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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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thuung, als ohne dieselbe Gnade zu er-
zeigen. (*)

§. 39.
Dritte
würckli-
che Ab-
sicht.

Wir gehen weiter und zeigen, daß auch
die dritte mögliche Absicht, so wir oben §.
34. angeführet, eine würckliche Absicht
sey, die GOtt bewogen, eine Gnugthuung
zu stiften. Alles Gute, so mit einer Sache
verknüpfft ist, ist ein Grund, warum GOtt
selbige wehlet. Die Schrift aber und die
Sache selbst erhärten, daß die Gnade

GOt-
(*) Aus dem, was anjetzt gesagt ist, kan man
auch eigentlicher zeigen, was dasjenige sey,
was GOtt an der erwählten Art Sünde
zu vergeben am mehresten gefällt. Einen
Werckmeister vergnüget dasjenige am
mehresten, was seine Wissenschaft und
Kunst am deutlichsten an den Tag leget.
Liebet nun GOtt sich selbsten, und belu-
stiget sich an seinen eigenen Wercken, wie
nothwendig ist, so müssen ihm auch dieje-
nigen Einrichtungen am angenehmsten
seyn, welche die besten Proben und Spie-
gel seiner unendlichen Vollkommenheiten
sind. Da nun selbige sich auch für an-
dern in der angeführten Art Sündern
Gnade zu erzeigen auf das deutlichste se-
hen lässet; und besonders dadurch offen-
bahr wird: auch seine Gerechtigkeit
sey unendlich und suche eine völlige
Uebereinstimmung in den Dingen,
welche sich auf die Freiheit der Gei-
ster gründen,
so muß ihm selbige noth-
wendig für andern gefallen.





thuung, als ohne dieſelbe Gnade zu er-
zeigen. (*)

§. 39.
Dritte
wuͤrckli-
che Ab-
ſicht.

Wir gehen weiter und zeigen, daß auch
die dritte moͤgliche Abſicht, ſo wir oben §.
34. angefuͤhret, eine wuͤrckliche Abſicht
ſey, die GOtt bewogen, eine Gnugthuung
zu ſtiften. Alles Gute, ſo mit einer Sache
verknuͤpfft iſt, iſt ein Grund, warum GOtt
ſelbige wehlet. Die Schrift aber und die
Sache ſelbſt erhaͤrten, daß die Gnade

GOt-
(*) Aus dem, was anjetzt geſagt iſt, kan man
auch eigentlicher zeigen, was dasjenige ſey,
was GOtt an der erwaͤhlten Art Suͤnde
zu vergeben am mehreſten gefaͤllt. Einen
Werckmeiſter vergnuͤget dasjenige am
mehreſten, was ſeine Wiſſenſchaft und
Kunſt am deutlichſten an den Tag leget.
Liebet nun GOtt ſich ſelbſten, und belu-
ſtiget ſich an ſeinen eigenen Wercken, wie
nothwendig iſt, ſo muͤſſen ihm auch dieje-
nigen Einrichtungen am angenehmſten
ſeyn, welche die beſten Proben und Spie-
gel ſeiner unendlichen Vollkommenheiten
ſind. Da nun ſelbige ſich auch fuͤr an-
dern in der angefuͤhrten Art Suͤndern
Gnade zu erzeigen auf das deutlichſte ſe-
hen laͤſſet; und beſonders dadurch offen-
bahr wird: auch ſeine Gerechtigkeit
ſey unendlich und ſuche eine voͤllige
Uebereinſtimmung in den Dingen,
welche ſich auf die Freiheit der Gei-
ſter gruͤnden,
ſo muß ihm ſelbige noth-
wendig fuͤr andern gefallen.
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[408[404]/0440] thuung, als ohne dieſelbe Gnade zu er- zeigen. (*) §. 39. Wir gehen weiter und zeigen, daß auch die dritte moͤgliche Abſicht, ſo wir oben §. 34. angefuͤhret, eine wuͤrckliche Abſicht ſey, die GOtt bewogen, eine Gnugthuung zu ſtiften. Alles Gute, ſo mit einer Sache verknuͤpfft iſt, iſt ein Grund, warum GOtt ſelbige wehlet. Die Schrift aber und die Sache ſelbſt erhaͤrten, daß die Gnade GOt- (*) Aus dem, was anjetzt geſagt iſt, kan man auch eigentlicher zeigen, was dasjenige ſey, was GOtt an der erwaͤhlten Art Suͤnde zu vergeben am mehreſten gefaͤllt. Einen Werckmeiſter vergnuͤget dasjenige am mehreſten, was ſeine Wiſſenſchaft und Kunſt am deutlichſten an den Tag leget. Liebet nun GOtt ſich ſelbſten, und belu- ſtiget ſich an ſeinen eigenen Wercken, wie nothwendig iſt, ſo muͤſſen ihm auch dieje- nigen Einrichtungen am angenehmſten ſeyn, welche die beſten Proben und Spie- gel ſeiner unendlichen Vollkommenheiten ſind. Da nun ſelbige ſich auch fuͤr an- dern in der angefuͤhrten Art Suͤndern Gnade zu erzeigen auf das deutlichſte ſe- hen laͤſſet; und beſonders dadurch offen- bahr wird: auch ſeine Gerechtigkeit ſey unendlich und ſuche eine voͤllige Uebereinſtimmung in den Dingen, welche ſich auf die Freiheit der Gei- ſter gruͤnden, ſo muß ihm ſelbige noth- wendig fuͤr andern gefallen.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 408[404]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/440>, abgerufen am 24.11.2024.