, daß uns die Ein- bildungs- kraft et- was koͤn- ne zuwi- der ma- chen.
Fragt mich jemand, woher ich verſi- chert ſey, daß in den angefuͤhrten Exem- peln die Einbildungskraft die Finſter- niß fuͤrchterlich, die Milch aber eckelhaft gemacht; ſo ſind es folgende Gruͤnde, welche mich davon uͤberreden. Jch fin- de nemlich, daß, wenn mir jetzo ei- ne Sache dadurch zuwider wird, daß von ohngefehr etwas unangenehmes da- mit verknuͤpft geweſen, meine Einbil- dungskraft daran Urſach ſey, und da ſchlieſſe ich denn von einem aͤhnlichen Falle auf den andern. Wem dieſes et- wa befremdet, der erwege, daß man die Wahrſcheinlichkeit insgemein auf eine ſolche Weiſe darthue. Der geneigte Leſer aber verzeihe mir, daß ich hier un- appetitliche Erfahrungen anfuͤhren muß, weil mich aus meinem eigenen Leben keiner andern zu erinnern weiß. Jch
habe
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[254[250]/0286]
ſcheu vor der Milch, daß, wenn man
ihm nur einen Loͤffel voll davon in den
Mund gab, daſſelbe ſich allezeit erbre-
chen wolte. Es verſchwand dieſer Eckel
auch nicht mit den erſten Jahren, ſon-
dern blieb bis ins ſechzehende Jahr, da
beſondere Umſtaͤnde dieſen jungen Men-
ſchen noͤthigten ſich wieder an Milch zu
gewoͤhnen.
§. 8.
Fragt mich jemand, woher ich verſi-
chert ſey, daß in den angefuͤhrten Exem-
peln die Einbildungskraft die Finſter-
niß fuͤrchterlich, die Milch aber eckelhaft
gemacht; ſo ſind es folgende Gruͤnde,
welche mich davon uͤberreden. Jch fin-
de nemlich, daß, wenn mir jetzo ei-
ne Sache dadurch zuwider wird, daß
von ohngefehr etwas unangenehmes da-
mit verknuͤpft geweſen, meine Einbil-
dungskraft daran Urſach ſey, und da
ſchlieſſe ich denn von einem aͤhnlichen
Falle auf den andern. Wem dieſes et-
wa befremdet, der erwege, daß man die
Wahrſcheinlichkeit insgemein auf eine
ſolche Weiſe darthue. Der geneigte
Leſer aber verzeihe mir, daß ich hier un-
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weil mich aus meinem eigenen Leben
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 254[250]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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