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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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hause noch fünf grosse Erden, um deren
eine vier und um die andere fünf Mon-
den lauffen. Ferner sehen wir so viel
Sonnen, als wir Fixsterne wahrnehmen,
um welche vermuthlich auch Erdballen be-
wegt werden. Wer weiß, ob in densel-
ben nicht diejenigen Geister wohnen, de-
ren Wesen die grösseren Vollkommenhei-
ten fassen. Jst uns erlaubt, dieses zu
muthmassen, so können wir auch mit ei-
ner andern Muthmassung die Ursache er-
reichen, warum der Schöpfer eben auch
die gefallenen Geister mit in diese Welt ge-
setzt? GOtt ist das allergütigste Wesen,
und hat dahero eine unendliche Neigung
so vielen Geschöpfen Wohlthaten zu erzei-
gen, als nur durch weise Mittel geschehen
kan. Er hat gesehen, daß ausser den voll-
kommenern Geschöpfen, so er hier und da
in verschiedene grosse Quartiere der Welt
vertheilet, auch wir noch möglich wären.
Er hat bemerckt, daß er uns gleichfals ei-
ne Wohlthat erwiese, wenn er uns zur
Würcklichkeit brächte, und hat daher be-
schlossen auch uns hervorzubringen und in
Wohnungen zu setzen, welche unserer Na-
tur gemäß sind. GOtt hat derowegen
unsere Behausung keinen andern vor-
treflichern Geistern einräumen wollen,
weil selbigen schon an andern Orten der
Welt diejenige Wohnung, so sich für sie

schickt,





hauſe noch fuͤnf groſſe Erden, um deren
eine vier und um die andere fuͤnf Mon-
den lauffen. Ferner ſehen wir ſo viel
Sonnen, als wir Fixſterne wahrnehmen,
um welche vermuthlich auch Erdballen be-
wegt werden. Wer weiß, ob in denſel-
ben nicht diejenigen Geiſter wohnen, de-
ren Weſen die groͤſſeren Vollkommenhei-
ten faſſen. Jſt uns erlaubt, dieſes zu
muthmaſſen, ſo koͤnnen wir auch mit ei-
ner andern Muthmaſſung die Urſache er-
reichen, warum der Schoͤpfer eben auch
die gefallenen Geiſter mit in dieſe Welt ge-
ſetzt? GOtt iſt das allerguͤtigſte Weſen,
und hat dahero eine unendliche Neigung
ſo vielen Geſchoͤpfen Wohlthaten zu erzei-
gen, als nur durch weiſe Mittel geſchehen
kan. Er hat geſehen, daß auſſer den voll-
kommenern Geſchoͤpfen, ſo er hier und da
in verſchiedene groſſe Quartiere der Welt
vertheilet, auch wir noch moͤglich waͤren.
Er hat bemerckt, daß er uns gleichfals ei-
ne Wohlthat erwieſe, wenn er uns zur
Wuͤrcklichkeit braͤchte, und hat daher be-
ſchloſſen auch uns hervorzubringen und in
Wohnungen zu ſetzen, welche unſerer Na-
tur gemaͤß ſind. GOtt hat derowegen
unſere Behauſung keinen andern vor-
treflichern Geiſtern einraͤumen wollen,
weil ſelbigen ſchon an andern Orten der
Welt diejenige Wohnung, ſo ſich fuͤr ſie

ſchickt,
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[314[310]/0346] hauſe noch fuͤnf groſſe Erden, um deren eine vier und um die andere fuͤnf Mon- den lauffen. Ferner ſehen wir ſo viel Sonnen, als wir Fixſterne wahrnehmen, um welche vermuthlich auch Erdballen be- wegt werden. Wer weiß, ob in denſel- ben nicht diejenigen Geiſter wohnen, de- ren Weſen die groͤſſeren Vollkommenhei- ten faſſen. Jſt uns erlaubt, dieſes zu muthmaſſen, ſo koͤnnen wir auch mit ei- ner andern Muthmaſſung die Urſache er- reichen, warum der Schoͤpfer eben auch die gefallenen Geiſter mit in dieſe Welt ge- ſetzt? GOtt iſt das allerguͤtigſte Weſen, und hat dahero eine unendliche Neigung ſo vielen Geſchoͤpfen Wohlthaten zu erzei- gen, als nur durch weiſe Mittel geſchehen kan. Er hat geſehen, daß auſſer den voll- kommenern Geſchoͤpfen, ſo er hier und da in verſchiedene groſſe Quartiere der Welt vertheilet, auch wir noch moͤglich waͤren. Er hat bemerckt, daß er uns gleichfals ei- ne Wohlthat erwieſe, wenn er uns zur Wuͤrcklichkeit braͤchte, und hat daher be- ſchloſſen auch uns hervorzubringen und in Wohnungen zu ſetzen, welche unſerer Na- tur gemaͤß ſind. GOtt hat derowegen unſere Behauſung keinen andern vor- treflichern Geiſtern einraͤumen wollen, weil ſelbigen ſchon an andern Orten der Welt diejenige Wohnung, ſo ſich fuͤr ſie ſchickt,

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 314[310]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/346>, abgerufen am 23.11.2024.