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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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ihm etwas Ehre versagt wird. Die-
se Leidenschaft beraubet denn dasselbe der
Vernunft und entkräftet alle ihre Vor-
stellungen. Es ist daher ein solcher
Mensch nicht im Stande seine natür-
liche gute Neigung in den gehörigen
Schrancken zu halten, verfällt auf
Abwege, ist geschäftig sich über ande-
re zu erheben und diejenigen zu stür-
tzen, welche ihm hierbey im Wege ste-
hen. Er sucht Ehre in Dingen, die kei-
nen wahren Ruhm geben. Mit ei-
nem Worte, er wird hochmüthig und
bezeiget sich als ein Ehrbegieriger, dem
unordentliche Gemüthsbewegungen den
rechten Gebrauch der Vernunft ge-
nommen haben. Und hieraus ist denn
begreiflich, wie eine geitzige Mutter in
das Gemüth ihres Kindes zu der Zeit,
da sie es noch unter ihrem Hertzen
trägt, den ersten Saamen des Hoch-
muths ausstreuen könne. Es wird
unnöthig seyn, daß ich zeige, wie auf
ähnliche Weise auch andere Leiden-
schaften von den Müttern auf die
Kinder können gebracht werden, indem
es niemanden schwer fallen wird, ähn-
liche Exempel auf gleiche Art zu er-
klären.

§. 26.





ihm etwas Ehre verſagt wird. Die-
ſe Leidenſchaft beraubet denn daſſelbe der
Vernunft und entkraͤftet alle ihre Vor-
ſtellungen. Es iſt daher ein ſolcher
Menſch nicht im Stande ſeine natuͤr-
liche gute Neigung in den gehoͤrigen
Schrancken zu halten, verfaͤllt auf
Abwege, iſt geſchaͤftig ſich uͤber ande-
re zu erheben und diejenigen zu ſtuͤr-
tzen, welche ihm hierbey im Wege ſte-
hen. Er ſucht Ehre in Dingen, die kei-
nen wahren Ruhm geben. Mit ei-
nem Worte, er wird hochmuͤthig und
bezeiget ſich als ein Ehrbegieriger, dem
unordentliche Gemuͤthsbewegungen den
rechten Gebrauch der Vernunft ge-
nommen haben. Und hieraus iſt denn
begreiflich, wie eine geitzige Mutter in
das Gemuͤth ihres Kindes zu der Zeit,
da ſie es noch unter ihrem Hertzen
traͤgt, den erſten Saamen des Hoch-
muths ausſtreuen koͤnne. Es wird
unnoͤthig ſeyn, daß ich zeige, wie auf
aͤhnliche Weiſe auch andere Leiden-
ſchaften von den Muͤttern auf die
Kinder koͤnnen gebracht werden, indem
es niemanden ſchwer fallen wird, aͤhn-
liche Exempel auf gleiche Art zu er-
klaͤren.

§. 26.
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[280[276]/0312] ihm etwas Ehre verſagt wird. Die- ſe Leidenſchaft beraubet denn daſſelbe der Vernunft und entkraͤftet alle ihre Vor- ſtellungen. Es iſt daher ein ſolcher Menſch nicht im Stande ſeine natuͤr- liche gute Neigung in den gehoͤrigen Schrancken zu halten, verfaͤllt auf Abwege, iſt geſchaͤftig ſich uͤber ande- re zu erheben und diejenigen zu ſtuͤr- tzen, welche ihm hierbey im Wege ſte- hen. Er ſucht Ehre in Dingen, die kei- nen wahren Ruhm geben. Mit ei- nem Worte, er wird hochmuͤthig und bezeiget ſich als ein Ehrbegieriger, dem unordentliche Gemuͤthsbewegungen den rechten Gebrauch der Vernunft ge- nommen haben. Und hieraus iſt denn begreiflich, wie eine geitzige Mutter in das Gemuͤth ihres Kindes zu der Zeit, da ſie es noch unter ihrem Hertzen traͤgt, den erſten Saamen des Hoch- muths ausſtreuen koͤnne. Es wird unnoͤthig ſeyn, daß ich zeige, wie auf aͤhnliche Weiſe auch andere Leiden- ſchaften von den Muͤttern auf die Kinder koͤnnen gebracht werden, indem es niemanden ſchwer fallen wird, aͤhn- liche Exempel auf gleiche Art zu er- klaͤren. §. 26.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 280[276]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/312>, abgerufen am 24.11.2024.