Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





einen GOtt, Himmel und Hölle zuge-
ben. Verbindet man daher jemand
das eine anzunehmen, so muß er auch
das andere für wahr halten.

§. 7.

Wir wollen nun mit mehreren fest se-Was der
Glaube
eigentlich
sey?

tzen, was der Glaube sey, den die Schrift
von denen fordert, die sich Bürger GOt-
tes nennen wollen. Das Wort glau-
ben
überhaupt betrachtet hat mehr als
eine Bedeutung. Jnsgemein zeigen wir
dadurch an, daß wir etwas für wahr
halten, wir mögen solches durch Beweiß,
Muthmassung oder durch das Zeugniß
eines andern erkennen. (*) Andere aber



ge-
(*) Will man auf den ordentlichen und ge-
wöhnlichen Gebrauch des Wortes glau-
ben
sehen, so wird Niemand leugnen
können, daß man so wol von den Wahr-
heiten, die man durch den genauesten
Beweiß erkennet, als auch von denen,
die man aus der Erzählung eines andern
hat, sage: man glaube sie. Auch
die Philosophen, welche das höchste We-
sen durch den schärfesten Beweiß erken-
nen, sprechen, sie glauben einen GOtt.
Jn der Heil. Schrift wird daher auch
wol die gewöhnlichste Bedeutung die-
sem





einen GOtt, Himmel und Hoͤlle zuge-
ben. Verbindet man daher jemand
das eine anzunehmen, ſo muß er auch
das andere fuͤr wahr halten.

§. 7.

Wir wollen nun mit mehreren feſt ſe-Was der
Glaube
eigentlich
ſey?

tzen, was der Glaube ſey, den die Schrift
von denen fordert, die ſich Buͤrger GOt-
tes nennen wollen. Das Wort glau-
ben
uͤberhaupt betrachtet hat mehr als
eine Bedeutung. Jnsgemein zeigen wir
dadurch an, daß wir etwas fuͤr wahr
halten, wir moͤgen ſolches durch Beweiß,
Muthmaſſung oder durch das Zeugniß
eines andern erkennen. (*) Andere aber



ge-
(*) Will man auf den ordentlichen und ge-
woͤhnlichen Gebrauch des Wortes glau-
ben
ſehen, ſo wird Niemand leugnen
koͤnnen, daß man ſo wol von den Wahr-
heiten, die man durch den genaueſten
Beweiß erkennet, als auch von denen,
die man aus der Erzaͤhlung eines andern
hat, ſage: man glaube ſie. Auch
die Philoſophen, welche das hoͤchſte We-
ſen durch den ſchaͤrfeſten Beweiß erken-
nen, ſprechen, ſie glauben einen GOtt.
Jn der Heil. Schrift wird daher auch
wol die gewoͤhnlichſte Bedeutung die-
ſem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0527" n="495[491]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
einen GOtt, Himmel und Ho&#x0364;lle zuge-<lb/>
ben. Verbindet man daher jemand<lb/>
das eine anzunehmen, &#x017F;o muß er auch<lb/>
das andere fu&#x0364;r wahr halten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.</head><lb/>
            <p>Wir wollen nun mit mehreren fe&#x017F;t &#x017F;e-<note place="right">Was der<lb/>
Glaube<lb/>
eigentlich<lb/>
&#x017F;ey?</note><lb/>
tzen, was der Glaube &#x017F;ey, den die Schrift<lb/>
von denen fordert, die &#x017F;ich Bu&#x0364;rger GOt-<lb/>
tes nennen wollen. Das Wort <hi rendition="#fr">glau-<lb/>
ben</hi> u&#x0364;berhaupt betrachtet hat mehr als<lb/>
eine Bedeutung. Jnsgemein zeigen wir<lb/>
dadurch an, daß wir etwas fu&#x0364;r wahr<lb/>
halten, wir mo&#x0364;gen &#x017F;olches durch Beweiß,<lb/>
Muthma&#x017F;&#x017F;ung oder durch das Zeugniß<lb/>
eines andern erkennen. <note xml:id="a61" next="#a62" place="foot" n="(*)">Will man auf den ordentlichen und ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Gebrauch des Wortes <hi rendition="#fr">glau-<lb/>
ben</hi> &#x017F;ehen, &#x017F;o wird Niemand leugnen<lb/>
ko&#x0364;nnen, daß man &#x017F;o wol von den Wahr-<lb/>
heiten, die man durch den genaue&#x017F;ten<lb/>
Beweiß erkennet, als auch von denen,<lb/>
die man aus der Erza&#x0364;hlung eines andern<lb/>
hat, &#x017F;age: <hi rendition="#fr">man glaube &#x017F;ie.</hi> Auch<lb/>
die Philo&#x017F;ophen, welche das ho&#x0364;ch&#x017F;te We-<lb/>
&#x017F;en durch den &#x017F;cha&#x0364;rfe&#x017F;ten Beweiß erken-<lb/>
nen, &#x017F;prechen, <hi rendition="#fr">&#x017F;ie glauben einen GOtt.</hi><lb/>
Jn der Heil. Schrift wird daher auch<lb/>
wol die gewo&#x0364;hnlich&#x017F;te Bedeutung die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;em</fw></note> Andere aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[495[491]/0527] einen GOtt, Himmel und Hoͤlle zuge- ben. Verbindet man daher jemand das eine anzunehmen, ſo muß er auch das andere fuͤr wahr halten. §. 7. Wir wollen nun mit mehreren feſt ſe- tzen, was der Glaube ſey, den die Schrift von denen fordert, die ſich Buͤrger GOt- tes nennen wollen. Das Wort glau- ben uͤberhaupt betrachtet hat mehr als eine Bedeutung. Jnsgemein zeigen wir dadurch an, daß wir etwas fuͤr wahr halten, wir moͤgen ſolches durch Beweiß, Muthmaſſung oder durch das Zeugniß eines andern erkennen. (*) Andere aber ge- Was der Glaube eigentlich ſey? (*) Will man auf den ordentlichen und ge- woͤhnlichen Gebrauch des Wortes glau- ben ſehen, ſo wird Niemand leugnen koͤnnen, daß man ſo wol von den Wahr- heiten, die man durch den genaueſten Beweiß erkennet, als auch von denen, die man aus der Erzaͤhlung eines andern hat, ſage: man glaube ſie. Auch die Philoſophen, welche das hoͤchſte We- ſen durch den ſchaͤrfeſten Beweiß erken- nen, ſprechen, ſie glauben einen GOtt. Jn der Heil. Schrift wird daher auch wol die gewoͤhnlichſte Bedeutung die- ſem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/527
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 495[491]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/527>, abgerufen am 23.05.2024.