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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Gemüthes und ohne sonderliche Mühe
Bürger desselben werden können. Der
Mittler hat uns die Gnade GOttes und
die Seeligkeit nur dergestalt durch seine
vollkommenste Gnugthuung wieder her-
gestellet, daß wir auf eine weise Art von
der Strafe losgesprochen werden, wo-
mit unsere unordentliche Neigungen son-
sten einzuschräncken waren, wenn auch
wir diesen bösen Begierden durch Kraft
des heiligen Geistes Einhalt thun wollen.
Er hat uns den Himmel dergestalt er-
worben, daß wir in denselben kommen
können, wenn wir den Weg, so in den-
selben führet, betreten wollen. Christus
hat durch seine Gnugthuung alle die Din-
ge, welche sich auf die Freiheit der Gei-
ster gründen, (den Nexum moralem)
in solche Ordnung gesetzet, daß GOtt
auf eine weise und den Regeln der Schön-
heit gemässe Art seine mächtige Gnade an-
wenden kan unsern verdorbenen Zustand
zu verbessern und die verschertzte Glücksee-
ligkeit dereinsten völlig wiederum herzu-
stellen. Dieses aber kan nicht anders
geschehen, als wenn wir in die göttliche
Heilsordnung treten, nemlich wenn wir
Busse thun, glauben und gottseelig le-
ben. Thun wir dieses nicht, so haben
wir von der Erlösung Christi keinen
Vortheil als diesen, daß uns die göttli-

che





Gemuͤthes und ohne ſonderliche Muͤhe
Buͤrger deſſelben werden koͤnnen. Der
Mittler hat uns die Gnade GOttes und
die Seeligkeit nur dergeſtalt durch ſeine
vollkommenſte Gnugthuung wieder her-
geſtellet, daß wir auf eine weiſe Art von
der Strafe losgeſprochen werden, wo-
mit unſere unordentliche Neigungen ſon-
ſten einzuſchraͤncken waren, wenn auch
wir dieſen boͤſen Begierden durch Kraft
des heiligen Geiſtes Einhalt thun wollen.
Er hat uns den Himmel dergeſtalt er-
worben, daß wir in denſelben kommen
koͤnnen, wenn wir den Weg, ſo in den-
ſelben fuͤhret, betreten wollen. Chriſtus
hat durch ſeine Gnugthuung alle die Din-
ge, welche ſich auf die Freiheit der Gei-
ſter gruͤnden, (den Nexum moralem)
in ſolche Ordnung geſetzet, daß GOtt
auf eine weiſe und den Regeln der Schoͤn-
heit gemaͤſſe Art ſeine maͤchtige Gnade an-
wenden kan unſern verdorbenen Zuſtand
zu verbeſſern und die verſchertzte Gluͤckſee-
ligkeit dereinſten voͤllig wiederum herzu-
ſtellen. Dieſes aber kan nicht anders
geſchehen, als wenn wir in die goͤttliche
Heilsordnung treten, nemlich wenn wir
Buſſe thun, glauben und gottſeelig le-
ben. Thun wir dieſes nicht, ſo haben
wir von der Erloͤſung Chriſti keinen
Vortheil als dieſen, daß uns die goͤttli-

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[470[466]/0502] Gemuͤthes und ohne ſonderliche Muͤhe Buͤrger deſſelben werden koͤnnen. Der Mittler hat uns die Gnade GOttes und die Seeligkeit nur dergeſtalt durch ſeine vollkommenſte Gnugthuung wieder her- geſtellet, daß wir auf eine weiſe Art von der Strafe losgeſprochen werden, wo- mit unſere unordentliche Neigungen ſon- ſten einzuſchraͤncken waren, wenn auch wir dieſen boͤſen Begierden durch Kraft des heiligen Geiſtes Einhalt thun wollen. Er hat uns den Himmel dergeſtalt er- worben, daß wir in denſelben kommen koͤnnen, wenn wir den Weg, ſo in den- ſelben fuͤhret, betreten wollen. Chriſtus hat durch ſeine Gnugthuung alle die Din- ge, welche ſich auf die Freiheit der Gei- ſter gruͤnden, (den Nexum moralem) in ſolche Ordnung geſetzet, daß GOtt auf eine weiſe und den Regeln der Schoͤn- heit gemaͤſſe Art ſeine maͤchtige Gnade an- wenden kan unſern verdorbenen Zuſtand zu verbeſſern und die verſchertzte Gluͤckſee- ligkeit dereinſten voͤllig wiederum herzu- ſtellen. Dieſes aber kan nicht anders geſchehen, als wenn wir in die goͤttliche Heilsordnung treten, nemlich wenn wir Buſſe thun, glauben und gottſeelig le- ben. Thun wir dieſes nicht, ſo haben wir von der Erloͤſung Chriſti keinen Vortheil als dieſen, daß uns die goͤttli- che

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 470[466]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/502>, abgerufen am 29.11.2024.