dunckele Vorstel- lungen Neigun- gen und Abnei- gungen verursa- chen.gar nicht zuwider war, unangenehm machen, und dadurch bey uns eine Abneigung vor derselben verursa- chen: Hingegen aber kan sie uns auch eine Sache angenehm machen, wel- che uns sonst wenig vergnügen wür- de. Ja was noch mehr ist: die Exempel der Leute, welche das Finstere scheuen, und des jungen Menschen, welchem die Milch eckelt, lehren, daß die Einbildungs- kraft durch ihre Verbindung ver- schiedener Bilder, welche ehemals zugleich in der Seele gewesen, uns einige Dinge angenehm, andere aber zuwider machen könne, wenn auch gleich die alte Vorstellung, welche unsere Einbildung mit einer gegen- wärtigen Sache verknüpfet, so dun- ckel ist, daß wir selbige von andern nicht einmahl unterscheiden, und uns derselben nicht recht bewust sind. Der schon oft erwehnte junge Mensch wuste nicht, was es eigentlich vor ein Geschmack war, welcher bey Em- pfindung der Milch durch seine Einbil- dung hervor gebracht wurde, und ihm die erste Nahrung seines Lebens zuwider machte. Denn sein Gedächtniß reichte nicht bis auf die Zeit, da sich der Geschmack der Milch und des Knoblauchs auf seiner Zunge vereiniget hatte. Es hieß bey ihm:
er
dunckele Vorſtel- lungen Neigun- gen und Abnei- gungen verurſa- chen.gar nicht zuwider war, unangenehm machen, und dadurch bey uns eine Abneigung vor derſelben verurſa- chen: Hingegen aber kan ſie uns auch eine Sache angenehm machen, wel- che uns ſonſt wenig vergnuͤgen wuͤr- de. Ja was noch mehr iſt: die Exempel der Leute, welche das Finſtere ſcheuen, und des jungen Menſchen, welchem die Milch eckelt, lehren, daß die Einbildungs- kraft durch ihre Verbindung ver- ſchiedener Bilder, welche ehemals zugleich in der Seele geweſen, uns einige Dinge angenehm, andere aber zuwider machen koͤnne, wenn auch gleich die alte Vorſtellung, welche unſere Einbildung mit einer gegen- waͤrtigen Sache verknuͤpfet, ſo dun- ckel iſt, daß wir ſelbige von andern nicht einmahl unterſcheiden, und uns derſelben nicht recht bewuſt ſind. Der ſchon oft erwehnte junge Menſch wuſte nicht, was es eigentlich vor ein Geſchmack war, welcher bey Em- pfindung der Milch durch ſeine Einbil- dung hervor gebracht wurde, und ihm die erſte Nahrung ſeines Lebens zuwider machte. Denn ſein Gedaͤchtniß reichte nicht bis auf die Zeit, da ſich der Geſchmack der Milch und des Knoblauchs auf ſeiner Zunge vereiniget hatte. Es hieß bey ihm:
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[258[254]/0290]
gar nicht zuwider war, unangenehm
machen, und dadurch bey uns eine
Abneigung vor derſelben verurſa-
chen: Hingegen aber kan ſie uns auch
eine Sache angenehm machen, wel-
che uns ſonſt wenig vergnuͤgen wuͤr-
de. Ja was noch mehr iſt: die Exempel
der Leute, welche das Finſtere ſcheuen, und
des jungen Menſchen, welchem die Milch
eckelt, lehren, daß die Einbildungs-
kraft durch ihre Verbindung ver-
ſchiedener Bilder, welche ehemals
zugleich in der Seele geweſen, uns
einige Dinge angenehm, andere aber
zuwider machen koͤnne, wenn auch
gleich die alte Vorſtellung, welche
unſere Einbildung mit einer gegen-
waͤrtigen Sache verknuͤpfet, ſo dun-
ckel iſt, daß wir ſelbige von andern
nicht einmahl unterſcheiden, und
uns derſelben nicht recht bewuſt
ſind. Der ſchon oft erwehnte junge
Menſch wuſte nicht, was es eigentlich
vor ein Geſchmack war, welcher bey Em-
pfindung der Milch durch ſeine Einbil-
dung hervor gebracht wurde, und ihm die
erſte Nahrung ſeines Lebens zuwider
machte. Denn ſein Gedaͤchtniß reichte
nicht bis auf die Zeit, da ſich der Geſchmack
der Milch und des Knoblauchs auf ſeiner
Zunge vereiniget hatte. Es hieß bey ihm:
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Vorſtel-
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Neigun-
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Abnei-
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verurſa-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 258[254]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/290>, abgerufen am 21.11.2024.
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