auch einen grossen Widerwillen gegen sel- bige verspühren, und können doch nicht die geringste Ursache davon angeben. Un- terweilen aber besinnen wir uns nach eini- ger Zeit, daß eine solche Person etwas ähnliches an sich habe mit einer andern, welche wir sonsten gekant, und entweder sehr geliebet oder wegen gewisser Beleidi- gungen besonders gehasset, und erinnern uns, daß dieses ähnliche dasjenige sey, welches uns diese Person so gleich ange- nehm oder zuwider gemacht, indem die Einbildungskraft bey dem Anblick der- selben die vorige Leidenschaft wieder erre- get.
§. 12.
Wenn wir etwas empfin- den.
Es sind noch einige andere Sätze, wel- che ich kürtzlich berühren muß, ehe ich mei- ne Muthmassung von der Fortpflantzung der bösen Neigungen vortragen kan. Ei- ner davon ist dieser: Unsere Seele em- pfindet die äussern Dinge bey der Bewegung der Nerven, welche sel- bige verursachen. Z. E. wir sehen ei- nen Menschen, wenn die Strahlen des Lichts von demselben in unsere Augen fal- len, und die Gesichts-Nerven in Bewe- gung setzen. Die Empfindung der See- le ist auch mit einer solchen Bewegung so nothwendig verknüpft, daß die Seele durch ihren freyen Willen nichts dabey
ändern
auch einen groſſen Widerwillen gegen ſel- bige verſpuͤhren, und koͤnnen doch nicht die geringſte Urſache davon angeben. Un- terweilen aber beſinnen wir uns nach eini- ger Zeit, daß eine ſolche Perſon etwas aͤhnliches an ſich habe mit einer andern, welche wir ſonſten gekant, und entweder ſehr geliebet oder wegen gewiſſer Beleidi- gungen beſonders gehaſſet, und erinnern uns, daß dieſes aͤhnliche dasjenige ſey, welches uns dieſe Perſon ſo gleich ange- nehm oder zuwider gemacht, indem die Einbildungskraft bey dem Anblick der- ſelben die vorige Leidenſchaft wieder erre- get.
§. 12.
Wenn wir etwas empfin- den.
Es ſind noch einige andere Saͤtze, wel- che ich kuͤrtzlich beruͤhren muß, ehe ich mei- ne Muthmaſſung von der Fortpflantzung der boͤſen Neigungen vortragen kan. Ei- ner davon iſt dieſer: Unſere Seele em- pfindet die aͤuſſern Dinge bey der Bewegung der Nerven, welche ſel- bige verurſachen. Z. E. wir ſehen ei- nen Menſchen, wenn die Strahlen des Lichts von demſelben in unſere Augen fal- len, und die Geſichts-Nerven in Bewe- gung ſetzen. Die Empfindung der See- le iſt auch mit einer ſolchen Bewegung ſo nothwendig verknuͤpft, daß die Seele durch ihren freyen Willen nichts dabey
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[260[256]/0292]
auch einen groſſen Widerwillen gegen ſel-
bige verſpuͤhren, und koͤnnen doch nicht
die geringſte Urſache davon angeben. Un-
terweilen aber beſinnen wir uns nach eini-
ger Zeit, daß eine ſolche Perſon etwas
aͤhnliches an ſich habe mit einer andern,
welche wir ſonſten gekant, und entweder
ſehr geliebet oder wegen gewiſſer Beleidi-
gungen beſonders gehaſſet, und erinnern
uns, daß dieſes aͤhnliche dasjenige ſey,
welches uns dieſe Perſon ſo gleich ange-
nehm oder zuwider gemacht, indem die
Einbildungskraft bey dem Anblick der-
ſelben die vorige Leidenſchaft wieder erre-
get.
§. 12.
Es ſind noch einige andere Saͤtze, wel-
che ich kuͤrtzlich beruͤhren muß, ehe ich mei-
ne Muthmaſſung von der Fortpflantzung
der boͤſen Neigungen vortragen kan. Ei-
ner davon iſt dieſer: Unſere Seele em-
pfindet die aͤuſſern Dinge bey der
Bewegung der Nerven, welche ſel-
bige verurſachen. Z. E. wir ſehen ei-
nen Menſchen, wenn die Strahlen des
Lichts von demſelben in unſere Augen fal-
len, und die Geſichts-Nerven in Bewe-
gung ſetzen. Die Empfindung der See-
le iſt auch mit einer ſolchen Bewegung ſo
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 260[256]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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