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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Wir wollen untersuchen, was nöthig ge-
wesen wäre, wenn ihnen GOtt diese Er-
käntniß und Fertigkeit in der ersten Minu-
te nach ihrer Schöpfung hätte geben und
sie in demselben Augenblick für allen schäd-
lichen Jrrthum und Sünde sicher machen
wollen. Man nehme an: die guten En-
gel hätten nur zehn Minuten nöthig ge-
habt die Erkäntniß und Fertigkeit im Gu-
ten zu erreichen, welche sie in den Stand
gesetzt allen Jrrthum und jede böse Nei-
gung zu besiegen. Man nehme an: die
Teufel und die Menschen hätten gleichfals
keine längere Zeit bedurft im Guten bestä-
tiget zu werden. Hätte sie GOtt auch
diese zehn Minuten nicht in der Gefahr des
Falles lassen wollen, so hätte er machen
müssen, daß diese Geister in der ersten
Minute die benöthigte Erkäntniß und Fer-
tigkeit im Guten überkommen hätten.
Hierbey aber hätte ihre Kraft wenigstens
zehnmal so starck würcken müssen, als da
sie zu ihren Vorstellungen und Uebungen
zehn Minuten Zeit hatte. Eine zehnfache
Würckung, so in einer Zeit geschiehet,
erfordert eine zehnfache Kraft. Hätte
also der Schöpfer die geschaffenen Geister
in der ersten Minute im Guten bestätigen
wollen, so hätte er ihnen, nachdem, was
wir hier angenommen, eine zehnmal stär-
ckere Kraft geben müssen, d. i. er hätte die

jetzi-





Wir wollen unterſuchen, was noͤthig ge-
weſen waͤre, wenn ihnen GOtt dieſe Er-
kaͤntniß und Fertigkeit in der erſten Minu-
te nach ihrer Schoͤpfung haͤtte geben und
ſie in demſelben Augenblick fuͤr allen ſchaͤd-
lichen Jrrthum und Suͤnde ſicher machen
wollen. Man nehme an: die guten En-
gel haͤtten nur zehn Minuten noͤthig ge-
habt die Erkaͤntniß und Fertigkeit im Gu-
ten zu erreichen, welche ſie in den Stand
geſetzt allen Jrrthum und jede boͤſe Nei-
gung zu beſiegen. Man nehme an: die
Teufel und die Menſchen haͤtten gleichfals
keine laͤngere Zeit bedurft im Guten beſtaͤ-
tiget zu werden. Haͤtte ſie GOtt auch
dieſe zehn Minuten nicht in der Gefahr des
Falles laſſen wollen, ſo haͤtte er machen
muͤſſen, daß dieſe Geiſter in der erſten
Minute die benoͤthigte Erkaͤntniß und Fer-
tigkeit im Guten uͤberkommen haͤtten.
Hierbey aber haͤtte ihre Kraft wenigſtens
zehnmal ſo ſtarck wuͤrcken muͤſſen, als da
ſie zu ihren Vorſtellungen und Uebungen
zehn Minuten Zeit hatte. Eine zehnfache
Wuͤrckung, ſo in einer Zeit geſchiehet,
erfordert eine zehnfache Kraft. Haͤtte
alſo der Schoͤpfer die geſchaffenen Geiſter
in der erſten Minute im Guten beſtaͤtigen
wollen, ſo haͤtte er ihnen, nachdem, was
wir hier angenommen, eine zehnmal ſtaͤr-
ckere Kraft geben muͤſſen, d. i. er haͤtte die

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[312[308]/0344] Wir wollen unterſuchen, was noͤthig ge- weſen waͤre, wenn ihnen GOtt dieſe Er- kaͤntniß und Fertigkeit in der erſten Minu- te nach ihrer Schoͤpfung haͤtte geben und ſie in demſelben Augenblick fuͤr allen ſchaͤd- lichen Jrrthum und Suͤnde ſicher machen wollen. Man nehme an: die guten En- gel haͤtten nur zehn Minuten noͤthig ge- habt die Erkaͤntniß und Fertigkeit im Gu- ten zu erreichen, welche ſie in den Stand geſetzt allen Jrrthum und jede boͤſe Nei- gung zu beſiegen. Man nehme an: die Teufel und die Menſchen haͤtten gleichfals keine laͤngere Zeit bedurft im Guten beſtaͤ- tiget zu werden. Haͤtte ſie GOtt auch dieſe zehn Minuten nicht in der Gefahr des Falles laſſen wollen, ſo haͤtte er machen muͤſſen, daß dieſe Geiſter in der erſten Minute die benoͤthigte Erkaͤntniß und Fer- tigkeit im Guten uͤberkommen haͤtten. Hierbey aber haͤtte ihre Kraft wenigſtens zehnmal ſo ſtarck wuͤrcken muͤſſen, als da ſie zu ihren Vorſtellungen und Uebungen zehn Minuten Zeit hatte. Eine zehnfache Wuͤrckung, ſo in einer Zeit geſchiehet, erfordert eine zehnfache Kraft. Haͤtte alſo der Schoͤpfer die geſchaffenen Geiſter in der erſten Minute im Guten beſtaͤtigen wollen, ſo haͤtte er ihnen, nachdem, was wir hier angenommen, eine zehnmal ſtaͤr- ckere Kraft geben muͤſſen, d. i. er haͤtte die jetzi-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 312[308]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/344>, abgerufen am 23.11.2024.