Bittet er für seine Feinde, Luc. Cap. 23. v. 34. so erkläret er, was das heisset: Liebet euere Feinde.
§. 14.
Nun urtheile ein jeder Unpartheiischer,Ob die Lehre von der Gnug- thuung Christi zur Si- cherheit leite? ob das Vorgeben derer, welche die Lehre von der Gnugthuung JEsu verwerffen, richtig sey, wenn sie sagen, daß diese Leh- re die Leute sicher mache und zu den Sün- den verleite. Redet man nicht wider die Wahrheit, wenn man leugnen will, daß diese Lehre uns die trifftigsten Bewe- gungsgründe zu der wahren Tugend vor- hält? Ja man urtheile, ob nicht vielmehr die Lehre derer, welche die Gnugthuung Christi in Zweiffel ziehen, und GOtt zu ei- nem sehr gleichgültigem Wesen bey der Sünde machen, Gelegenheit zu einem si- chern Leben giebt? Jnzwischen aber kön- nen wir nicht leugnen, daß viele diese an sich unschuldige und heilige Lehre derge- stalt verkehrt auslegen und im Leben an- wenden, daß sie ihr böses Gewissen da- durch einschläfern und bey ihren Sünden in eine geruhige Sicherheit setzen. Eben diesem Mißbrauche aber sind mehrere Wahrheiten unterworffen. Wie viele lassen sich die Wahrheit von der unendli- chen Güte GOttes zur Sicherheit dienen,
da
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Bittet er fuͤr ſeine Feinde, Luc. Cap. 23. v. 34. ſo erklaͤret er, was das heiſſet: Liebet euere Feinde.
§. 14.
Nun urtheile ein jeder Unpartheiiſcher,Ob die Lehre von der Gnug- thuung Chriſti zur Si- cherheit leite? ob das Vorgeben derer, welche die Lehre von der Gnugthuung JEſu verwerffen, richtig ſey, wenn ſie ſagen, daß dieſe Leh- re die Leute ſicher mache und zu den Suͤn- den verleite. Redet man nicht wider die Wahrheit, wenn man leugnen will, daß dieſe Lehre uns die trifftigſten Bewe- gungsgruͤnde zu der wahren Tugend vor- haͤlt? Ja man urtheile, ob nicht vielmehr die Lehre derer, welche die Gnugthuung Chriſti in Zweiffel ziehen, und GOtt zu ei- nem ſehr gleichguͤltigem Weſen bey der Suͤnde machen, Gelegenheit zu einem ſi- chern Leben giebt? Jnzwiſchen aber koͤn- nen wir nicht leugnen, daß viele dieſe an ſich unſchuldige und heilige Lehre derge- ſtalt verkehrt auslegen und im Leben an- wenden, daß ſie ihr boͤſes Gewiſſen da- durch einſchlaͤfern und bey ihren Suͤnden in eine geruhige Sicherheit ſetzen. Eben dieſem Mißbrauche aber ſind mehrere Wahrheiten unterworffen. Wie viele laſſen ſich die Wahrheit von der unendli- chen Guͤte GOttes zur Sicherheit dienen,
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[465[461]/0497]
Bittet er fuͤr ſeine Feinde, Luc. Cap.
23. v. 34. ſo erklaͤret er, was das heiſſet:
Liebet euere Feinde.
§. 14.
Nun urtheile ein jeder Unpartheiiſcher,
ob das Vorgeben derer, welche die Lehre
von der Gnugthuung JEſu verwerffen,
richtig ſey, wenn ſie ſagen, daß dieſe Leh-
re die Leute ſicher mache und zu den Suͤn-
den verleite. Redet man nicht wider die
Wahrheit, wenn man leugnen will, daß
dieſe Lehre uns die trifftigſten Bewe-
gungsgruͤnde zu der wahren Tugend vor-
haͤlt? Ja man urtheile, ob nicht vielmehr
die Lehre derer, welche die Gnugthuung
Chriſti in Zweiffel ziehen, und GOtt zu ei-
nem ſehr gleichguͤltigem Weſen bey der
Suͤnde machen, Gelegenheit zu einem ſi-
chern Leben giebt? Jnzwiſchen aber koͤn-
nen wir nicht leugnen, daß viele dieſe an
ſich unſchuldige und heilige Lehre derge-
ſtalt verkehrt auslegen und im Leben an-
wenden, daß ſie ihr boͤſes Gewiſſen da-
durch einſchlaͤfern und bey ihren Suͤnden
in eine geruhige Sicherheit ſetzen. Eben
dieſem Mißbrauche aber ſind mehrere
Wahrheiten unterworffen. Wie viele
laſſen ſich die Wahrheit von der unendli-
chen Guͤte GOttes zur Sicherheit dienen,
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Ob die
Lehre von
der Gnug-
thuung
Chriſti
zur Si-
cherheit
leite?
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 465[461]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/497>, abgerufen am 28.11.2024.
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